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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Geheime Nachricht
durch sehr sorgfältig, da sie wohl wußte, daß dieses
Haupt von den schweren Sorgen des ganzen Stadtre-
giments angefüllt wäre. Seine Augen, welche seit etli-
chen Monaten mit nichts beschäfftigt gewesen waren,
als auf der Schaubühne mit unsrer artigen Tänze-
rinn, der Jungfer Poper, zu bulen; diese flüch-
tigen Augen wurden auf einmal finster, und er
soll, wenn es wahr ist, was man von ihm sagt,
sich lange Zeit hindurch vor dem Spiegel mit eben
der Aufmerksamkeit in seiner ehrwürdigen Magi-
stratsmiene geübt haben, mit welcher sich einige
Frauenzimmer üben, wenn sie zärtlich und reizend
aussehen wollen. Aber an seinem ganzen Körper
hat nichts so viel ausstehen müssen, als sein armer
unschuldiger Bauch. Es war erbärmlich anzusehen,
mit was für Gewalt dieser auf einmal hervorbrach.
Zusehends schwoll er auf. Mehr als ein Dutzend
Schneider hat er abgedankt, welche ihm alle die
Kleider zu enge machten. Meister King hat sich
bey ihm am längsten erhalten, und ich kann ihm
bey seinem Handwerke das Zeugniß geben, daß er
vor allen andern Schneidern den ansehnlichsten
Magistratsbauch zuzuschneiden weis. Ein solcher
prächtiger Bauch will gute und sichre Beine ha-
ben, das versteht sich von sich selbst, und wer es nicht
glaubt, der darf nur unserm Herrn Something zu-
sehen, wenn er durch die Gassen steigt. Es ge-
schieht dieses alles mit der behutsamsten Langsam-
keit, und das Pflaster scheint unter dieser vereh-
rungswürdigen Last zu krechzen. Dieses ist unsers

Somet-

Geheime Nachricht
durch ſehr ſorgfaͤltig, da ſie wohl wußte, daß dieſes
Haupt von den ſchweren Sorgen des ganzen Stadtre-
giments angefuͤllt waͤre. Seine Augen, welche ſeit etli-
chen Monaten mit nichts beſchaͤfftigt geweſen waren,
als auf der Schaubuͤhne mit unſrer artigen Taͤnze-
rinn, der Jungfer Poper, zu bulen; dieſe fluͤch-
tigen Augen wurden auf einmal finſter, und er
ſoll, wenn es wahr iſt, was man von ihm ſagt,
ſich lange Zeit hindurch vor dem Spiegel mit eben
der Aufmerkſamkeit in ſeiner ehrwuͤrdigen Magi-
ſtratsmiene geuͤbt haben, mit welcher ſich einige
Frauenzimmer uͤben, wenn ſie zaͤrtlich und reizend
ausſehen wollen. Aber an ſeinem ganzen Koͤrper
hat nichts ſo viel ausſtehen muͤſſen, als ſein armer
unſchuldiger Bauch. Es war erbaͤrmlich anzuſehen,
mit was fuͤr Gewalt dieſer auf einmal hervorbrach.
Zuſehends ſchwoll er auf. Mehr als ein Dutzend
Schneider hat er abgedankt, welche ihm alle die
Kleider zu enge machten. Meiſter King hat ſich
bey ihm am laͤngſten erhalten, und ich kann ihm
bey ſeinem Handwerke das Zeugniß geben, daß er
vor allen andern Schneidern den anſehnlichſten
Magiſtratsbauch zuzuſchneiden weis. Ein ſolcher
praͤchtiger Bauch will gute und ſichre Beine ha-
ben, das verſteht ſich von ſich ſelbſt, und wer es nicht
glaubt, der darf nur unſerm Herrn Something zu-
ſehen, wenn er durch die Gaſſen ſteigt. Es ge-
ſchieht dieſes alles mit der behutſamſten Langſam-
keit, und das Pflaſter ſcheint unter dieſer vereh-
rungswuͤrdigen Laſt zu krechzen. Dieſes iſt unſers

Somet-
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[242/0242] Geheime Nachricht durch ſehr ſorgfaͤltig, da ſie wohl wußte, daß dieſes Haupt von den ſchweren Sorgen des ganzen Stadtre- giments angefuͤllt waͤre. Seine Augen, welche ſeit etli- chen Monaten mit nichts beſchaͤfftigt geweſen waren, als auf der Schaubuͤhne mit unſrer artigen Taͤnze- rinn, der Jungfer Poper, zu bulen; dieſe fluͤch- tigen Augen wurden auf einmal finſter, und er ſoll, wenn es wahr iſt, was man von ihm ſagt, ſich lange Zeit hindurch vor dem Spiegel mit eben der Aufmerkſamkeit in ſeiner ehrwuͤrdigen Magi- ſtratsmiene geuͤbt haben, mit welcher ſich einige Frauenzimmer uͤben, wenn ſie zaͤrtlich und reizend ausſehen wollen. Aber an ſeinem ganzen Koͤrper hat nichts ſo viel ausſtehen muͤſſen, als ſein armer unſchuldiger Bauch. Es war erbaͤrmlich anzuſehen, mit was fuͤr Gewalt dieſer auf einmal hervorbrach. Zuſehends ſchwoll er auf. Mehr als ein Dutzend Schneider hat er abgedankt, welche ihm alle die Kleider zu enge machten. Meiſter King hat ſich bey ihm am laͤngſten erhalten, und ich kann ihm bey ſeinem Handwerke das Zeugniß geben, daß er vor allen andern Schneidern den anſehnlichſten Magiſtratsbauch zuzuſchneiden weis. Ein ſolcher praͤchtiger Bauch will gute und ſichre Beine ha- ben, das verſteht ſich von ſich ſelbſt, und wer es nicht glaubt, der darf nur unſerm Herrn Something zu- ſehen, wenn er durch die Gaſſen ſteigt. Es ge- ſchieht dieſes alles mit der behutſamſten Langſam- keit, und das Pflaſter ſcheint unter dieſer vereh- rungswuͤrdigen Laſt zu krechzen. Dieſes iſt unſers Somet-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/242>, abgerufen am 27.11.2024.