Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Satyrische Briefe.
nes abhänget, welcher sich seit so vielen Jahren
den Ruhm verdienet hat, daß er der gerechteste
Mann sey! Sie wissen es, mein Herr, und Sie
haben die traurigste Erfahrung selbst gehabt, wie
empfindlich es einem rechtschaffnen Vormunde sey,
dergleichen undankbare Vorwürfe von der aus-
schweifenden Jugend anzuhören. Erinnern Sie
Sich einmal dieser Erfahrung, und haben Sie
Mitleid mit mir. Eine nachdrückliche Zuredung
von Jhnen wird diesen jungen Menschen, der von
Natur nicht boshaft, sondern nur verführt ist,
gar leicht wieder in Ordnung bringen. Sein
Advocat wird sich seines Unternehmens schämen
müssen, wenn er aus Jhren Vorstellungen sieht,
daß Sie, mein Herr, sein Beginnen verabscheuen.
Sie werden mich hierdurch mit einemmale aus ei-
ner Unruhe reißen, welche mich viele Jahre hin-
durch beängstigen, und mir viel Unkosten verursa-
chen könnte. Viele hundert Thaler würden kaum
zureichend seyn, mich eines Anspruchs zu entschüt-
ten, welcher mir durch den Verlust meiner Rech-
nungen sehr gefährlich wird. Es ist nichts billiger,
als daß ich Jhnen eine kleine Versichrung meiner
Erkenntlichkeit gebe. Da ich durch Jhre gütige
und vielvermögende Vermittelung so viel hundert
Thaler ersparen kann: so sind beyliegende zwey-
hundert Thaler nur ein geringer Anfang derjeni-
gen Schuld, die ich abzutragen mir vorgenom-

men

Satyriſche Briefe.
nes abhaͤnget, welcher ſich ſeit ſo vielen Jahren
den Ruhm verdienet hat, daß er der gerechteſte
Mann ſey! Sie wiſſen es, mein Herr, und Sie
haben die traurigſte Erfahrung ſelbſt gehabt, wie
empfindlich es einem rechtſchaffnen Vormunde ſey,
dergleichen undankbare Vorwuͤrfe von der aus-
ſchweifenden Jugend anzuhoͤren. Erinnern Sie
Sich einmal dieſer Erfahrung, und haben Sie
Mitleid mit mir. Eine nachdruͤckliche Zuredung
von Jhnen wird dieſen jungen Menſchen, der von
Natur nicht boshaft, ſondern nur verfuͤhrt iſt,
gar leicht wieder in Ordnung bringen. Sein
Advocat wird ſich ſeines Unternehmens ſchaͤmen
muͤſſen, wenn er aus Jhren Vorſtellungen ſieht,
daß Sie, mein Herr, ſein Beginnen verabſcheuen.
Sie werden mich hierdurch mit einemmale aus ei-
ner Unruhe reißen, welche mich viele Jahre hin-
durch beaͤngſtigen, und mir viel Unkoſten verurſa-
chen koͤnnte. Viele hundert Thaler wuͤrden kaum
zureichend ſeyn, mich eines Anſpruchs zu entſchuͤt-
ten, welcher mir durch den Verluſt meiner Rech-
nungen ſehr gefaͤhrlich wird. Es iſt nichts billiger,
als daß ich Jhnen eine kleine Verſichrung meiner
Erkenntlichkeit gebe. Da ich durch Jhre guͤtige
und vielvermoͤgende Vermittelung ſo viel hundert
Thaler erſparen kann: ſo ſind beyliegende zwey-
hundert Thaler nur ein geringer Anfang derjeni-
gen Schuld, die ich abzutragen mir vorgenom-

