besondern Verdienste, den siebenten Korb zugeschickt hatte. Wahrhaftig, ein edles paar von Lobred- nern, welche mit ihren Zungensünden wohl ver- dient hätten, durch Urtheil und Recht an einander verheyrathet zu werden!
Welche Zigeuner und elende Poeten) die- sen verwegnen Ausdruck sucht er also zu rechtfer- tigen:
Jch soll mich verantworten, wie ich es habe wa- gen können, die elenden Poeten mit den Zigeunern zu vergleichen. Jch will es thun, mein Herr, un- geachtet ich geglaubt hätte, daß ein flüchtiger Ein- fall, den man zuweilen in Gesellschaft vertrauter Freunde vorbringt, dergleichen Schutzschrift nicht nöthig hätte.
Meine Meynung ist gar nicht diese gewesen, als wäre zwischen Zigeunern und elenden Dichtern, eine durchgängige Aehnlichkeit. Wenn es aber auch meine Meynung wäre, so wollte, ich mir doch ge- trauen, sie zu vertheidigen. Ein Zigeuner würde vielleicht eine ganz andre Lebensart erwählen, wenn er zu etwas bessern geschickt wäre; und ein reimen- der Scribent müßte so gar den Ueberrest desjenigen Verstandes verloren haben, den ihm die erbarmende Natur, wiewohl mit kargen Händen, zugeworfen hat, wenn er so klägliche Schriften verfertigte, wofern er anders im Stande wäre, etwas klügers vorzu-
nehmen
K 4
Noten ohne Text.
beſondern Verdienſte, den ſiebenten Korb zugeſchickt hatte. Wahrhaftig, ein edles paar von Lobred- nern, welche mit ihren Zungenſuͤnden wohl ver- dient haͤtten, durch Urtheil und Recht an einander verheyrathet zu werden!
Welche Zigeuner und elende Poeten) die- ſen verwegnen Ausdruck ſucht er alſo zu rechtfer- tigen:
Jch ſoll mich verantworten, wie ich es habe wa- gen koͤnnen, die elenden Poeten mit den Zigeunern zu vergleichen. Jch will es thun, mein Herr, un- geachtet ich geglaubt haͤtte, daß ein fluͤchtiger Ein- fall, den man zuweilen in Geſellſchaft vertrauter Freunde vorbringt, dergleichen Schutzſchrift nicht noͤthig haͤtte.
Meine Meynung iſt gar nicht dieſe geweſen, als waͤre zwiſchen Zigeunern und elenden Dichtern, eine durchgaͤngige Aehnlichkeit. Wenn es aber auch meine Meynung waͤre, ſo wollte, ich mir doch ge- trauen, ſie zu vertheidigen. Ein Zigeuner wuͤrde vielleicht eine ganz andre Lebensart erwaͤhlen, wenn er zu etwas beſſern geſchickt waͤre; und ein reimen- der Scribent muͤßte ſo gar den Ueberreſt desjenigen Verſtandes verloren haben, den ihm die erbarmende Natur, wiewohl mit kargen Haͤnden, zugeworfen hat, wenn er ſo klaͤgliche Schriften verfertigte, wofern er anders im Stande waͤre, etwas kluͤgers vorzu-
nehmen
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Noten ohne Text.
beſondern Verdienſte, den ſiebenten Korb zugeſchickt
hatte. Wahrhaftig, ein edles paar von Lobred-
nern, welche mit ihren Zungenſuͤnden wohl ver-
dient haͤtten, durch Urtheil und Recht an einander
verheyrathet zu werden!
Welche Zigeuner und elende Poeten) die-
ſen verwegnen Ausdruck ſucht er alſo zu rechtfer-
tigen:
Jch ſoll mich verantworten, wie ich es habe wa-
gen koͤnnen, die elenden Poeten mit den Zigeunern
zu vergleichen. Jch will es thun, mein Herr, un-
geachtet ich geglaubt haͤtte, daß ein fluͤchtiger Ein-
fall, den man zuweilen in Geſellſchaft vertrauter
Freunde vorbringt, dergleichen Schutzſchrift nicht
noͤthig haͤtte.
Meine Meynung iſt gar nicht dieſe geweſen, als
waͤre zwiſchen Zigeunern und elenden Dichtern, eine
durchgaͤngige Aehnlichkeit. Wenn es aber auch
meine Meynung waͤre, ſo wollte, ich mir doch ge-
trauen, ſie zu vertheidigen. Ein Zigeuner wuͤrde
vielleicht eine ganz andre Lebensart erwaͤhlen, wenn
er zu etwas beſſern geſchickt waͤre; und ein reimen-
der Scribent muͤßte ſo gar den Ueberreſt desjenigen
Verſtandes verloren haben, den ihm die erbarmende
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/151>, abgerufen am 16.02.2025.
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