nun bald in Ordnung. Anfänglich wollte er, zur Ehre der christlichen Religion, den Prinz Hera- klius auf den Thron bringen: Da er aber von guter Hand erfuhr, daß derselbe der protestanti- schen Religion nicht zugethan sey, so schickte er ihn wieder nach Hause. Der König Theodor macht ihm viel Sorge. Er möchte ihn, als sei- nen Landesmann, gern wieder auf den corsischen Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus- finden, die Schulden desselben in England zu bezahlen. Er überlegt diese Sache mit seinem Barbier, den er in wichtigen Fällen zu Rathe zieht, wenn er es mit seinem Markthelfer nicht allein bestreiten kann.
Was soll ich mit diesem politischen Don Qvi- xote machen? Weil er bey seiner Faulheit der Welt gar nichts nützt: so soll er doch wenigstens seine Staatsgedanken verzollen.
Für jeden feindlichen Einfall, den er in frem- de Staaten thut, giebt er - - 5 fl.
Den Aachner Frieden soll er nicht wohlfeiler, als für - - - 20 fl. brechen.
Für die asiatischen Händel zahlt er in Pausch und Bogen - - 50 fl.
Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit den spanischen Küstenbewahrern unter einer Decke liegt: so soll er sich entweder zu den Engländern schlagen, oder jährlich für seine Kaperey 15 fl. erlegen.
So
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
nun bald in Ordnung. Anfaͤnglich wollte er, zur Ehre der chriſtlichen Religion, den Prinz Hera- klius auf den Thron bringen: Da er aber von guter Hand erfuhr, daß derſelbe der proteſtanti- ſchen Religion nicht zugethan ſey, ſo ſchickte er ihn wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Theodor macht ihm viel Sorge. Er moͤchte ihn, als ſei- nen Landesmann, gern wieder auf den corſiſchen Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus- finden, die Schulden deſſelben in England zu bezahlen. Er uͤberlegt dieſe Sache mit ſeinem Barbier, den er in wichtigen Faͤllen zu Rathe zieht, wenn er es mit ſeinem Markthelfer nicht allein beſtreiten kann.
Was ſoll ich mit dieſem politiſchen Don Qvi- xote machen? Weil er bey ſeiner Faulheit der Welt gar nichts nuͤtzt: ſo ſoll er doch wenigſtens ſeine Staatsgedanken verzollen.
Fuͤr jeden feindlichen Einfall, den er in frem- de Staaten thut, giebt er ‒ ‒ 5 fl.
Den Aachner Frieden ſoll er nicht wohlfeiler, als fuͤr ‒ ‒ ‒ 20 fl. brechen.
Fuͤr die aſiatiſchen Haͤndel zahlt er in Pauſch und Bogen ‒ ‒ 50 fl.
Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit den ſpaniſchen Kuͤſtenbewahrern unter einer Decke liegt: ſo ſoll er ſich entweder zu den Englaͤndern ſchlagen, oder jaͤhrlich fuͤr ſeine Kaperey 15 fl. erlegen.
So
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0321"n="299"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.</hi></fw><lb/>
nun bald in Ordnung. Anfaͤnglich wollte er, zur<lb/>
Ehre der chriſtlichen Religion, den Prinz Hera-<lb/>
klius auf den Thron bringen: Da er aber von<lb/>
guter Hand erfuhr, daß derſelbe der proteſtanti-<lb/>ſchen Religion nicht zugethan ſey, ſo ſchickte er<lb/>
ihn wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Theodor<lb/>
macht ihm viel Sorge. Er moͤchte ihn, als ſei-<lb/>
nen Landesmann, gern wieder auf den corſiſchen<lb/>
Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus-<lb/>
finden, die Schulden deſſelben in England zu<lb/>
bezahlen. Er uͤberlegt dieſe Sache mit ſeinem<lb/>
Barbier, den er in wichtigen Faͤllen zu Rathe<lb/>
zieht, wenn er es mit ſeinem Markthelfer nicht<lb/>
allein beſtreiten kann.</p><lb/><p>Was ſoll ich mit dieſem politiſchen Don Qvi-<lb/>
xote machen? Weil er bey ſeiner Faulheit der<lb/>
Welt gar nichts nuͤtzt: ſo ſoll er doch wenigſtens<lb/>ſeine Staatsgedanken verzollen.</p><lb/><p>Fuͤr jeden feindlichen Einfall, den er in frem-<lb/>
de Staaten thut, giebt er ‒‒ 5 fl.</p><lb/><p>Den Aachner Frieden ſoll er nicht wohlfeiler,<lb/>
als fuͤr ‒‒‒ 20 fl. brechen.</p><lb/><p>Fuͤr die aſiatiſchen Haͤndel zahlt er in Pauſch<lb/>
und Bogen ‒‒ 50 fl.</p><lb/><p>Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit<lb/>
den ſpaniſchen Kuͤſtenbewahrern unter einer Decke<lb/>
liegt: ſo ſoll er ſich entweder zu den Englaͤndern<lb/>ſchlagen, oder jaͤhrlich fuͤr ſeine Kaperey 15 fl.<lb/>
erlegen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[299/0321]
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
nun bald in Ordnung. Anfaͤnglich wollte er, zur
Ehre der chriſtlichen Religion, den Prinz Hera-
klius auf den Thron bringen: Da er aber von
guter Hand erfuhr, daß derſelbe der proteſtanti-
ſchen Religion nicht zugethan ſey, ſo ſchickte er
ihn wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Theodor
macht ihm viel Sorge. Er moͤchte ihn, als ſei-
nen Landesmann, gern wieder auf den corſiſchen
Thron bringen; nur kann er noch kein Mittel aus-
finden, die Schulden deſſelben in England zu
bezahlen. Er uͤberlegt dieſe Sache mit ſeinem
Barbier, den er in wichtigen Faͤllen zu Rathe
zieht, wenn er es mit ſeinem Markthelfer nicht
allein beſtreiten kann.
Was ſoll ich mit dieſem politiſchen Don Qvi-
xote machen? Weil er bey ſeiner Faulheit der
Welt gar nichts nuͤtzt: ſo ſoll er doch wenigſtens
ſeine Staatsgedanken verzollen.
Fuͤr jeden feindlichen Einfall, den er in frem-
de Staaten thut, giebt er ‒ ‒ 5 fl.
Den Aachner Frieden ſoll er nicht wohlfeiler,
als fuͤr ‒ ‒ ‒ 20 fl. brechen.
Fuͤr die aſiatiſchen Haͤndel zahlt er in Pauſch
und Bogen ‒ ‒ 50 fl.
Erfahre ich, wie ich es vermuthe, daß er mit
den ſpaniſchen Kuͤſtenbewahrern unter einer Decke
liegt: ſo ſoll er ſich entweder zu den Englaͤndern
ſchlagen, oder jaͤhrlich fuͤr ſeine Kaperey 15 fl.
erlegen.
So
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/321>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.