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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abhandlung von Sprüchwörtern.
sich eines oder des andern dieser glücklichen Hand-
griffe mit gutem Vortheil bediente, ein Exemplar
davon an sich zu kaufen, entschließen sollte. Jch
weis nicht, wie es kam, daß er mich für einen hol-
ländischen Juden ansahe. Meine Miene, welche
freylich die vortheilhafteste eben nicht ist, mochte
ihn betrogen haben. Ohne weiter zu fragen, ob
ich wirklich ein holländischer Jude sey, bat er mich,
so viel Exemplare, als ich könnte, unter meine
Freunde zu vertheilen. Er versprach mir drey
Groschen vom Gulden Rabatt, und versicherte mich,
daß ich binnen Jahr und Tag mit leichter Mühe
fünf hundert Gulden dadurch verdienen könnte.
Zu meiner Aufmunterung gestund er mir im Ver-
trauen, daß er noch ein Werk unter der Feder
habe, welches den Titel führe: Praktische An-
weisung, wie die Handelsbücher geschickt zu ver-
fälschen wären, und worinnen der wahre Nutzen
gezeigt würde, den eine Handlung habe, wenn
zweyerley Handelsbücher geführet würden. Er
machte mir die Schmeicheley, daß er gewiß
glaubte, ich würde sehr geschickt seyn, ihm bey
Verfertigung dieses Buchs beyzustehen, und bat
mich sehr verbindlich darum. Jch sahe mich ge-
nöthigt, ihm zu bekennen, daß ich kein Kauf-
mann, am wenigsten ein holländischer Jude, wäre.
Er, und die ganze Gesellschaft erschraken darüber,
und ich merkte, daß ihre unvorsichtige Offenherzig-
keit sie gereute. Sie drehten ihr Gespräche, so viel
als möglich war, ab, und redeten von gleichgültigen
Dingen, von den verfallnen Münzsorten, von den

schwe-
G

Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
ſich eines oder des andern dieſer gluͤcklichen Hand-
griffe mit gutem Vortheil bediente, ein Exemplar
davon an ſich zu kaufen, entſchließen ſollte. Jch
weis nicht, wie es kam, daß er mich fuͤr einen hol-
laͤndiſchen Juden anſahe. Meine Miene, welche
freylich die vortheilhafteſte eben nicht iſt, mochte
ihn betrogen haben. Ohne weiter zu fragen, ob
ich wirklich ein hollaͤndiſcher Jude ſey, bat er mich,
ſo viel Exemplare, als ich koͤnnte, unter meine
Freunde zu vertheilen. Er verſprach mir drey
Groſchen vom Gulden Rabatt, und verſicherte mich,
daß ich binnen Jahr und Tag mit leichter Muͤhe
fuͤnf hundert Gulden dadurch verdienen koͤnnte.
Zu meiner Aufmunterung geſtund er mir im Ver-
trauen, daß er noch ein Werk unter der Feder
habe, welches den Titel fuͤhre: Praktiſche An-
weiſung, wie die Handelsbuͤcher geſchickt zu ver-
faͤlſchen waͤren, und worinnen der wahre Nutzen
gezeigt wuͤrde, den eine Handlung habe, wenn
zweyerley Handelsbuͤcher gefuͤhret wuͤrden. Er
machte mir die Schmeicheley, daß er gewiß
glaubte, ich wuͤrde ſehr geſchickt ſeyn, ihm bey
Verfertigung dieſes Buchs beyzuſtehen, und bat
mich ſehr verbindlich darum. Jch ſahe mich ge-
noͤthigt, ihm zu bekennen, daß ich kein Kauf-
mann, am wenigſten ein hollaͤndiſcher Jude, waͤre.
Er, und die ganze Geſellſchaft erſchraken daruͤber,
und ich merkte, daß ihre unvorſichtige Offenherzig-
keit ſie gereute. Sie drehten ihr Geſpraͤche, ſo viel
als moͤglich war, ab, und redeten von gleichguͤltigen
Dingen, von den verfallnen Muͤnzſorten, von den

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[97/0119] Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. ſich eines oder des andern dieſer gluͤcklichen Hand- griffe mit gutem Vortheil bediente, ein Exemplar davon an ſich zu kaufen, entſchließen ſollte. Jch weis nicht, wie es kam, daß er mich fuͤr einen hol- laͤndiſchen Juden anſahe. Meine Miene, welche freylich die vortheilhafteſte eben nicht iſt, mochte ihn betrogen haben. Ohne weiter zu fragen, ob ich wirklich ein hollaͤndiſcher Jude ſey, bat er mich, ſo viel Exemplare, als ich koͤnnte, unter meine Freunde zu vertheilen. Er verſprach mir drey Groſchen vom Gulden Rabatt, und verſicherte mich, daß ich binnen Jahr und Tag mit leichter Muͤhe fuͤnf hundert Gulden dadurch verdienen koͤnnte. Zu meiner Aufmunterung geſtund er mir im Ver- trauen, daß er noch ein Werk unter der Feder habe, welches den Titel fuͤhre: Praktiſche An- weiſung, wie die Handelsbuͤcher geſchickt zu ver- faͤlſchen waͤren, und worinnen der wahre Nutzen gezeigt wuͤrde, den eine Handlung habe, wenn zweyerley Handelsbuͤcher gefuͤhret wuͤrden. Er machte mir die Schmeicheley, daß er gewiß glaubte, ich wuͤrde ſehr geſchickt ſeyn, ihm bey Verfertigung dieſes Buchs beyzuſtehen, und bat mich ſehr verbindlich darum. Jch ſahe mich ge- noͤthigt, ihm zu bekennen, daß ich kein Kauf- mann, am wenigſten ein hollaͤndiſcher Jude, waͤre. Er, und die ganze Geſellſchaft erſchraken daruͤber, und ich merkte, daß ihre unvorſichtige Offenherzig- keit ſie gereute. Sie drehten ihr Geſpraͤche, ſo viel als moͤglich war, ab, und redeten von gleichguͤltigen Dingen, von den verfallnen Muͤnzſorten, von den ſchwe- G

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/119>, abgerufen am 23.11.2024.