men
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0100" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe.</hi></fw><lb/>
nes abha&#x0364;nget, welcher &#x017F;ich &#x017F;eit &#x017F;o vielen Jahren<lb/>
den Ruhm verdienet hat, daß er der gerechte&#x017F;te<lb/>
Mann &#x017F;ey! Sie wi&#x017F;&#x017F;en es, mein Herr, und Sie<lb/>
haben die traurig&#x017F;te Erfahrung &#x017F;elb&#x017F;t gehabt, wie<lb/>
empfindlich es einem recht&#x017F;chaffnen Vormunde &#x017F;ey,<lb/>
dergleichen undankbare Vorwu&#x0364;rfe von der aus-<lb/>
&#x017F;chweifenden Jugend anzuho&#x0364;ren. Erinnern Sie<lb/>
Sich einmal die&#x017F;er Erfahrung, und haben Sie<lb/>
Mitleid mit mir. Eine nachdru&#x0364;ckliche Zuredung<lb/>
von Jhnen wird die&#x017F;en jungen Men&#x017F;chen, der von<lb/>
Natur nicht boshaft, &#x017F;ondern nur verfu&#x0364;hrt i&#x017F;t,<lb/>
gar leicht wieder in Ordnung bringen. Sein<lb/>
Advocat wird &#x017F;ich &#x017F;eines Unternehmens &#x017F;cha&#x0364;men<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn er aus Jhren Vor&#x017F;tellungen &#x017F;ieht,<lb/>
daß Sie, mein Herr, &#x017F;ein Beginnen verab&#x017F;cheuen.<lb/>
Sie werden mich hierdurch mit einemmale aus ei-<lb/>
ner Unruhe reißen, welche mich viele Jahre hin-<lb/>
durch bea&#x0364;ng&#x017F;tigen, und mir viel Unko&#x017F;ten verur&#x017F;a-<lb/>
chen ko&#x0364;nnte. Viele hundert Thaler wu&#x0364;rden kaum<lb/>
zureichend &#x017F;eyn, mich eines An&#x017F;pruchs zu ent&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
ten, welcher mir durch den Verlu&#x017F;t meiner Rech-<lb/>
nungen &#x017F;ehr gefa&#x0364;hrlich wird. Es i&#x017F;t nichts billiger,<lb/>
als daß ich Jhnen eine kleine Ver&#x017F;ichrung meiner<lb/>
Erkenntlichkeit gebe. Da ich durch Jhre gu&#x0364;tige<lb/>
und vielvermo&#x0364;gende Vermittelung &#x017F;o viel hundert<lb/>
Thaler er&#x017F;paren kann: &#x017F;o &#x017F;ind beyliegende zwey-<lb/>
hundert Thaler nur ein geringer Anfang derjeni-<lb/>
gen Schuld, die ich abzutragen mir vorgenom-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0100] Satyriſche Briefe. nes abhaͤnget, welcher ſich ſeit ſo vielen Jahren den Ruhm verdienet hat, daß er der gerechteſte Mann ſey! Sie wiſſen es, mein Herr, und Sie haben die traurigſte Erfahrung ſelbſt gehabt, wie empfindlich es einem rechtſchaffnen Vormunde ſey, dergleichen undankbare Vorwuͤrfe von der aus- ſchweifenden Jugend anzuhoͤren. Erinnern Sie Sich einmal dieſer Erfahrung, und haben Sie Mitleid mit mir. Eine nachdruͤckliche Zuredung von Jhnen wird dieſen jungen Menſchen, der von Natur nicht boshaft, ſondern nur verfuͤhrt iſt, gar leicht wieder in Ordnung bringen. Sein Advocat wird ſich ſeines Unternehmens ſchaͤmen muͤſſen, wenn er aus Jhren Vorſtellungen ſieht, daß Sie, mein Herr, ſein Beginnen verabſcheuen. Sie werden mich hierdurch mit einemmale aus ei- ner Unruhe reißen, welche mich viele Jahre hin- durch beaͤngſtigen, und mir viel Unkoſten verurſa- chen koͤnnte. Viele hundert Thaler wuͤrden kaum zureichend ſeyn, mich eines Anſpruchs zu entſchuͤt- ten, welcher mir durch den Verluſt meiner Rech- nungen ſehr gefaͤhrlich wird. Es iſt nichts billiger, als daß ich Jhnen eine kleine Verſichrung meiner Erkenntlichkeit gebe. Da ich durch Jhre guͤtige und vielvermoͤgende Vermittelung ſo viel hundert Thaler erſparen kann: ſo ſind beyliegende zwey- hundert Thaler nur ein geringer Anfang derjeni- gen Schuld, die ich abzutragen mir vorgenom- men

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/100
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/100>, abgerufen am 23.11.2024.