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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"und glaubten, ob wohl ganz ohne Ursache, mei-
"nen Vater zu beleidigen, der Sie als sein Kind
"liebte, und damals schon Jhr Vater war. Sein
"Tod hat auf beiden Seiten den Zwang aufgeho-
"ben. Sie haben keine Ursachen mehr, blöde zu
"seyn, und ich stehe unter keiner Gewalt mehr,
"welche mich abhalten könnte, Jhnen zu sagen,
"wie hoch ich Sie schätze. Es wird auf Jhrem
"Ausspruche beruhen, wie weit ich in meiner Hoch-
"achtung gegen Sie gehn darf. Jch wenigstens
"wünsche mir nichts mehr, als die beständige
"Freundschaft eines Mannes, welcher wegen sei-
"ner Tugend und Verdienste der einzige ist, der
"einzige unter allen, den ich lieben kann, und des-
"sen Gegenliebe mir dennoch unschätzbar seyn wür-
"de, wenn mich auch der Befehl meines Vaters
"nicht verbände, Sie darum zu ersuchen. Jch
"werde aus Jhrer baldigen Antwort sehn, ob ich
"in meinem Zutrauen auf Jhre redliche Freund-
"schaft zu voreilig, und meinem seligen Vater
"gar zu gehorsam gewesen bin. Jch habe die Eh-
"re mit aller Hochachtung zu seyn,

Mein Herr,
[Spaltenumbruch] - - -
am 6. August,
1747.
[Spaltenumbruch] Jhre Dienerinn,
F.
Das

Satyriſche Briefe.
„und glaubten, ob wohl ganz ohne Urſache, mei-
„nen Vater zu beleidigen, der Sie als ſein Kind
„liebte, und damals ſchon Jhr Vater war. Sein
„Tod hat auf beiden Seiten den Zwang aufgeho-
„ben. Sie haben keine Urſachen mehr, bloͤde zu
„ſeyn, und ich ſtehe unter keiner Gewalt mehr,
„welche mich abhalten koͤnnte, Jhnen zu ſagen,
„wie hoch ich Sie ſchaͤtze. Es wird auf Jhrem
„Ausſpruche beruhen, wie weit ich in meiner Hoch-
„achtung gegen Sie gehn darf. Jch wenigſtens
„wuͤnſche mir nichts mehr, als die beſtaͤndige
„Freundſchaft eines Mannes, welcher wegen ſei-
„ner Tugend und Verdienſte der einzige iſt, der
„einzige unter allen, den ich lieben kann, und deſ-
„ſen Gegenliebe mir dennoch unſchaͤtzbar ſeyn wuͤr-
„de, wenn mich auch der Befehl meines Vaters
„nicht verbaͤnde, Sie darum zu erſuchen. Jch
„werde aus Jhrer baldigen Antwort ſehn, ob ich
„in meinem Zutrauen auf Jhre redliche Freund-
„ſchaft zu voreilig, und meinem ſeligen Vater
„gar zu gehorſam geweſen bin. Jch habe die Eh-
„re mit aller Hochachtung zu ſeyn,

Mein Herr,
[Spaltenumbruch] ‒ ‒ ‒
am 6. Auguſt,
1747.
[Spaltenumbruch] Jhre Dienerinn,
F.
Das
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[224/0252] Satyriſche Briefe. „und glaubten, ob wohl ganz ohne Urſache, mei- „nen Vater zu beleidigen, der Sie als ſein Kind „liebte, und damals ſchon Jhr Vater war. Sein „Tod hat auf beiden Seiten den Zwang aufgeho- „ben. Sie haben keine Urſachen mehr, bloͤde zu „ſeyn, und ich ſtehe unter keiner Gewalt mehr, „welche mich abhalten koͤnnte, Jhnen zu ſagen, „wie hoch ich Sie ſchaͤtze. Es wird auf Jhrem „Ausſpruche beruhen, wie weit ich in meiner Hoch- „achtung gegen Sie gehn darf. Jch wenigſtens „wuͤnſche mir nichts mehr, als die beſtaͤndige „Freundſchaft eines Mannes, welcher wegen ſei- „ner Tugend und Verdienſte der einzige iſt, der „einzige unter allen, den ich lieben kann, und deſ- „ſen Gegenliebe mir dennoch unſchaͤtzbar ſeyn wuͤr- „de, wenn mich auch der Befehl meines Vaters „nicht verbaͤnde, Sie darum zu erſuchen. Jch „werde aus Jhrer baldigen Antwort ſehn, ob ich „in meinem Zutrauen auf Jhre redliche Freund- „ſchaft zu voreilig, und meinem ſeligen Vater „gar zu gehorſam geweſen bin. Jch habe die Eh- „re mit aller Hochachtung zu ſeyn, Mein Herr, ‒ ‒ ‒ am 6. Auguſt, 1747. Jhre Dienerinn, F. Das

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/252>, abgerufen am 23.11.2024.