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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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ben. Es war jemand unter ihnen noethig, vor
dessen Begierde, Boeses zu reden, sie sich scheuen
mussten. Ihr Umgang würde endlich zu schlaef-
rig geworden seyn; sie würden zu wenig auf
sich selbst Acht gegeben haben.

Dieses sahe Julian b) wohl ein. Damit es
an der Tafel seiner Goetter nicht zu traurig
seyn moechte, setzte er den Silen an die Seite
des Bacchus; denn ohne ihn würde auch Bac-
chus, der Gott der Freuden, schlaefrig gewe-
sen seyn. Silen musste von den Goettern und
von den Kaisern Uebels reden, und die Goetter
vergnügten sich dabey
c). Wollen wir Men-
schen über eine Sache eifern, die Jupiter sich
selbst gefallen laesst? Wollen wir ein Vergnügen
von uns verbannen, ohne welches auch die
Goetter nicht aufgeraeumt seyn koennen?

Die
sagen koennen, das findet der geneigte Leser in
Basilii Fabri Sorani Thesauro eruditionis schola-
lasticae.
b) Vid. IOULIANOU AUTOKRATOROS Kai-
sares.
c) Panton oun ton Theon kuklo kathemenon o Seilenos,
erotikos ekhein dokon moi tou Dionusou kalou kai neou,
kai to patri to Dii paraplesiou, plesion autou,
tropheus tis oia kai paidagogos kathesto, tat'
alla philopaigmona kai philogelota kai khari-
todoten onta ton Theon euphrainon, kai de kai to
skoptein ta polla, kai geloiazein.
D d 3



ben. Es war jemand unter ihnen noethig, vor
deſſen Begierde, Boeſes zu reden, ſie ſich ſcheuen
muſsten. Ihr Umgang würde endlich zu ſchlaef-
rig geworden ſeyn; ſie würden zu wenig auf
ſich ſelbſt Acht gegeben haben.

Dieſes ſahe Julian b) wohl ein. Damit es
an der Tafel ſeiner Goetter nicht zu traurig
ſeyn moechte, ſetzte er den Silen an die Seite
des Bacchus; denn ohne ihn würde auch Bac-
chus, der Gott der Freuden, ſchlaefrig gewe-
ſen ſeyn. Silen muſste von den Goettern und
von den Kaiſern Uebels reden, und die Goetter
vergnügten ſich dabey
c). Wollen wir Men-
ſchen über eine Sache eifern, die Jupiter ſich
ſelbſt gefallen laeſst? Wollen wir ein Vergnügen
von uns verbannen, ohne welches auch die
Goetter nicht aufgeraeumt ſeyn koennen?

Die
ſagen koennen, das findet der geneigte Leſer in
Baſilii Fabri Sorani Theſauro eruditionis ſchola-
laſticae.
b) Vid. ΙΟΥΛΙΑΝΟΥ ΑΥΤΟΚΡΑΤΟΡΟΣ Και-
σαρες.
c) Παντων οὐν των Θεων κυκλῳ καθημενων ὁ Σειληνος,
ἐρωτικως ἐχειν δοκων μοι του Διονυσου καλου και νεου,
και τῳ πατρι τῳ Δϊι παραπλησιου, πλησιον ἀυτου,
τροφευς τις ὁια και παιδαγωγος καθηστο, τατ᾽
ἀλλα φιλοπαιγμονα και φιλογελωτα και χαρι-
τοδοτην ὀντα τον Θεον ἐυφραινων, και δη και τῳ
σκωπτειν τα πολλα, και γελοιαζειν.
D d 3
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[421/0443] ben. Es war jemand unter ihnen noethig, vor deſſen Begierde, Boeſes zu reden, ſie ſich ſcheuen muſsten. Ihr Umgang würde endlich zu ſchlaef- rig geworden ſeyn; ſie würden zu wenig auf ſich ſelbſt Acht gegeben haben. Dieſes ſahe Julian b) wohl ein. Damit es an der Tafel ſeiner Goetter nicht zu traurig ſeyn moechte, ſetzte er den Silen an die Seite des Bacchus; denn ohne ihn würde auch Bac- chus, der Gott der Freuden, ſchlaefrig gewe- ſen ſeyn. Silen muſste von den Goettern und von den Kaiſern Uebels reden, und die Goetter vergnügten ſich dabey c). Wollen wir Men- ſchen über eine Sache eifern, die Jupiter ſich ſelbſt gefallen laeſst? Wollen wir ein Vergnügen von uns verbannen, ohne welches auch die Goetter nicht aufgeraeumt ſeyn koennen? Die a) b) Vid. ΙΟΥΛΙΑΝΟΥ ΑΥΤΟΚΡΑΤΟΡΟΣ Και- σαρες. c) Παντων οὐν των Θεων κυκλῳ καθημενων ὁ Σειληνος, ἐρωτικως ἐχειν δοκων μοι του Διονυσου καλου και νεου, και τῳ πατρι τῳ Δϊι παραπλησιου, πλησιον ἀυτου, τροφευς τις ὁια και παιδαγωγος καθηστο, τατ᾽ ἀλλα φιλοπαιγμονα και φιλογελωτα και χαρι- τοδοτην ὀντα τον Θεον ἐυφραινων, και δη και τῳ σκωπτειν τα πολλα, και γελοιαζειν. a) ſagen koennen, das findet der geneigte Leſer in Baſilii Fabri Sorani Theſauro eruditionis ſchola- laſticae. D d 3

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/443>, abgerufen am 22.11.2024.