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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
Geld, mein Herr, und kein Compliment, das will
ich haben, oder Sie sitzen in vier und zwanzig Stun-
den zwischen vier Mauern. Und sollte ich Sie zu To-
de füttern, so lasse ich Sie nicht aus dem Arreste, bis
Sie zu Heller und Pfennigen bezahlt haben. Wie ge-
sagt, das ist keine Kunst! Erst kommt ihr Herren,
und strotzt von Gold und Silber, Gott weiß, ob ein
Dreyer darauf bezahlt ist; und da sind wir armen
Kaufleute eure gute Freunde, eure Herzens gute Freun-
de, da herzt ihr und küßt uns, bis ihr das Geld habt.
Und wenn ihr es denn habt, so hole der Teufel den
verfluchten Juden, der es wieder haben will, wenn
der Wechsel verfallen ist. Halten Sie mirs zu Gna-
den, daß ich so deutsch weg rede; aber es ist schlimm
genug, daß es wahr ist. Wir armen Kaufleute müs-
sen es uns lassen blutsauer werden, und wenn wir mit
Angst und Noth ein paar Thaler Geld zusammen ge-
raspelt haben, so kömmt so ein vornehmer Müssiggän-
ger, und betrügt uns drum. Jch meyne eben Sie
nicht, Gnädiger Herr; aber meine tausend Thaler muß
ich auf den Donnerstag haben, oder es wird nicht gut.
Kurz! Geld oder Arrest! Was Sie wollen. Jch bin

Ew. Gnd.
unterthäniger Diener
Hanns Puff und Comp.
Antwort.
Mein lieber ehrlicher Hanns Puff,

Sie bleiben doch der alte Deutsche, der Sie alle-
mal gewesen sind. Sie sollen Jhr Geld haben,
lassen Sie Sich nur nicht leid seyn. Wir wollen des-
wegen allemal gute Freunde seyn. Kommen Sie auf
den Freytag früh zu mir, da sollen Sie es finden. Es
gefällt mir nur, daß Sie mit Jhren Freunden so we-
nig Umstände machen. Wir verstehn einander schon.

Mein

Satyriſche Briefe.
Geld, mein Herr, und kein Compliment, das will
ich haben, oder Sie ſitzen in vier und zwanzig Stun-
den zwiſchen vier Mauern. Und ſollte ich Sie zu To-
de fuͤttern, ſo laſſe ich Sie nicht aus dem Arreſte, bis
Sie zu Heller und Pfennigen bezahlt haben. Wie ge-
ſagt, das iſt keine Kunſt! Erſt kommt ihr Herren,
und ſtrotzt von Gold und Silber, Gott weiß, ob ein
Dreyer darauf bezahlt iſt; und da ſind wir armen
Kaufleute eure gute Freunde, eure Herzens gute Freun-
de, da herzt ihr und kuͤßt uns, bis ihr das Geld habt.
Und wenn ihr es denn habt, ſo hole der Teufel den
verfluchten Juden, der es wieder haben will, wenn
der Wechſel verfallen iſt. Halten Sie mirs zu Gna-
den, daß ich ſo deutſch weg rede; aber es iſt ſchlimm
genug, daß es wahr iſt. Wir armen Kaufleute muͤſ-
ſen es uns laſſen blutſauer werden, und wenn wir mit
Angſt und Noth ein paar Thaler Geld zuſammen ge-
raſpelt haben, ſo koͤmmt ſo ein vornehmer Muͤſſiggaͤn-
ger, und betruͤgt uns drum. Jch meyne eben Sie
nicht, Gnaͤdiger Herr; aber meine tauſend Thaler muß
ich auf den Donnerſtag haben, oder es wird nicht gut.
Kurz! Geld oder Arreſt! Was Sie wollen. Jch bin

Ew. Gnd.
unterthaͤniger Diener
Hanns Puff und Comp.
Antwort.
Mein lieber ehrlicher Hanns Puff,

Sie bleiben doch der alte Deutſche, der Sie alle-
mal geweſen ſind. Sie ſollen Jhr Geld haben,
laſſen Sie Sich nur nicht leid ſeyn. Wir wollen des-
wegen allemal gute Freunde ſeyn. Kommen Sie auf
den Freytag fruͤh zu mir, da ſollen Sie es finden. Es
gefaͤllt mir nur, daß Sie mit Jhren Freunden ſo we-
nig Umſtaͤnde machen. Wir verſtehn einander ſchon.

Mein
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[415/0443] Satyriſche Briefe. Geld, mein Herr, und kein Compliment, das will ich haben, oder Sie ſitzen in vier und zwanzig Stun- den zwiſchen vier Mauern. Und ſollte ich Sie zu To- de fuͤttern, ſo laſſe ich Sie nicht aus dem Arreſte, bis Sie zu Heller und Pfennigen bezahlt haben. Wie ge- ſagt, das iſt keine Kunſt! Erſt kommt ihr Herren, und ſtrotzt von Gold und Silber, Gott weiß, ob ein Dreyer darauf bezahlt iſt; und da ſind wir armen Kaufleute eure gute Freunde, eure Herzens gute Freun- de, da herzt ihr und kuͤßt uns, bis ihr das Geld habt. Und wenn ihr es denn habt, ſo hole der Teufel den verfluchten Juden, der es wieder haben will, wenn der Wechſel verfallen iſt. Halten Sie mirs zu Gna- den, daß ich ſo deutſch weg rede; aber es iſt ſchlimm genug, daß es wahr iſt. Wir armen Kaufleute muͤſ- ſen es uns laſſen blutſauer werden, und wenn wir mit Angſt und Noth ein paar Thaler Geld zuſammen ge- raſpelt haben, ſo koͤmmt ſo ein vornehmer Muͤſſiggaͤn- ger, und betruͤgt uns drum. Jch meyne eben Sie nicht, Gnaͤdiger Herr; aber meine tauſend Thaler muß ich auf den Donnerſtag haben, oder es wird nicht gut. Kurz! Geld oder Arreſt! Was Sie wollen. Jch bin Ew. Gnd. unterthaͤniger Diener Hanns Puff und Comp. Antwort. Mein lieber ehrlicher Hanns Puff, Sie bleiben doch der alte Deutſche, der Sie alle- mal geweſen ſind. Sie ſollen Jhr Geld haben, laſſen Sie Sich nur nicht leid ſeyn. Wir wollen des- wegen allemal gute Freunde ſeyn. Kommen Sie auf den Freytag fruͤh zu mir, da ſollen Sie es finden. Es gefaͤllt mir nur, daß Sie mit Jhren Freunden ſo we- nig Umſtaͤnde machen. Wir verſtehn einander ſchon. Mein

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/443>, abgerufen am 23.11.2024.