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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
vorgestellt, wie nöthig es sey, meine Güter selbst zu
verwalten, und meine Jahre auf dem Lande in
Ruhe zuzubringen, ohne mich um das zweydeutige
Glück des Hofs zu bemühen, oder im Kriege mein
Heil zu versuchen. Sie haben den Einwurf nie-
mals gelten lassen, daß ich noch zu jung sey, ruhig
zu leben. Sie waren so gütig mich zu versichern,
daß Sie bey Jhrem Alter Sich kein größres Ver-
gnügen vorstellen könnten, als die Familie desjeni-
gen noch zu sehen, der der einzige Erbe Jhres Na-
mens sey. Jch halte es für einen Theil meiner
Pflicht, alles zu thun, was Jhnen ein Vergnügen
machen kann. Diese Vorstellung hat bey mir alle
die Zweifel überwunden, welche mir sonst so wichtig
schienen. Jhr Alter, Gnädiger Großpapa, die täg-
liche Abnahme Jhrer Kräfte, die schreckliche Be-
sorgniß, Sie unvermuthet zu verlieren, da Sie der
Himmel uns nunmehr zwey und siebenzig Jahre er-
halten hat; alles dieses ist Ursache, daß ich mir
vorgenommen habe, Jhren Wunsch und mein
Glück zu beschleunigen. Jch würde trostlos seyn,
wenn ich mir vorwerfen könnte, eins von beiden
gehindert zu haben. Nein, Gnädiger Großpapa,
da ich das Zeugniß eines gehorsamen Sohnes von
Jhnen so oft erhalten habe, so mag ich auch itzt
nicht Gelegenheit geben, diesen Titel zu verlieren,
auf den ich stolzer bin, als auf mein ganzes Vermö-
gen, und auf meinen Adel. Jch will mich verhei-
rathen. Jch habe mir eine Person ausgesehn, die
Jhrer väterlichen Liebe würdig ist. Jhr Stand,

und

Satyriſche Briefe.
vorgeſtellt, wie noͤthig es ſey, meine Guͤter ſelbſt zu
verwalten, und meine Jahre auf dem Lande in
Ruhe zuzubringen, ohne mich um das zweydeutige
Gluͤck des Hofs zu bemuͤhen, oder im Kriege mein
Heil zu verſuchen. Sie haben den Einwurf nie-
mals gelten laſſen, daß ich noch zu jung ſey, ruhig
zu leben. Sie waren ſo guͤtig mich zu verſichern,
daß Sie bey Jhrem Alter Sich kein groͤßres Ver-
gnuͤgen vorſtellen koͤnnten, als die Familie desjeni-
gen noch zu ſehen, der der einzige Erbe Jhres Na-
mens ſey. Jch halte es fuͤr einen Theil meiner
Pflicht, alles zu thun, was Jhnen ein Vergnuͤgen
machen kann. Dieſe Vorſtellung hat bey mir alle
die Zweifel uͤberwunden, welche mir ſonſt ſo wichtig
ſchienen. Jhr Alter, Gnaͤdiger Großpapa, die taͤg-
liche Abnahme Jhrer Kraͤfte, die ſchreckliche Be-
ſorgniß, Sie unvermuthet zu verlieren, da Sie der
Himmel uns nunmehr zwey und ſiebenzig Jahre er-
halten hat; alles dieſes iſt Urſache, daß ich mir
vorgenommen habe, Jhren Wunſch und mein
Gluͤck zu beſchleunigen. Jch wuͤrde troſtlos ſeyn,
wenn ich mir vorwerfen koͤnnte, eins von beiden
gehindert zu haben. Nein, Gnaͤdiger Großpapa,
da ich das Zeugniß eines gehorſamen Sohnes von
Jhnen ſo oft erhalten habe, ſo mag ich auch itzt
nicht Gelegenheit geben, dieſen Titel zu verlieren,
auf den ich ſtolzer bin, als auf mein ganzes Vermoͤ-
gen, und auf meinen Adel. Jch will mich verhei-
rathen. Jch habe mir eine Perſon ausgeſehn, die
Jhrer vaͤterlichen Liebe wuͤrdig iſt. Jhr Stand,

und
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[302/0330] Satyriſche Briefe. vorgeſtellt, wie noͤthig es ſey, meine Guͤter ſelbſt zu verwalten, und meine Jahre auf dem Lande in Ruhe zuzubringen, ohne mich um das zweydeutige Gluͤck des Hofs zu bemuͤhen, oder im Kriege mein Heil zu verſuchen. Sie haben den Einwurf nie- mals gelten laſſen, daß ich noch zu jung ſey, ruhig zu leben. Sie waren ſo guͤtig mich zu verſichern, daß Sie bey Jhrem Alter Sich kein groͤßres Ver- gnuͤgen vorſtellen koͤnnten, als die Familie desjeni- gen noch zu ſehen, der der einzige Erbe Jhres Na- mens ſey. Jch halte es fuͤr einen Theil meiner Pflicht, alles zu thun, was Jhnen ein Vergnuͤgen machen kann. Dieſe Vorſtellung hat bey mir alle die Zweifel uͤberwunden, welche mir ſonſt ſo wichtig ſchienen. Jhr Alter, Gnaͤdiger Großpapa, die taͤg- liche Abnahme Jhrer Kraͤfte, die ſchreckliche Be- ſorgniß, Sie unvermuthet zu verlieren, da Sie der Himmel uns nunmehr zwey und ſiebenzig Jahre er- halten hat; alles dieſes iſt Urſache, daß ich mir vorgenommen habe, Jhren Wunſch und mein Gluͤck zu beſchleunigen. Jch wuͤrde troſtlos ſeyn, wenn ich mir vorwerfen koͤnnte, eins von beiden gehindert zu haben. Nein, Gnaͤdiger Großpapa, da ich das Zeugniß eines gehorſamen Sohnes von Jhnen ſo oft erhalten habe, ſo mag ich auch itzt nicht Gelegenheit geben, dieſen Titel zu verlieren, auf den ich ſtolzer bin, als auf mein ganzes Vermoͤ- gen, und auf meinen Adel. Jch will mich verhei- rathen. Jch habe mir eine Perſon ausgeſehn, die Jhrer vaͤterlichen Liebe wuͤrdig iſt. Jhr Stand, und

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/330>, abgerufen am 25.11.2024.