Herr bei seiner Ankunft auf Erden, Gläubige und Ungläubige richten werde. Die Bilder dieses Mei- sters sind sehr rar, vorzüglich in Rom. Dieses hier enthält eine Menge Academischer Figuren, die so sehr im Stile des Michael Angelo gezeichnet sind, daß man sie beinahe diesem Meister zuschreiben sollte.
Stil des Tibaldi.
Wenn Tibaldi der Manier des M. Angelo gefolgt ist; so muß man doch gestehen, daß er mehr im Geiste seines Lehrers gedacht, als ihn sclavisch nachgeahmt hat. Daher nannten ihn auch die Carracci: il M. Angelo riformato. Durch ihn erhielt sich der große Stil in Bologna.
Diana mit ihren Nym- phen von Domenichi- no.
+ Diana die ihren Nymphen, die nach einem Ziele schießen, Preise austheilt. Da dies Gemählde unter die vorzüglichsten Werke des Dome- nichino gerechnet wird, so glaube ich berechtiget zu seyn, es etwas genauer zu beurtheilen.
Das Süjet ist gut gewählt. Es bietet dem Künstler ein weites Feld dar, den Ausdruck der Ge- schicklichkeit, der Aufmerksamkeit, des Frohsinns bei einem unterhaltenden Spiele, und schöne weibliche Körper in reitzenden Stellungen zu zeigen. Wir wis- sen aber schon, daß die Wahl des Vorwurfs der ge- ringste Theil bei der dichterischen Erfindung des Mah- lers ist; es kömmt bei ihm hauptsächlich auf die Er- findung der einzelnen Theile an, wodurch er den Vor- wurf sinnlich macht: und hier wollen wir unsern Künst- ler zuerst verfolgen.
Er wollte uns auf Dianen, als Göttin, als diejenige, welche die Preise austheilt, auf die Haupt- person in dem Bilde vorzüglich aufmerksam machen.
Er
Pallaſt Borgheſe.
Herr bei ſeiner Ankunft auf Erden, Glaͤubige und Unglaͤubige richten werde. Die Bilder dieſes Mei- ſters ſind ſehr rar, vorzuͤglich in Rom. Dieſes hier enthaͤlt eine Menge Academiſcher Figuren, die ſo ſehr im Stile des Michael Angelo gezeichnet ſind, daß man ſie beinahe dieſem Meiſter zuſchreiben ſollte.
Stil des Tibaldi.
Wenn Tibaldi der Manier des M. Angelo gefolgt iſt; ſo muß man doch geſtehen, daß er mehr im Geiſte ſeines Lehrers gedacht, als ihn ſclaviſch nachgeahmt hat. Daher nannten ihn auch die Carracci: il M. Angelo riformato. Durch ihn erhielt ſich der große Stil in Bologna.
Diana mit ihren Nym- phen von Domenichi- no.
† Diana die ihren Nymphen, die nach einem Ziele ſchießen, Preiſe austheilt. Da dies Gemaͤhlde unter die vorzuͤglichſten Werke des Dome- nichino gerechnet wird, ſo glaube ich berechtiget zu ſeyn, es etwas genauer zu beurtheilen.
Das Suͤjet iſt gut gewaͤhlt. Es bietet dem Kuͤnſtler ein weites Feld dar, den Ausdruck der Ge- ſchicklichkeit, der Aufmerkſamkeit, des Frohſinns bei einem unterhaltenden Spiele, und ſchoͤne weibliche Koͤrper in reitzenden Stellungen zu zeigen. Wir wiſ- ſen aber ſchon, daß die Wahl des Vorwurfs der ge- ringſte Theil bei der dichteriſchen Erfindung des Mah- lers iſt; es koͤmmt bei ihm hauptſaͤchlich auf die Er- findung der einzelnen Theile an, wodurch er den Vor- wurf ſinnlich macht: und hier wollen wir unſern Kuͤnſt- ler zuerſt verfolgen.
Er wollte uns auf Dianen, als Goͤttin, als diejenige, welche die Preiſe austheilt, auf die Haupt- perſon in dem Bilde vorzuͤglich aufmerkſam machen.
Er
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Pallaſt Borgheſe.
Herr bei ſeiner Ankunft auf Erden, Glaͤubige und
Unglaͤubige richten werde. Die Bilder dieſes Mei-
ſters ſind ſehr rar, vorzuͤglich in Rom. Dieſes hier
enthaͤlt eine Menge Academiſcher Figuren, die ſo ſehr
im Stile des Michael Angelo gezeichnet ſind, daß
man ſie beinahe dieſem Meiſter zuſchreiben ſollte.
Wenn Tibaldi der Manier des M. Angelo gefolgt
iſt; ſo muß man doch geſtehen, daß er mehr im Geiſte
ſeines Lehrers gedacht, als ihn ſclaviſch nachgeahmt
hat. Daher nannten ihn auch die Carracci: il M.
Angelo riformato. Durch ihn erhielt ſich der
große Stil in Bologna.
† Diana die ihren Nymphen, die nach
einem Ziele ſchießen, Preiſe austheilt. Da dies
Gemaͤhlde unter die vorzuͤglichſten Werke des Dome-
nichino gerechnet wird, ſo glaube ich berechtiget zu
ſeyn, es etwas genauer zu beurtheilen.
Das Suͤjet iſt gut gewaͤhlt. Es bietet dem
Kuͤnſtler ein weites Feld dar, den Ausdruck der Ge-
ſchicklichkeit, der Aufmerkſamkeit, des Frohſinns
bei einem unterhaltenden Spiele, und ſchoͤne weibliche
Koͤrper in reitzenden Stellungen zu zeigen. Wir wiſ-
ſen aber ſchon, daß die Wahl des Vorwurfs der ge-
ringſte Theil bei der dichteriſchen Erfindung des Mah-
lers iſt; es koͤmmt bei ihm hauptſaͤchlich auf die Er-
findung der einzelnen Theile an, wodurch er den Vor-
wurf ſinnlich macht: und hier wollen wir unſern Kuͤnſt-
ler zuerſt verfolgen.
Er wollte uns auf Dianen, als Goͤttin, als
diejenige, welche die Preiſe austheilt, auf die Haupt-
perſon in dem Bilde vorzuͤglich aufmerkſam machen.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/308>, abgerufen am 03.07.2024.
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