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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Zweytes Buch.
hat er einen Proceß angefangen, der ihm gewiß
alle seine Mühe auf einmal belohnen wird. Nun
sinnt er nach, was er mit den unsäglichen Schätzen
anfangen will, von denen er künftig Herr seyn
wird. Jn seiner Vaterstadt will er eine Stiftung
für hundert Arme machen. Unter seinen Ver-
wandten hat er viele, die Noth leiden; denen will
er unter die Arme greifen, daß sie Brodt verdie-
nen können. Für die Geistlichen und Schulen
setzt er jährlich dreytausend Thaler aus, die er nach
seinem Gutbefinden unter sie theilen will. Alle
Jahre will er fünf Knaben auf ein Handwerck
thun, und fünf armen Mädchen will er eine Aus-
stattung geben. Er kennt zween Kaufleute, die
fleißig und ehrlich, aber in ihrer Handlung unglück-
lich sind; denen will er ohne Zinsen so viel Geld
leihen, als sie brauchen, damit sie für sich und die
Jhrigen Brodt erwerben können. Hundert tau-
send Thaler will er alle Jahre verbauen, damit
diejenigen ihren Unterhalt bekommen können, die
Lust haben zu arbeiten. So menschenfreundlich
träumt Philet! (32) Dieser rechtschaffe Mann
ist der einzige, dem ich die Entdeckung eines Ge-
heimnisses gönnen wollte, welches außerdem, wenn
es zu entdecken, und mehr als einer Person be-
kannt wäre, das größte Unglück für ein Land
seyn müßte.

24.

Dort sitzt Argyl (33) vor dem Ofen, und

bläst,
(32) Schon die ehrliche Miene macht den leichtgläubigen
P - - kenntlich, wenn ich ihn auch nicht nennte.
(33) Der Taugenichts R - - k.

Zweytes Buch.
hat er einen Proceß angefangen, der ihm gewiß
alle ſeine Muͤhe auf einmal belohnen wird. Nun
ſinnt er nach, was er mit den unſaͤglichen Schaͤtzen
anfangen will, von denen er kuͤnftig Herr ſeyn
wird. Jn ſeiner Vaterſtadt will er eine Stiftung
fuͤr hundert Arme machen. Unter ſeinen Ver-
wandten hat er viele, die Noth leiden; denen will
er unter die Arme greifen, daß ſie Brodt verdie-
nen koͤnnen. Fuͤr die Geiſtlichen und Schulen
ſetzt er jaͤhrlich dreytauſend Thaler aus, die er nach
ſeinem Gutbefinden unter ſie theilen will. Alle
Jahre will er fuͤnf Knaben auf ein Handwerck
thun, und fuͤnf armen Maͤdchen will er eine Aus-
ſtattung geben. Er kennt zween Kaufleute, die
fleißig und ehrlich, aber in ihrer Handlung ungluͤck-
lich ſind; denen will er ohne Zinſen ſo viel Geld
leihen, als ſie brauchen, damit ſie fuͤr ſich und die
Jhrigen Brodt erwerben koͤnnen. Hundert tau-
ſend Thaler will er alle Jahre verbauen, damit
diejenigen ihren Unterhalt bekommen koͤnnen, die
Luſt haben zu arbeiten. So menſchenfreundlich
traͤumt Philet! (32) Dieſer rechtſchaffe Mann
iſt der einzige, dem ich die Entdeckung eines Ge-
heimniſſes goͤnnen wollte, welches außerdem, wenn
es zu entdecken, und mehr als einer Perſon be-
kannt waͤre, das groͤßte Ungluͤck fuͤr ein Land
ſeyn muͤßte.

24.

Dort ſitzt Argyl (33) vor dem Ofen, und

blaͤſt,
(32) Schon die ehrliche Miene macht den leichtglaͤubigen
P ‒ ‒ kenntlich, wenn ich ihn auch nicht nennte.
(33) Der Taugenichts R ‒ ‒ k.
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[525[523]/0547] Zweytes Buch. hat er einen Proceß angefangen, der ihm gewiß alle ſeine Muͤhe auf einmal belohnen wird. Nun ſinnt er nach, was er mit den unſaͤglichen Schaͤtzen anfangen will, von denen er kuͤnftig Herr ſeyn wird. Jn ſeiner Vaterſtadt will er eine Stiftung fuͤr hundert Arme machen. Unter ſeinen Ver- wandten hat er viele, die Noth leiden; denen will er unter die Arme greifen, daß ſie Brodt verdie- nen koͤnnen. Fuͤr die Geiſtlichen und Schulen ſetzt er jaͤhrlich dreytauſend Thaler aus, die er nach ſeinem Gutbefinden unter ſie theilen will. Alle Jahre will er fuͤnf Knaben auf ein Handwerck thun, und fuͤnf armen Maͤdchen will er eine Aus- ſtattung geben. Er kennt zween Kaufleute, die fleißig und ehrlich, aber in ihrer Handlung ungluͤck- lich ſind; denen will er ohne Zinſen ſo viel Geld leihen, als ſie brauchen, damit ſie fuͤr ſich und die Jhrigen Brodt erwerben koͤnnen. Hundert tau- ſend Thaler will er alle Jahre verbauen, damit diejenigen ihren Unterhalt bekommen koͤnnen, die Luſt haben zu arbeiten. So menſchenfreundlich traͤumt Philet! (32) Dieſer rechtſchaffe Mann iſt der einzige, dem ich die Entdeckung eines Ge- heimniſſes goͤnnen wollte, welches außerdem, wenn es zu entdecken, und mehr als einer Perſon be- kannt waͤre, das groͤßte Ungluͤck fuͤr ein Land ſeyn muͤßte. 24. Dort ſitzt Argyl (33) vor dem Ofen, und blaͤſt, (32) Schon die ehrliche Miene macht den leichtglaͤubigen P ‒ ‒ kenntlich, wenn ich ihn auch nicht nennte. (33) Der Taugenichts R ‒ ‒ k.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 525[523]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/547>, abgerufen am 23.11.2024.