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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"Freundschaft, meiner beständigen Liebe, gäbe.
"Wie viele wichtige Sachen hatte ich ihnen zu
"sagen, tausend wichtige Sachen, auf die meine
"ganze Ruhe ankömmt! Jst für mich etwas wich-
"tigers, als wenn ich Jhnen sage, daß ich Sie
"liebe? Und kann ich ruhig seyn, wenn ich nur den
"mindesten Verdacht habe, an Jhrer Liebe zu zwei-
"feln. Sie fliehn, Grausamer? Fliehn Sie einen
"traurigen Abschied zu vermeiden? Wie wenig
"kennen Sie die Liebe, die Sie mich doch selbst ge-
"lehrt haben! Es würde mich Thränen gekostet ha-
"ben; aber ich hätte sie in Jhren Armen geweinet.
"Jch würde sie beschworen haben, Jhre Rückkunft
"zu beschleunigen. Wie viel zärtliches hätten Sie
"mir dabey sagen können, das ich sonst gewohnt
"bin, von Jhnen zu hören! Glauben Sie wohl,
"daß ich Jhnen würde eine Reise widerrathen
"haben, welche Sie thun, um Jhr Glück auf
"diejenige dauerhafte Art zu befestigen, die Sie
"so oft, und so oft meinetwegen, gewünscht ha-
"ben? Kommen Sie, eilen Sie zurück, ich er-
"warte Sie mit der zärtlichsten Ungeduld. Das
"hätte ich doch nicht geglaubt, daß ich Sie so
"heftig liebte! Kommen Sie, damit ich Jhnen
"vom neuen sagen kann, daß ich Sie ewig lie-
"ben werde.

"Wissen Sie denn auch, mein irrender Rit-
"ter, in welcher Gefahr Sie Jhre trostlose Prin-
"zessinn verlassen haben? Drachen und Riesen

schwär-

Satyriſche Briefe.
„Freundſchaft, meiner beſtaͤndigen Liebe, gaͤbe.
„Wie viele wichtige Sachen hatte ich ihnen zu
„ſagen, tauſend wichtige Sachen, auf die meine
„ganze Ruhe ankoͤmmt! Jſt fuͤr mich etwas wich-
„tigers, als wenn ich Jhnen ſage, daß ich Sie
„liebe? Und kann ich ruhig ſeyn, wenn ich nur den
„mindeſten Verdacht habe, an Jhrer Liebe zu zwei-
„feln. Sie fliehn, Grauſamer? Fliehn Sie einen
„traurigen Abſchied zu vermeiden? Wie wenig
„kennen Sie die Liebe, die Sie mich doch ſelbſt ge-
„lehrt haben! Es wuͤrde mich Thraͤnen gekoſtet ha-
„ben; aber ich haͤtte ſie in Jhren Armen geweinet.
„Jch wuͤrde ſie beſchworen haben, Jhre Ruͤckkunft
„zu beſchleunigen. Wie viel zaͤrtliches haͤtten Sie
„mir dabey ſagen koͤnnen, das ich ſonſt gewohnt
„bin, von Jhnen zu hoͤren! Glauben Sie wohl,
„daß ich Jhnen wuͤrde eine Reiſe widerrathen
„haben, welche Sie thun, um Jhr Gluͤck auf
„diejenige dauerhafte Art zu befeſtigen, die Sie
„ſo oft, und ſo oft meinetwegen, gewuͤnſcht ha-
„ben? Kommen Sie, eilen Sie zuruͤck, ich er-
„warte Sie mit der zaͤrtlichſten Ungeduld. Das
„haͤtte ich doch nicht geglaubt, daß ich Sie ſo
„heftig liebte! Kommen Sie, damit ich Jhnen
„vom neuen ſagen kann, daß ich Sie ewig lie-
„ben werde.

„Wiſſen Sie denn auch, mein irrender Rit-
„ter, in welcher Gefahr Sie Jhre troſtloſe Prin-
„zeſſinn verlaſſen haben? Drachen und Rieſen

ſchwaͤr-
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[205/0233] Satyriſche Briefe. „Freundſchaft, meiner beſtaͤndigen Liebe, gaͤbe. „Wie viele wichtige Sachen hatte ich ihnen zu „ſagen, tauſend wichtige Sachen, auf die meine „ganze Ruhe ankoͤmmt! Jſt fuͤr mich etwas wich- „tigers, als wenn ich Jhnen ſage, daß ich Sie „liebe? Und kann ich ruhig ſeyn, wenn ich nur den „mindeſten Verdacht habe, an Jhrer Liebe zu zwei- „feln. Sie fliehn, Grauſamer? Fliehn Sie einen „traurigen Abſchied zu vermeiden? Wie wenig „kennen Sie die Liebe, die Sie mich doch ſelbſt ge- „lehrt haben! Es wuͤrde mich Thraͤnen gekoſtet ha- „ben; aber ich haͤtte ſie in Jhren Armen geweinet. „Jch wuͤrde ſie beſchworen haben, Jhre Ruͤckkunft „zu beſchleunigen. Wie viel zaͤrtliches haͤtten Sie „mir dabey ſagen koͤnnen, das ich ſonſt gewohnt „bin, von Jhnen zu hoͤren! Glauben Sie wohl, „daß ich Jhnen wuͤrde eine Reiſe widerrathen „haben, welche Sie thun, um Jhr Gluͤck auf „diejenige dauerhafte Art zu befeſtigen, die Sie „ſo oft, und ſo oft meinetwegen, gewuͤnſcht ha- „ben? Kommen Sie, eilen Sie zuruͤck, ich er- „warte Sie mit der zaͤrtlichſten Ungeduld. Das „haͤtte ich doch nicht geglaubt, daß ich Sie ſo „heftig liebte! Kommen Sie, damit ich Jhnen „vom neuen ſagen kann, daß ich Sie ewig lie- „ben werde. „Wiſſen Sie denn auch, mein irrender Rit- „ter, in welcher Gefahr Sie Jhre troſtloſe Prin- „zeſſinn verlaſſen haben? Drachen und Rieſen ſchwaͤr-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/233>, abgerufen am 23.11.2024.