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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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schmiedet k). Koennen Sie es verantworten,
meine Herren, wenn Sie ein Geschenk des Pro-
metheus verdaechtig machen wollen, welches
die Goetter nur für sich allein zu besitzen
wünschten, welches sie den Sterblichen misgoenn-
ten, und worüber der grossmüthige Prometheus
zum Maertyrer werden musste?

Bey den weisen und vernünftigen Griechen
war die Kunst, Uebels zu reden, ein Theil des
oeffentlichen Gottesdienstes. Maenner und
Weiber stunden bey den Eleusinischen Festen zu
beiden Seiten der Brücke, und sagten denen,
die in Procession über diese Brücke giengen, die
bittersten Vorwürfe
l). Gleiche Freyheit hatte
das Volk bey den Ithyphallischen Festen
m).
Den Ephesiern war zu dergleichen feyerlichem
Muthwillen ein Tag im Januar heilig. Das trau-

rige
k) Dieses sagt der Anfang des lucianischen Gespraechs. Ich
koennte ihn auch abschreiben. - - Eheu! jam satis est!
Gelehrt genug sehn meine Noten aus, so gelehrt, dass,
so Gott will, sie niemand lesen wird. Aber ich lese sie
selbsten; und ein wahrer Gelehrter schreibt allemal mehr
für sich, als für andere.
l) Vid. Meursius Attic. Lect. V. 31. Graecia feriata p. 73.
Eleusin. 27. Casaubonus ad Strabon. p. 400. Suidas in

Gephurizon et Akhaia, et ibi Kuster. Kuster ad Aristoph.
Acharn: v. 709. Bochart Geogr. Sacr. S. II. L. 1. c. 21.
Valckenner. Animadu. ad Ammonium p. 209. Hesychius
v.
Gephuristai et ibi Alberti. Wie gelehrt muss der Mann
seyn, der so viel Titel von Büchern weis! werden meine
Leser von mir denken, wenn sie billig sind.
m) - - - Sed truncum forte dolatum,
Arboris antiquae numen, venerare Ithyphalli. Columell.
L. X.
D d 5



ſchmiedet k). Koennen Sie es verantworten,
meine Herren, wenn Sie ein Geſchenk des Pro-
metheus verdaechtig machen wollen, welches
die Goetter nur für ſich allein zu beſitzen
wünſchten, welches ſie den Sterblichen misgoenn-
ten, und worüber der groſsmüthige Prometheus
zum Maertyrer werden muſste?

Bey den weiſen und vernünftigen Griechen
war die Kunſt, Uebels zu reden, ein Theil des
oeffentlichen Gottesdienſtes. Maenner und
Weiber ſtunden bey den Eleuſiniſchen Feſten zu
beiden Seiten der Brücke, und ſagten denen,
die in Proceſſion über dieſe Brücke giengen, die
bitterſten Vorwürfe
l). Gleiche Freyheit hatte
das Volk bey den Ithyphalliſchen Feſten
m).
Den Epheſiern war zu dergleichen feyerlichem
Muthwillen ein Tag im Januar heilig. Das trau-

rige
k) Dieſes ſagt der Anfang des lucianiſchen Geſpraechs. Ich
koennte ihn auch abſchreiben. ‒ ‒ Eheu! jam ſatis eſt!
Gelehrt genug ſehn meine Noten aus, ſo gelehrt, daſs,
ſo Gott will, ſie niemand leſen wird. Aber ich leſe ſie
ſelbſten; und ein wahrer Gelehrter ſchreibt allemal mehr
für ſich, als für andere.
l) Vid. Meurſius Attic. Lect. V. 31. Graecia feriata p. 73.
Eleuſin. 27. Caſaubonus ad Strabon. p. 400. Suidas in

Γεφυριζων et Αχαια, et ibi Kuſter. Kuſter ad Ariſtoph.
Acharn: v. 709. Bochart Geogr. Sacr. S. II. L. 1. c. 21.
Valckenner. Animadu. ad Ammonium p. 209. Heſychius
v.
Γεφυρισται et ibi Alberti. Wie gelehrt muſs der Mann
ſeyn, der ſo viel Titel von Büchern weis! werden meine
Leſer von mir denken, wenn ſie billig ſind.
m) ‒ ‒ ‒ Sed truncum forte dolatum,
Arboris antiquae numen, venerare Ithyphalli. Columell.
L. X.
D d 5
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[425/0447] ſchmiedet k). Koennen Sie es verantworten, meine Herren, wenn Sie ein Geſchenk des Pro- metheus verdaechtig machen wollen, welches die Goetter nur für ſich allein zu beſitzen wünſchten, welches ſie den Sterblichen misgoenn- ten, und worüber der groſsmüthige Prometheus zum Maertyrer werden muſste? Bey den weiſen und vernünftigen Griechen war die Kunſt, Uebels zu reden, ein Theil des oeffentlichen Gottesdienſtes. Maenner und Weiber ſtunden bey den Eleuſiniſchen Feſten zu beiden Seiten der Brücke, und ſagten denen, die in Proceſſion über dieſe Brücke giengen, die bitterſten Vorwürfe l). Gleiche Freyheit hatte das Volk bey den Ithyphalliſchen Feſten m). Den Epheſiern war zu dergleichen feyerlichem Muthwillen ein Tag im Januar heilig. Das trau- rige k) Dieſes ſagt der Anfang des lucianiſchen Geſpraechs. Ich koennte ihn auch abſchreiben. ‒ ‒ Eheu! jam ſatis eſt! Gelehrt genug ſehn meine Noten aus, ſo gelehrt, daſs, ſo Gott will, ſie niemand leſen wird. Aber ich leſe ſie ſelbſten; und ein wahrer Gelehrter ſchreibt allemal mehr für ſich, als für andere. l) Vid. Meurſius Attic. Lect. V. 31. Graecia feriata p. 73. Eleuſin. 27. Caſaubonus ad Strabon. p. 400. Suidas in Γεφυριζων et Αχαια, et ibi Kuſter. Kuſter ad Ariſtoph. Acharn: v. 709. Bochart Geogr. Sacr. S. II. L. 1. c. 21. Valckenner. Animadu. ad Ammonium p. 209. Heſychius v. Γεφυρισται et ibi Alberti. Wie gelehrt muſs der Mann ſeyn, der ſo viel Titel von Büchern weis! werden meine Leſer von mir denken, wenn ſie billig ſind. m) ‒ ‒ ‒ Sed truncum forte dolatum, Arboris antiquae numen, venerare Ithyphalli. Columell. L. X. D d 5

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/447>, abgerufen am 22.11.2024.