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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"Geschenk einen anständigen Vorwand hat. Da-
"mit meine Abhandlung auch in diesem Falle prak-
"tisch werde: so will ich einige Exempel mittheilen.
"Jch habe oben einen Brief eingerückt, wo der
"Beklagte die Austern seines Klägers mit einem
"Feuillet Burgunderwein überboten hat. Jch
"will dieses Thema noch einmal annehmen."

Hochzuehrender Herr Kammerrath,

Mein Freund in Straßburg hat etliche Piecen
Burgunderwein an mich spedirt, und ge-
beten, ihm einen Kaufmann dazu zu verschaffen.
Jch schicke Jhnen hier zur Probe ein Feuillet, weil
ich weiß, daß Sie ein Kenner sind; Sie werden
finden, daß er sehr gut ist. Haben Sie die Gü-
tigkeit und trinken ihn auf meine Gesundheit. Kön-
nen Sie jemanden erfahren, der eine Parthie davon
kaufen will: so werden Sie meinen Freund und
mich Jhnen ungemein verbinden. Jch habe von
einem sichern Freunde aus Hamburg ein paar
Väßchen Austern bekommen; sie sind aber bey itzi-
ger warmen Wittrung so schlecht, daß ich mich
schämen muß, Jhnen mit so elendem Zeuge auf-
zuwarten. Es ist mir nicht allein, sondern allen
Kaufleuten so gegangen, die mit der letzern Post
Austern erhalten haben. Jch erwarte künftige

Neu-
F 4

Satyriſche Briefe.
„Geſchenk einen anſtaͤndigen Vorwand hat. Da-
„mit meine Abhandlung auch in dieſem Falle prak-
„tiſch werde: ſo will ich einige Exempel mittheilen.
„Jch habe oben einen Brief eingeruͤckt, wo der
„Beklagte die Auſtern ſeines Klaͤgers mit einem
„Feuillet Burgunderwein uͤberboten hat. Jch
„will dieſes Thema noch einmal annehmen.„

Hochzuehrender Herr Kammerrath,

Mein Freund in Straßburg hat etliche Piecen
Burgunderwein an mich ſpedirt, und ge-
beten, ihm einen Kaufmann dazu zu verſchaffen.
Jch ſchicke Jhnen hier zur Probe ein Feuillet, weil
ich weiß, daß Sie ein Kenner ſind; Sie werden
finden, daß er ſehr gut iſt. Haben Sie die Guͤ-
tigkeit und trinken ihn auf meine Geſundheit. Koͤn-
nen Sie jemanden erfahren, der eine Parthie davon
kaufen will: ſo werden Sie meinen Freund und
mich Jhnen ungemein verbinden. Jch habe von
einem ſichern Freunde aus Hamburg ein paar
Vaͤßchen Auſtern bekommen; ſie ſind aber bey itzi-
ger warmen Wittrung ſo ſchlecht, daß ich mich
ſchaͤmen muß, Jhnen mit ſo elendem Zeuge auf-
zuwarten. Es iſt mir nicht allein, ſondern allen
Kaufleuten ſo gegangen, die mit der letzern Poſt
Auſtern erhalten haben. Jch erwarte kuͤnftige

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[87/0115] Satyriſche Briefe. „Geſchenk einen anſtaͤndigen Vorwand hat. Da- „mit meine Abhandlung auch in dieſem Falle prak- „tiſch werde: ſo will ich einige Exempel mittheilen. „Jch habe oben einen Brief eingeruͤckt, wo der „Beklagte die Auſtern ſeines Klaͤgers mit einem „Feuillet Burgunderwein uͤberboten hat. Jch „will dieſes Thema noch einmal annehmen.„ Hochzuehrender Herr Kammerrath, Mein Freund in Straßburg hat etliche Piecen Burgunderwein an mich ſpedirt, und ge- beten, ihm einen Kaufmann dazu zu verſchaffen. Jch ſchicke Jhnen hier zur Probe ein Feuillet, weil ich weiß, daß Sie ein Kenner ſind; Sie werden finden, daß er ſehr gut iſt. Haben Sie die Guͤ- tigkeit und trinken ihn auf meine Geſundheit. Koͤn- nen Sie jemanden erfahren, der eine Parthie davon kaufen will: ſo werden Sie meinen Freund und mich Jhnen ungemein verbinden. Jch habe von einem ſichern Freunde aus Hamburg ein paar Vaͤßchen Auſtern bekommen; ſie ſind aber bey itzi- ger warmen Wittrung ſo ſchlecht, daß ich mich ſchaͤmen muß, Jhnen mit ſo elendem Zeuge auf- zuwarten. Es iſt mir nicht allein, ſondern allen Kaufleuten ſo gegangen, die mit der letzern Poſt Auſtern erhalten haben. Jch erwarte kuͤnftige Neu- F 4

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/115>, abgerufen am 23.11.2024.