Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Märchen vom ersten April.
P - - E - -
P
61. Eigentlich heißt er R - - S - -; aberE
der finstre Mensch sieht es nicht gern,R
daß man seinen Namen nennt.
S
62. Jhro Wohlehrwürden Herr I - -, Pa-I
stor zu U.
U
63. Madame S - -! Jch küsse ihnen die Hände.
S.

Also liegt der Schlüssel zu den sieben mal sie-
ben Währsagungen in den Versen des Persius:

Vt nemo in sese tentat descendere, nemo!
At praecedenti spectatur mantica tergo!

Damit mich auch diejenigen verstehen, welche
der lateinischen Sprache nicht kundig sind, und viel-
leicht die meisten Schlüssel zu den sieben mal sieben
Wahrsagungen gefertigt haben; so will ich ihnen, zu
ihrer Erbauung sagen, was diese Verse heißen:

Wie thöricht sind wir Menschen, daß wir
niemals in unsern eignen Busen greifen, nie-
mals unsre eignen Fehler sehen wollen; und
daß wir nur alsdenn scharfsichtig sind, wenn

wir die Fehler unsrer unschuldigen Mit-
bürger ausspähen!

[Abbildung]
Das Maͤrchen vom erſten April.
P ‒ ‒ E ‒ ‒
P
61. Eigentlich heißt er R ‒ ‒ S ‒ ‒; aberE
der finſtre Menſch ſieht es nicht gern,R
daß man ſeinen Namen nennt.
S
62. Jhro Wohlehrwuͤrden Herr I ‒ ‒, Pa-I
ſtor zu U.
U
63. Madame S ‒ ‒! Jch kuͤſſe ihnen die Haͤnde.
S.

Alſo liegt der Schluͤſſel zu den ſieben mal ſie-
ben Waͤhrſagungen in den Verſen des Perſius:

Vt nemo in ſeſe tentat deſcendere, nemo!
At praecedenti ſpectatur mantica tergo!

Damit mich auch diejenigen verſtehen, welche
der lateiniſchen Sprache nicht kundig ſind, und viel-
leicht die meiſten Schluͤſſel zu den ſieben mal ſieben
Wahrſagungen gefertigt haben; ſo will ich ihnen, zu
ihrer Erbauung ſagen, was dieſe Verſe heißen:

Wie thoͤricht ſind wir Menſchen, daß wir
niemals in unſern eignen Buſen greifen, nie-
mals unſre eignen Fehler ſehen wollen; und
daß wir nur alsdenn ſcharfſichtig ſind, wenn

wir die Fehler unſrer unſchuldigen Mit-
buͤrger ausſpaͤhen!

[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0586" n="564[562]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Ma&#x0364;rchen vom er&#x017F;ten April.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">P &#x2012; &#x2012; E</hi> &#x2012; &#x2012;</item>
            </list>
            <note place="right"> <hi rendition="#aq">P</hi> </note><lb/>
            <list>
              <item>61. Eigentlich heißt er <hi rendition="#aq">R &#x2012; &#x2012; S</hi> &#x2012; &#x2012;; aber<note place="right"><hi rendition="#aq">E</hi></note><lb/>
der fin&#x017F;tre Men&#x017F;ch &#x017F;ieht es nicht gern,<note place="right"><hi rendition="#aq">R</hi></note><lb/>
daß man &#x017F;einen Namen nennt.</item>
            </list>
            <note place="right"> <hi rendition="#aq">S</hi> </note><lb/>
            <list>
              <item>62. Jhro Wohlehrwu&#x0364;rden Herr <hi rendition="#aq">I</hi> &#x2012; &#x2012;, Pa-<note place="right"><hi rendition="#aq">I</hi></note><lb/>
&#x017F;tor zu <hi rendition="#aq">U.</hi></item>
            </list>
            <note place="right"> <hi rendition="#aq">U</hi> </note><lb/>
            <list>
              <item>63. Madame <hi rendition="#aq">S</hi> &#x2012; &#x2012;! Jch ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihnen die Ha&#x0364;nde.</item>
            </list>
            <note place="right"> <hi rendition="#aq">S.</hi> </note><lb/>
            <p>Al&#x017F;o liegt der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zu den &#x017F;ieben mal &#x017F;ie-<lb/>
ben Wa&#x0364;hr&#x017F;agungen in den Ver&#x017F;en des <hi rendition="#aq">Per&#x017F;ius:</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq">Vt nemo in &#x017F;e&#x017F;e tentat de&#x017F;cendere, nemo!<lb/>
At praecedenti &#x017F;pectatur mantica tergo!</hi> </quote>
            </cit><lb/>
            <p>Damit mich auch diejenigen ver&#x017F;tehen, welche<lb/>
der lateini&#x017F;chen Sprache nicht kundig &#x017F;ind, und viel-<lb/>
leicht die mei&#x017F;ten Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zu den &#x017F;ieben mal &#x017F;ieben<lb/>
Wahr&#x017F;agungen gefertigt haben; &#x017F;o will ich ihnen, zu<lb/>
ihrer Erbauung &#x017F;agen, was die&#x017F;e Ver&#x017F;e heißen:</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Wie tho&#x0364;richt &#x017F;ind wir Men&#x017F;chen, daß wir<lb/>
niemals in un&#x017F;ern eignen Bu&#x017F;en greifen, nie-<lb/>
mals un&#x017F;re eignen Fehler &#x017F;ehen wollen; und<lb/>
daß wir nur alsdenn &#x017F;charf&#x017F;ichtig &#x017F;ind, wenn</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">wir die Fehler un&#x017F;rer un&#x017F;chuldigen Mit-<lb/>
bu&#x0364;rger aus&#x017F;pa&#x0364;hen!</hi> </hi> </p><lb/>
            <figure/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[564[562]/0586] Das Maͤrchen vom erſten April. P ‒ ‒ E ‒ ‒ 61. Eigentlich heißt er R ‒ ‒ S ‒ ‒; aber der finſtre Menſch ſieht es nicht gern, daß man ſeinen Namen nennt. 62. Jhro Wohlehrwuͤrden Herr I ‒ ‒, Pa- ſtor zu U. 63. Madame S ‒ ‒! Jch kuͤſſe ihnen die Haͤnde. Alſo liegt der Schluͤſſel zu den ſieben mal ſie- ben Waͤhrſagungen in den Verſen des Perſius: Vt nemo in ſeſe tentat deſcendere, nemo! At praecedenti ſpectatur mantica tergo! Damit mich auch diejenigen verſtehen, welche der lateiniſchen Sprache nicht kundig ſind, und viel- leicht die meiſten Schluͤſſel zu den ſieben mal ſieben Wahrſagungen gefertigt haben; ſo will ich ihnen, zu ihrer Erbauung ſagen, was dieſe Verſe heißen: Wie thoͤricht ſind wir Menſchen, daß wir niemals in unſern eignen Buſen greifen, nie- mals unſre eignen Fehler ſehen wollen; und daß wir nur alsdenn ſcharfſichtig ſind, wenn wir die Fehler unſrer unſchuldigen Mit- buͤrger ausſpaͤhen! [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/586
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 564[562]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/586>, abgerufen am 23.11.2024.