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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Der Vaticanische Pallast.
Beiwerken zeigt sich ein schöner Geschmack, und die
sorgsamste Ausführung. Die Haare scheinen ein
Spiel der Winde zu seyn, und auf dem Helme sind
die Thaten des Hercules erhoben gearbeitet.

+ Ein lachender Faun, Büste. Schöner
Ausdruck naiver Fröhlichkeit. Nie hat ein Kummer
diese glatte Stirn gerunzelt.

Euclides, Aristophanes, Antistenes, Bü-
sten, die mit ihren griechischen Nahmen in der Villa
des Hadrians zu Tivoli vom Conte Fede gefunden sind.

Lysimachus. Kopf eines jungen Helden, an
dessen Stirne man die Spuren der Ammonshörner
sieht, die ehemals daran befindlich waren.

Balbinus aus Bronze. Der Seltenheit we-
gen zu merken, wenn die Angabe ihre Richtigkeit hat.

Juba König von Numidien, Büste mit
vielem Ausdruck der Verschlagenheit.

Kopf eines jungen Nero als Apollo. Der
Kopf ist schön. Die Benennung ohne Grund.

Colossalischer Weiberkopf. Man nennt ihn
Julia, Tochter des Titus. Allein der gewöhnliche
Haaraufsatz, der unserm modernen Lockenbau so nahe
kömmt, fehlt.

+ Ceres. Eine berühmte Statue aus dem
Pallast Mattei. Sie ist nicht groß.

Der Kopf hat einen reitzenden Charakter, und
ist, so wie die Füße sehr weich und fein gearbeitet.
Das Gewand klebt zu sehr am Körper, und die Fal-
ten sind zu künstlich gelegt. Aber die Arbeit daran
ist so vortrefflich, daß man den Gürtel, der das Un-
terkleid zusammen hält, durch den Mantel durch be-
merkt.

Die

Der Vaticaniſche Pallaſt.
Beiwerken zeigt ſich ein ſchoͤner Geſchmack, und die
ſorgſamſte Ausfuͤhrung. Die Haare ſcheinen ein
Spiel der Winde zu ſeyn, und auf dem Helme ſind
die Thaten des Hercules erhoben gearbeitet.

Ein lachender Faun, Buͤſte. Schoͤner
Ausdruck naiver Froͤhlichkeit. Nie hat ein Kummer
dieſe glatte Stirn gerunzelt.

Euclides, Ariſtophanes, Antiſtenes, Buͤ-
ſten, die mit ihren griechiſchen Nahmen in der Villa
des Hadrians zu Tivoli vom Conte Fede gefunden ſind.

Lyſimachus. Kopf eines jungen Helden, an
deſſen Stirne man die Spuren der Ammonshoͤrner
ſieht, die ehemals daran befindlich waren.

Balbinus aus Bronze. Der Seltenheit we-
gen zu merken, wenn die Angabe ihre Richtigkeit hat.

Juba Koͤnig von Numidien, Buͤſte mit
vielem Ausdruck der Verſchlagenheit.

Kopf eines jungen Nero als Apollo. Der
Kopf iſt ſchoͤn. Die Benennung ohne Grund.

Coloſſaliſcher Weiberkopf. Man nennt ihn
Julia, Tochter des Titus. Allein der gewoͤhnliche
Haaraufſatz, der unſerm modernen Lockenbau ſo nahe
koͤmmt, fehlt.

Ceres. Eine beruͤhmte Statue aus dem
Pallaſt Mattei. Sie iſt nicht groß.

Der Kopf hat einen reitzenden Charakter, und
iſt, ſo wie die Fuͤße ſehr weich und fein gearbeitet.
Das Gewand klebt zu ſehr am Koͤrper, und die Fal-
ten ſind zu kuͤnſtlich gelegt. Aber die Arbeit daran
iſt ſo vortrefflich, daß man den Guͤrtel, der das Un-
terkleid zuſammen haͤlt, durch den Mantel durch be-
merkt.

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[98/0120] Der Vaticaniſche Pallaſt. Beiwerken zeigt ſich ein ſchoͤner Geſchmack, und die ſorgſamſte Ausfuͤhrung. Die Haare ſcheinen ein Spiel der Winde zu ſeyn, und auf dem Helme ſind die Thaten des Hercules erhoben gearbeitet. † Ein lachender Faun, Buͤſte. Schoͤner Ausdruck naiver Froͤhlichkeit. Nie hat ein Kummer dieſe glatte Stirn gerunzelt. Euclides, Ariſtophanes, Antiſtenes, Buͤ- ſten, die mit ihren griechiſchen Nahmen in der Villa des Hadrians zu Tivoli vom Conte Fede gefunden ſind. Lyſimachus. Kopf eines jungen Helden, an deſſen Stirne man die Spuren der Ammonshoͤrner ſieht, die ehemals daran befindlich waren. Balbinus aus Bronze. Der Seltenheit we- gen zu merken, wenn die Angabe ihre Richtigkeit hat. Juba Koͤnig von Numidien, Buͤſte mit vielem Ausdruck der Verſchlagenheit. Kopf eines jungen Nero als Apollo. Der Kopf iſt ſchoͤn. Die Benennung ohne Grund. Coloſſaliſcher Weiberkopf. Man nennt ihn Julia, Tochter des Titus. Allein der gewoͤhnliche Haaraufſatz, der unſerm modernen Lockenbau ſo nahe koͤmmt, fehlt. † Ceres. Eine beruͤhmte Statue aus dem Pallaſt Mattei. Sie iſt nicht groß. Der Kopf hat einen reitzenden Charakter, und iſt, ſo wie die Fuͤße ſehr weich und fein gearbeitet. Das Gewand klebt zu ſehr am Koͤrper, und die Fal- ten ſind zu kuͤnſtlich gelegt. Aber die Arbeit daran iſt ſo vortrefflich, daß man den Guͤrtel, der das Un- terkleid zuſammen haͤlt, durch den Mantel durch be- merkt. Die

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/120>, abgerufen am 07.05.2024.