[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.Antons Panßa von Mancha lasterhaft gemacht. Jhr guter Name war nunschon einmal auf ewig verloren. Sie gab sich vielleicht eine Zeitlang Mühe, durch ihre einge- schränkte Aufführung die Stadt eines Bessern zu überreden: Aber sie, Grausamer, ließen sie nicht aufkommen. Je vorsichtiger sie lebte, de- sto verdächtiger wußten sie ihre Vorsicht zu ma- chen. Wie standhaft muß eine Frauensperson seyn, welche dennoch tugendhaft bleibt, wenn sie auch sieht, daß es ganz vergebens ist, die Welt von ihrer Tugend zu überzeugen! Sie sehen hier den kläglichen Beweis davon. Sie stürzte sich aus Verzweiflung in den Abgrund, aus welchem sie hernach nicht wieder in die Hö- he kommen konnte. Aller ihrer Verbrechen ha- ben sie, eben sie, mein Herr, haben sich aller dieser schändlichen Ausschweifungen theilhaftig gemacht. Die Völlerey des Mannes ist auch eine betrübte Folge von ihrer Feindseligkeit. Er wollte sich der nagenden Gedanken von seiner Schande, und seiner unglücklichen Ehe entschlagen: War ein Mann von seiner Erzie- hung nicht zu entschuldigen, daß er dieses durch die Völlerey that? Noch eins, mein Herr, und zwar etwas, welches mir das Schrecklich- ste zu seyn scheinet: Zittern sie nicht, wenn sie an die unglücklichen Kinder dieser Ehe geden- ken? Wer ist Ursache, denken sie einmal ernst- haft nach, wer ist die wahre Ursache ihres Ver- derbens? Niemand, als derjenige, der den Va- ter unglücklich, und die Mutter lasterhaft gemacht hat.
Antons Panßa von Mancha laſterhaft gemacht. Jhr guter Name war nunſchon einmal auf ewig verloren. Sie gab ſich vielleicht eine Zeitlang Muͤhe, durch ihre einge- ſchraͤnkte Auffuͤhrung die Stadt eines Beſſern zu uͤberreden: Aber ſie, Grauſamer, ließen ſie nicht aufkommen. Je vorſichtiger ſie lebte, de- ſto verdaͤchtiger wußten ſie ihre Vorſicht zu ma- chen. Wie ſtandhaft muß eine Frauensperſon ſeyn, welche dennoch tugendhaft bleibt, wenn ſie auch ſieht, daß es ganz vergebens iſt, die Welt von ihrer Tugend zu uͤberzeugen! Sie ſehen hier den klaͤglichen Beweis davon. Sie ſtuͤrzte ſich aus Verzweiflung in den Abgrund, aus welchem ſie hernach nicht wieder in die Hoͤ- he kommen konnte. Aller ihrer Verbrechen ha- ben ſie, eben ſie, mein Herr, haben ſich aller dieſer ſchaͤndlichen Ausſchweifungen theilhaftig gemacht. Die Voͤllerey des Mannes iſt auch eine betruͤbte Folge von ihrer Feindſeligkeit. Er wollte ſich der nagenden Gedanken von ſeiner Schande, und ſeiner ungluͤcklichen Ehe entſchlagen: War ein Mann von ſeiner Erzie- hung nicht zu entſchuldigen, daß er dieſes durch die Voͤllerey that? Noch eins, mein Herr, und zwar etwas, welches mir das Schrecklich- ſte zu ſeyn ſcheinet: Zittern ſie nicht, wenn ſie an die ungluͤcklichen Kinder dieſer Ehe geden- ken? Wer iſt Urſache, denken ſie einmal ernſt- haft nach, wer iſt die wahre Urſache ihres Ver- derbens? Niemand, als derjenige, der den Va- ter ungluͤcklich, und die Mutter laſterhaft gemacht hat.
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Antons Panßa von Mancha
laſterhaft gemacht. Jhr guter Name war nun
ſchon einmal auf ewig verloren. Sie gab ſich
vielleicht eine Zeitlang Muͤhe, durch ihre einge-
ſchraͤnkte Auffuͤhrung die Stadt eines Beſſern
zu uͤberreden: Aber ſie, Grauſamer, ließen ſie
nicht aufkommen. Je vorſichtiger ſie lebte, de-
ſto verdaͤchtiger wußten ſie ihre Vorſicht zu ma-
chen. Wie ſtandhaft muß eine Frauensperſon
ſeyn, welche dennoch tugendhaft bleibt, wenn
ſie auch ſieht, daß es ganz vergebens iſt, die
Welt von ihrer Tugend zu uͤberzeugen! Sie
ſehen hier den klaͤglichen Beweis davon. Sie
ſtuͤrzte ſich aus Verzweiflung in den Abgrund,
aus welchem ſie hernach nicht wieder in die Hoͤ-
he kommen konnte. Aller ihrer Verbrechen ha-
ben ſie, eben ſie, mein Herr, haben ſich aller
dieſer ſchaͤndlichen Ausſchweifungen theilhaftig
gemacht. Die Voͤllerey des Mannes iſt auch
eine betruͤbte Folge von ihrer Feindſeligkeit.
Er wollte ſich der nagenden Gedanken von
ſeiner Schande, und ſeiner ungluͤcklichen Ehe
entſchlagen: War ein Mann von ſeiner Erzie-
hung nicht zu entſchuldigen, daß er dieſes durch
die Voͤllerey that? Noch eins, mein Herr,
und zwar etwas, welches mir das Schrecklich-
ſte zu ſeyn ſcheinet: Zittern ſie nicht, wenn ſie
an die ungluͤcklichen Kinder dieſer Ehe geden-
ken? Wer iſt Urſache, denken ſie einmal ernſt-
haft nach, wer iſt die wahre Urſache ihres Ver-
derbens? Niemand, als derjenige, der den Va-
ter ungluͤcklich, und die Mutter laſterhaft gemacht
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