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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Vorbericht.
meynen, bis er sein Raupencabinet verkauft hat, und
bis es seiner Familie besser, als itzt, geht.

Man wird aus den Stellen der angeführten
Scribenten sehen, wie sehr sich diejenigen geirrt
haben, welche die Originale zu meinen Charakteren
errathen wollen. Jch habe einige gewöhnliche Cha-
raktere in mein siebzehentes Blatt eingerückt, und
doch haben sich einige gefunden, welche besondre
Personen angegeben, die ich in Gedanken gehabt ha-
ben soll. Ein Schriftsteller verspottet die Lächerli-
chen, ohne darauf zu denken, ob diese oder jene un-
ter die Lächerlichen gehören. Jch will mich über
eine so bekannte Wahrheit nicht mit Anmerkungen
ausbreiten, und nur so viel sagen, daß ich künftig
allezeit denjenigen gemeynt haben will, der so dreist
ist, daß er Originale zu meinen Charakteren angiebt.
Was meine Leser denken wollen, das lasse ich ihnen
frey; ich verlange nur, daß sie ihre Auslegungen nicht
auf meine Rechnung bringen sollen.



Wie
plonge dans une amere douleur, il a l'humeur noire, chagrine,
et dont toute sa famille souffre; aussi a-t-il fait une perte
irreparable; approchez, regardez ce qu'il vous montre sur
son doigt, qui n'a plus de vie, et qui vient d' expirer, c'est
une chenille, et quelle chenille!
Bruyere, p. 283.

Vorbericht.
meynen, bis er ſein Raupencabinet verkauft hat, und
bis es ſeiner Familie beſſer, als itzt, geht.

Man wird aus den Stellen der angefuͤhrten
Scribenten ſehen, wie ſehr ſich diejenigen geirrt
haben, welche die Originale zu meinen Charakteren
errathen wollen. Jch habe einige gewoͤhnliche Cha-
raktere in mein ſiebzehentes Blatt eingeruͤckt, und
doch haben ſich einige gefunden, welche beſondre
Perſonen angegeben, die ich in Gedanken gehabt ha-
ben ſoll. Ein Schriftſteller verſpottet die Laͤcherli-
chen, ohne darauf zu denken, ob dieſe oder jene un-
ter die Laͤcherlichen gehoͤren. Jch will mich uͤber
eine ſo bekannte Wahrheit nicht mit Anmerkungen
ausbreiten, und nur ſo viel ſagen, daß ich kuͤnftig
allezeit denjenigen gemeynt haben will, der ſo dreiſt
iſt, daß er Originale zu meinen Charakteren angiebt.
Was meine Leſer denken wollen, das laſſe ich ihnen
frey; ich verlange nur, daß ſie ihre Auslegungen nicht
auf meine Rechnung bringen ſollen.



Wie
plongé dans une amere douleur, il a l’humeur noire, chagrine,
et dont toute ſa famille ſouffre; auſſi a-t-il fait une perte
irreparable; approchez, regardez ce qu’il vous montre ſur
ſon doigt, qui n’a plus de vie, et qui vient d’ expirer, c’eſt
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[73/0073] Vorbericht. meynen, bis er ſein Raupencabinet verkauft hat, und bis es ſeiner Familie beſſer, als itzt, geht. Man wird aus den Stellen der angefuͤhrten Scribenten ſehen, wie ſehr ſich diejenigen geirrt haben, welche die Originale zu meinen Charakteren errathen wollen. Jch habe einige gewoͤhnliche Cha- raktere in mein ſiebzehentes Blatt eingeruͤckt, und doch haben ſich einige gefunden, welche beſondre Perſonen angegeben, die ich in Gedanken gehabt ha- ben ſoll. Ein Schriftſteller verſpottet die Laͤcherli- chen, ohne darauf zu denken, ob dieſe oder jene un- ter die Laͤcherlichen gehoͤren. Jch will mich uͤber eine ſo bekannte Wahrheit nicht mit Anmerkungen ausbreiten, und nur ſo viel ſagen, daß ich kuͤnftig allezeit denjenigen gemeynt haben will, der ſo dreiſt iſt, daß er Originale zu meinen Charakteren angiebt. Was meine Leſer denken wollen, das laſſe ich ihnen frey; ich verlange nur, daß ſie ihre Auslegungen nicht auf meine Rechnung bringen ſollen. Wie n) n) plongé dans une amere douleur, il a l’humeur noire, chagrine, et dont toute ſa famille ſouffre; auſſi a-t-il fait une perte irreparable; approchez, regardez ce qu’il vous montre ſur ſon doigt, qui n’a plus de vie, et qui vient d’ expirer, c’eſt une chenille, et quelle chenille! Bruyere, p. 283.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/73>, abgerufen am 24.11.2024.