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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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der Glückwünschungsschreiben.
dieses sagen wolle, das ist in dem vorhergehenden
Abschnitte größtentheils ausgeführt. An diesem Or-
will ich nur einige praktische Regeln geben, welche
man bey allen dergleichen Ausarbeitungen mit be-
sonderm Nutzen wird anwenden können. Jch habe
die Ehre, ein unwürdiges Mitglied von derjenigen
Gesellschaft zu seyn, welche seit geraumer Zeit auf
dieser hohen Schule blüht, und sich die wünschen-
de Gesellschaft nennt. Sie besteht aus zwölf Per-
sonen, und einem Vorsitzer. Wir kommen alle Wo-
chen einmal zusammen. Ein jeder von uns muß
vier Gedanken mitbringen. Diese bestehen entwe-

der,
her geschrieben war, in die Hand, wies mir die über jedem
wöchentlichen Blatte stehende Ueberschrift, und sagte, daß
ich nach dieser Ordnung alsobald meine Antrittsrede hal-
ten sollte. Jch fragte ihn, was für einen Satz ich aus-
führen sollte. Er besann sich ein wenig, und sagte mir, ich soll-
te handeln: Von der wahren Beschaffenheit eines vernünf-
tigen Bürgers.
Hierauf hielt ich sogleich eine bewunderns-
würdige Rede. Als ich mit solcher fertig war, gab ich den
Freymäurer dem Vorsitzenden zurück, welcher eine Gegenrede
an mich hielt, und darinnen, nach Anleitung und Ordnung
eben dieser Ueberschriften, von der damaligen ungemeinen
Kälte handelte. Er wendete dieses sehr natürlich auf unsre
Gesellschaft, und besonders auf mich an, rühmte dabey wie
leicht zu vermuthen ist, meine Rede ungemein, und hielt es
mir, als einem Anfänger, zu gute, daß ich mich in der ersten
Hälfte derselben zu sehr an den aufgegebenen Satz gebun-
den hatte: versicherte mich zugleich, daß die andre Hälf-
te unverbesserlich, und nach ihrem neuesten Geschmacke
sey Man wird die Wahrheit dieses Urtheils selbst er-
kennen, wenn man sich das Vergnügen machen will, sie zu
lesen, zu dem Ende habe ich sie dieser Abhandlung bey-
drucken lassen.
Erster Theil. B

der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben.
dieſes ſagen wolle, das iſt in dem vorhergehenden
Abſchnitte groͤßtentheils ausgefuͤhrt. An dieſem Or-
will ich nur einige praktiſche Regeln geben, welche
man bey allen dergleichen Ausarbeitungen mit be-
ſonderm Nutzen wird anwenden koͤnnen. Jch habe
die Ehre, ein unwuͤrdiges Mitglied von derjenigen
Geſellſchaft zu ſeyn, welche ſeit geraumer Zeit auf
dieſer hohen Schule bluͤht, und ſich die wuͤnſchen-
de Geſellſchaft nennt. Sie beſteht aus zwoͤlf Per-
ſonen, und einem Vorſitzer. Wir kommen alle Wo-
chen einmal zuſammen. Ein jeder von uns muß
vier Gedanken mitbringen. Dieſe beſtehen entwe-

der,
her geſchrieben war, in die Hand, wies mir die uͤber jedem
woͤchentlichen Blatte ſtehende Ueberſchrift, und ſagte, daß
ich nach dieſer Ordnung alſobald meine Antrittsrede hal-
ten ſollte. Jch fragte ihn, was fuͤr einen Satz ich aus-
fuͤhren ſollte. Er beſann ſich ein wenig, und ſagte mir, ich ſoll-
te handeln: Von der wahren Beſchaffenheit eines vernuͤnf-
tigen Buͤrgers.
Hierauf hielt ich ſogleich eine bewunderns-
wuͤrdige Rede. Als ich mit ſolcher fertig war, gab ich den
Freymaͤurer dem Vorſitzenden zuruͤck, welcher eine Gegenrede
an mich hielt, und darinnen, nach Anleitung und Ordnung
eben dieſer Ueberſchriften, von der damaligen ungemeinen
Kaͤlte handelte. Er wendete dieſes ſehr natuͤrlich auf unſre
Geſellſchaft, und beſonders auf mich an, ruͤhmte dabey wie
leicht zu vermuthen iſt, meine Rede ungemein, und hielt es
mir, als einem Anfaͤnger, zu gute, daß ich mich in der erſten
Haͤlfte derſelben zu ſehr an den aufgegebenen Satz gebun-
den hatte: verſicherte mich zugleich, daß die andre Haͤlf-
te unverbeſſerlich, und nach ihrem neueſten Geſchmacke
ſey Man wird die Wahrheit dieſes Urtheils ſelbſt er-
kennen, wenn man ſich das Vergnuͤgen machen will, ſie zu
leſen, zu dem Ende habe ich ſie dieſer Abhandlung bey-
drucken laſſen.
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[17/0091] der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben. dieſes ſagen wolle, das iſt in dem vorhergehenden Abſchnitte groͤßtentheils ausgefuͤhrt. An dieſem Or- will ich nur einige praktiſche Regeln geben, welche man bey allen dergleichen Ausarbeitungen mit be- ſonderm Nutzen wird anwenden koͤnnen. Jch habe die Ehre, ein unwuͤrdiges Mitglied von derjenigen Geſellſchaft zu ſeyn, welche ſeit geraumer Zeit auf dieſer hohen Schule bluͤht, und ſich die wuͤnſchen- de Geſellſchaft nennt. Sie beſteht aus zwoͤlf Per- ſonen, und einem Vorſitzer. Wir kommen alle Wo- chen einmal zuſammen. Ein jeder von uns muß vier Gedanken mitbringen. Dieſe beſtehen entwe- der, 19 19 her geſchrieben war, in die Hand, wies mir die uͤber jedem woͤchentlichen Blatte ſtehende Ueberſchrift, und ſagte, daß ich nach dieſer Ordnung alſobald meine Antrittsrede hal- ten ſollte. Jch fragte ihn, was fuͤr einen Satz ich aus- fuͤhren ſollte. Er beſann ſich ein wenig, und ſagte mir, ich ſoll- te handeln: Von der wahren Beſchaffenheit eines vernuͤnf- tigen Buͤrgers. Hierauf hielt ich ſogleich eine bewunderns- wuͤrdige Rede. Als ich mit ſolcher fertig war, gab ich den Freymaͤurer dem Vorſitzenden zuruͤck, welcher eine Gegenrede an mich hielt, und darinnen, nach Anleitung und Ordnung eben dieſer Ueberſchriften, von der damaligen ungemeinen Kaͤlte handelte. Er wendete dieſes ſehr natuͤrlich auf unſre Geſellſchaft, und beſonders auf mich an, ruͤhmte dabey wie leicht zu vermuthen iſt, meine Rede ungemein, und hielt es mir, als einem Anfaͤnger, zu gute, daß ich mich in der erſten Haͤlfte derſelben zu ſehr an den aufgegebenen Satz gebun- den hatte: verſicherte mich zugleich, daß die andre Haͤlf- te unverbeſſerlich, und nach ihrem neueſten Geſchmacke ſey Man wird die Wahrheit dieſes Urtheils ſelbſt er- kennen, wenn man ſich das Vergnuͤgen machen will, ſie zu leſen, zu dem Ende habe ich ſie dieſer Abhandlung bey- drucken laſſen. Erſter Theil. B

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/91>, abgerufen am 24.11.2024.