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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Das Märchen vom ersten April.
Erfolge, weil ihr dergleichen Anfälle nicht neu sind.
Noch einige Zeit bleibt Seladon ungewiß, weil
er sehen will, wie weit er sein Glück bey Selin-
den treiben könne. Sobald aber dieser Roman
abgerissen wird, so kann er sich weiter nicht aus
dem Netze entwickeln, das ihm die Tochter des
Kaufmanns legt. Nun ist der Flatterhafte ge-
fangen; und kurz nach der Hochzeit erfährt er die
zerrüttete Wirthschaft seines Schwiegervaters, ja,
was noch weit empfindlicher ist, er erfährt, daß
seine Frau ihn nicht zuerst geliebt hat. Er muß
zu beidem stillschweigen; denn ein Mann, dem sein
eignes Gewissen Vorwürfe macht, wird selten
Muth genug haben, seiner Frau dergleichen Aus-
schweifungen vorzuwerfen, und zwar einer Frau,
welche so viel Muth hat, wie diese, ihrem Manne
es fühlen zu lassen, daß sie Frau ist. Nun hängt
Seladon traurig den Kopf. Er verliert sein Ver-
mögen, welches er in die Hände des Schwieger-
vaters geben müssen. Er verflucht seine Wahl;
aber ganz im Stillen verflucht er sie, damit es
seine Frau nicht höre, vor der er sich scheut. Er
kann niemals Selinden begegnen, ohne sich zu
schämen. Wie unglücklich ist der Ball vom ersten
April für den armen Seladon! (10)

11.

T - - (11) und E - - (12) sehen sich diesen

Abend
(10) Der leichtsinnige E - -, er ist unglücklich, aber er hat
die Strafe verdient.
(11) Jch könnte wohl ihre Namen ganz nennen; denn
(12) Jch könnte wohl ihre Namen ganz nennen; denn
T - -

Das Maͤrchen vom erſten April.
Erfolge, weil ihr dergleichen Anfaͤlle nicht neu ſind.
Noch einige Zeit bleibt Seladon ungewiß, weil
er ſehen will, wie weit er ſein Gluͤck bey Selin-
den treiben koͤnne. Sobald aber dieſer Roman
abgeriſſen wird, ſo kann er ſich weiter nicht aus
dem Netze entwickeln, das ihm die Tochter des
Kaufmanns legt. Nun iſt der Flatterhafte ge-
fangen; und kurz nach der Hochzeit erfaͤhrt er die
zerruͤttete Wirthſchaft ſeines Schwiegervaters, ja,
was noch weit empfindlicher iſt, er erfaͤhrt, daß
ſeine Frau ihn nicht zuerſt geliebt hat. Er muß
zu beidem ſtillſchweigen; denn ein Mann, dem ſein
eignes Gewiſſen Vorwuͤrfe macht, wird ſelten
Muth genug haben, ſeiner Frau dergleichen Aus-
ſchweifungen vorzuwerfen, und zwar einer Frau,
welche ſo viel Muth hat, wie dieſe, ihrem Manne
es fuͤhlen zu laſſen, daß ſie Frau iſt. Nun haͤngt
Seladon traurig den Kopf. Er verliert ſein Ver-
moͤgen, welches er in die Haͤnde des Schwieger-
vaters geben muͤſſen. Er verflucht ſeine Wahl;
aber ganz im Stillen verflucht er ſie, damit es
ſeine Frau nicht hoͤre, vor der er ſich ſcheut. Er
kann niemals Selinden begegnen, ohne ſich zu
ſchaͤmen. Wie ungluͤcklich iſt der Ball vom erſten
April fuͤr den armen Seladon! (10)

11.

T ‒ ‒ (11) und E ‒ ‒ (12) ſehen ſich dieſen

Abend
(10) Der leichtſinnige E ‒ ‒, er iſt ungluͤcklich, aber er hat
die Strafe verdient.
(11) Jch koͤnnte wohl ihre Namen ganz nennen; denn
(12) Jch koͤnnte wohl ihre Namen ganz nennen; denn
T ‒ ‒
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[510[508]/0532] Das Maͤrchen vom erſten April. Erfolge, weil ihr dergleichen Anfaͤlle nicht neu ſind. Noch einige Zeit bleibt Seladon ungewiß, weil er ſehen will, wie weit er ſein Gluͤck bey Selin- den treiben koͤnne. Sobald aber dieſer Roman abgeriſſen wird, ſo kann er ſich weiter nicht aus dem Netze entwickeln, das ihm die Tochter des Kaufmanns legt. Nun iſt der Flatterhafte ge- fangen; und kurz nach der Hochzeit erfaͤhrt er die zerruͤttete Wirthſchaft ſeines Schwiegervaters, ja, was noch weit empfindlicher iſt, er erfaͤhrt, daß ſeine Frau ihn nicht zuerſt geliebt hat. Er muß zu beidem ſtillſchweigen; denn ein Mann, dem ſein eignes Gewiſſen Vorwuͤrfe macht, wird ſelten Muth genug haben, ſeiner Frau dergleichen Aus- ſchweifungen vorzuwerfen, und zwar einer Frau, welche ſo viel Muth hat, wie dieſe, ihrem Manne es fuͤhlen zu laſſen, daß ſie Frau iſt. Nun haͤngt Seladon traurig den Kopf. Er verliert ſein Ver- moͤgen, welches er in die Haͤnde des Schwieger- vaters geben muͤſſen. Er verflucht ſeine Wahl; aber ganz im Stillen verflucht er ſie, damit es ſeine Frau nicht hoͤre, vor der er ſich ſcheut. Er kann niemals Selinden begegnen, ohne ſich zu ſchaͤmen. Wie ungluͤcklich iſt der Ball vom erſten April fuͤr den armen Seladon! (10) 11. T ‒ ‒ (11) und E ‒ ‒ (12) ſehen ſich dieſen Abend (10) Der leichtſinnige E ‒ ‒, er iſt ungluͤcklich, aber er hat die Strafe verdient. (11) Jch koͤnnte wohl ihre Namen ganz nennen; denn (12) Jch koͤnnte wohl ihre Namen ganz nennen; denn T ‒ ‒

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 510[508]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/532>, abgerufen am 23.11.2024.