ne Schwänke hören sollten. Arbeit genug für ei- nen Tag, aber auch Ruhm genug!
Dienstags legte ich den Grundstein zu meinem Glücke. Kennen Sie das Mädchen, welches an- fängt, dem Gnädigen Herrn gleichgültig zu werden, da sie es seit fünf Jahren nicht gewesen ist? Jch brauchte mehr nicht, als zwo Stunden, sie auf meine Schmeicheleyen aufmerksam zu machen; Sie hat über das Herz ihres Herrn immer noch Gewalt genug, um mein Glück zu unterstützen, und Jhro Excellenz sind so erkenntlich, daß sie wünschen, das Glück dieses Mädchens auf eine dau- erhafte Art zu befestigen.
An der Mittewoche habe ich ein Amt angetre- ten, welches zwar in der Welt kein Aufsehn macht, aber auf meiner Stube wichtig genug ist. Diesen und den folgenden Tag brachte ich zu, ver- schiedne Clienten zu versichern, daß ich mir ein un- gemeines Vergnügen daraus machen würde, ih- nen bey aller Gelegenheit zu dienen. Jch weiß nicht mehr, wer sie waren.
Am Freytage hat mich mein Schneider aus- gebildet, und ich hätte wahrhaftig in mir das nicht gesucht, was ich nunmehr wirklich in mir finde.
Gestern habe ich einige von meinen alten Gläu- bigern abgewiesen, und funfzehnhundert Thaler aufs neue geborgt. Jch borgte sie mit einer sehr
guten
Satyriſche Briefe
ne Schwaͤnke hoͤren ſollten. Arbeit genug fuͤr ei- nen Tag, aber auch Ruhm genug!
Dienſtags legte ich den Grundſtein zu meinem Gluͤcke. Kennen Sie das Maͤdchen, welches an- faͤngt, dem Gnaͤdigen Herrn gleichguͤltig zu werden, da ſie es ſeit fuͤnf Jahren nicht geweſen iſt? Jch brauchte mehr nicht, als zwo Stunden, ſie auf meine Schmeicheleyen aufmerkſam zu machen; Sie hat uͤber das Herz ihres Herrn immer noch Gewalt genug, um mein Gluͤck zu unterſtuͤtzen, und Jhro Excellenz ſind ſo erkenntlich, daß ſie wuͤnſchen, das Gluͤck dieſes Maͤdchens auf eine dau- erhafte Art zu befeſtigen.
An der Mittewoche habe ich ein Amt angetre- ten, welches zwar in der Welt kein Aufſehn macht, aber auf meiner Stube wichtig genug iſt. Dieſen und den folgenden Tag brachte ich zu, ver- ſchiedne Clienten zu verſichern, daß ich mir ein un- gemeines Vergnuͤgen daraus machen wuͤrde, ih- nen bey aller Gelegenheit zu dienen. Jch weiß nicht mehr, wer ſie waren.
Am Freytage hat mich mein Schneider aus- gebildet, und ich haͤtte wahrhaftig in mir das nicht geſucht, was ich nunmehr wirklich in mir finde.
Geſtern habe ich einige von meinen alten Glaͤu- bigern abgewieſen, und funfzehnhundert Thaler aufs neue geborgt. Jch borgte ſie mit einer ſehr
guten
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0203"n="175"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Satyriſche Briefe</hi></fw><lb/>
ne Schwaͤnke hoͤren ſollten. Arbeit genug fuͤr ei-<lb/>
nen Tag, aber auch Ruhm genug!</p><lb/><p>Dienſtags legte ich den Grundſtein zu meinem<lb/>
Gluͤcke. Kennen Sie das Maͤdchen, welches an-<lb/>
faͤngt, dem Gnaͤdigen Herrn gleichguͤltig zu werden,<lb/>
da ſie es ſeit fuͤnf Jahren nicht geweſen iſt? Jch<lb/>
brauchte mehr nicht, als zwo Stunden, ſie auf<lb/>
meine Schmeicheleyen aufmerkſam zu machen;<lb/>
Sie hat uͤber das Herz ihres Herrn immer noch<lb/>
Gewalt genug, um mein Gluͤck zu unterſtuͤtzen,<lb/>
und Jhro Excellenz ſind ſo erkenntlich, daß ſie<lb/>
wuͤnſchen, das Gluͤck dieſes Maͤdchens auf eine dau-<lb/>
erhafte Art zu befeſtigen.</p><lb/><p>An der Mittewoche habe ich ein Amt angetre-<lb/>
ten, welches zwar in der Welt kein Aufſehn<lb/>
macht, aber auf meiner Stube wichtig genug iſt.<lb/>
Dieſen und den folgenden Tag brachte ich zu, ver-<lb/>ſchiedne Clienten zu verſichern, daß ich mir ein un-<lb/>
gemeines Vergnuͤgen daraus machen wuͤrde, ih-<lb/>
nen bey aller Gelegenheit zu dienen. Jch weiß<lb/>
nicht mehr, wer ſie waren.</p><lb/><p>Am Freytage hat mich mein Schneider aus-<lb/>
gebildet, und ich haͤtte wahrhaftig in mir das nicht<lb/>
geſucht, was ich nunmehr wirklich in mir finde.</p><lb/><p>Geſtern habe ich einige von meinen alten Glaͤu-<lb/>
bigern abgewieſen, und funfzehnhundert Thaler<lb/>
aufs neue geborgt. Jch borgte ſie mit einer ſehr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">guten</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[175/0203]
Satyriſche Briefe
ne Schwaͤnke hoͤren ſollten. Arbeit genug fuͤr ei-
nen Tag, aber auch Ruhm genug!
Dienſtags legte ich den Grundſtein zu meinem
Gluͤcke. Kennen Sie das Maͤdchen, welches an-
faͤngt, dem Gnaͤdigen Herrn gleichguͤltig zu werden,
da ſie es ſeit fuͤnf Jahren nicht geweſen iſt? Jch
brauchte mehr nicht, als zwo Stunden, ſie auf
meine Schmeicheleyen aufmerkſam zu machen;
Sie hat uͤber das Herz ihres Herrn immer noch
Gewalt genug, um mein Gluͤck zu unterſtuͤtzen,
und Jhro Excellenz ſind ſo erkenntlich, daß ſie
wuͤnſchen, das Gluͤck dieſes Maͤdchens auf eine dau-
erhafte Art zu befeſtigen.
An der Mittewoche habe ich ein Amt angetre-
ten, welches zwar in der Welt kein Aufſehn
macht, aber auf meiner Stube wichtig genug iſt.
Dieſen und den folgenden Tag brachte ich zu, ver-
ſchiedne Clienten zu verſichern, daß ich mir ein un-
gemeines Vergnuͤgen daraus machen wuͤrde, ih-
nen bey aller Gelegenheit zu dienen. Jch weiß
nicht mehr, wer ſie waren.
Am Freytage hat mich mein Schneider aus-
gebildet, und ich haͤtte wahrhaftig in mir das nicht
geſucht, was ich nunmehr wirklich in mir finde.
Geſtern habe ich einige von meinen alten Glaͤu-
bigern abgewieſen, und funfzehnhundert Thaler
aufs neue geborgt. Jch borgte ſie mit einer ſehr
guten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/203>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.