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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"ren, wenn sie Knaster und Bier gehabt hät-
"ten. Jch würde es sehr leicht von Wort zu
"Wort haben übersetzen können; es würde aber
"unsern Zeiten unverständlich geworden seyn (*).
"Wenn mir nicht Mathanasius zuvor gekommen
"ist, so bin ich vielleicht der erste, der entdeckt
"hat, daß schon bey den Griechen die kleinen pos-
"sirlichen Figuren gebräuchlich gewesen, die man
"auf den Camin setzt, und Bagoden nennt (**).
"Ein Beweis, daß dieser Geschmack so gothisch
"nicht ist, als man wohl glauben sollte. Ariste-
"nät braucht eben dieses Wort in einem Briefe
"an den Libanius, wenn er von einem stummen
"Rathsherrn in Constantinopel redet, der sich bey
"seiner Bequemlichkeit alles gefallen ließ, was
"man in Vorschlag brachte, und den das ge-
"meine Volk um deswillen nur den Jaherrn
"nennte (***). Die Anmerkung wird überflüssig
"seyn, daß es bereits bey den Griechen Wei-
"ber gegeben habe, die ihren Männern das Le-
"ben sauer gemacht. Unser Text sagt es

mit
(*) Ote kardamon ekhei kai xuthon, prosgelon
apasi, ten par' eauto aphthonian to tropo
delon. Alciphr. l. all.
(**) Osper ta prosopa ta kopha, a epi tais
kaminois isamena oromen, prosphilos epineuon-
tes. Alciphr. l. all.
(***) Na[i]ndra kai epineutikon. Aristenaet. l. 2. ep. 7.
p. m.
74.

Satyriſche Briefe.
„ren, wenn ſie Knaſter und Bier gehabt haͤt-
„ten. Jch wuͤrde es ſehr leicht von Wort zu
„Wort haben uͤberſetzen koͤnnen; es wuͤrde aber
„unſern Zeiten unverſtaͤndlich geworden ſeyn (*).
„Wenn mir nicht Mathanaſius zuvor gekommen
„iſt, ſo bin ich vielleicht der erſte, der entdeckt
„hat, daß ſchon bey den Griechen die kleinen poſ-
„ſirlichen Figuren gebraͤuchlich geweſen, die man
„auf den Camin ſetzt, und Bagoden nennt (**).
„Ein Beweis, daß dieſer Geſchmack ſo gothiſch
„nicht iſt, als man wohl glauben ſollte. Ariſte-
„naͤt braucht eben dieſes Wort in einem Briefe
„an den Libanius, wenn er von einem ſtummen
„Rathsherrn in Conſtantinopel redet, der ſich bey
„ſeiner Bequemlichkeit alles gefallen ließ, was
„man in Vorſchlag brachte, und den das ge-
„meine Volk um deswillen nur den Jaherrn
„nennte (***). Die Anmerkung wird uͤberfluͤſſig
„ſeyn, daß es bereits bey den Griechen Wei-
„ber gegeben habe, die ihren Maͤnnern das Le-
„ben ſauer gemacht. Unſer Text ſagt es

mit
(*) Ὁτε καρδαμον ἐχει και ξυϑον, προςγελων
ἁπασι, την παρ᾽ ἑαυτω ἀφϑονιαν τω τροπω
δηλων. Alciphr. l. all.
(**) Ὡςπερ τα προσωπα τα κωφα, ἁ ἐπι ταις
καμινοις ἱςαμενα ὁρωμεν, προσφιλως ἐπινευον-
τες. Alciphr. l. all.
(***) Να[ι]νδρα και ἐπινευτικον. Ariſtenaet. l. 2. ep. 7.
p. m.
74.
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[139/0167] Satyriſche Briefe. „ren, wenn ſie Knaſter und Bier gehabt haͤt- „ten. Jch wuͤrde es ſehr leicht von Wort zu „Wort haben uͤberſetzen koͤnnen; es wuͤrde aber „unſern Zeiten unverſtaͤndlich geworden ſeyn (*). „Wenn mir nicht Mathanaſius zuvor gekommen „iſt, ſo bin ich vielleicht der erſte, der entdeckt „hat, daß ſchon bey den Griechen die kleinen poſ- „ſirlichen Figuren gebraͤuchlich geweſen, die man „auf den Camin ſetzt, und Bagoden nennt (**). „Ein Beweis, daß dieſer Geſchmack ſo gothiſch „nicht iſt, als man wohl glauben ſollte. Ariſte- „naͤt braucht eben dieſes Wort in einem Briefe „an den Libanius, wenn er von einem ſtummen „Rathsherrn in Conſtantinopel redet, der ſich bey „ſeiner Bequemlichkeit alles gefallen ließ, was „man in Vorſchlag brachte, und den das ge- „meine Volk um deswillen nur den Jaherrn „nennte (***). Die Anmerkung wird uͤberfluͤſſig „ſeyn, daß es bereits bey den Griechen Wei- „ber gegeben habe, die ihren Maͤnnern das Le- „ben ſauer gemacht. Unſer Text ſagt es mit (*) Ὁτε καρδαμον ἐχει και ξυϑον, προςγελων ἁπασι, την παρ᾽ ἑαυτω ἀφϑονιαν τω τροπω δηλων. Alciphr. l. all. (**) Ὡςπερ τα προσωπα τα κωφα, ἁ ἐπι ταις καμινοις ἱςαμενα ὁρωμεν, προσφιλως ἐπινευον- τες. Alciphr. l. all. (***) Ναινδρα και ἐπινευτικον. Ariſtenaet. l. 2. ep. 7. p. m. 74.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/167>, abgerufen am 17.05.2024.