Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Deinen greuligen Alten, so wie ich den meinigen, Und diesen Menschen hatten wir nicht nur für Und wer ihn auch jetzt wieder, nicht etwa von Valentine Quakatz hatte auch von der Schanze "Mir ist ein Thier hineingekommen, oder der Deinen greuligen Alten, ſo wie ich den meinigen, Und dieſen Menſchen hatten wir nicht nur für Und wer ihn auch jetzt wieder, nicht etwa von Valentine Quakatz hatte auch von der Schanze „Mir iſt ein Thier hineingekommen, oder der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="57"/> Deinen greuligen Alten, ſo wie ich den meinigen,<lb/> und vorzüglich um die Zeit der Verſetzung in eine<lb/> höhere Klaſſe edelſter deutſcher Menſchenbildung, dort<lb/> hinter einem jener Gitter unſchädlich gemacht, in<lb/> Sicherheit ſitzend zu wiſſen?“</p><lb/> <p>Und dieſen Menſchen hatten wir nicht nur für<lb/> den Dickſten, Faulſten und Gefräßigſten unter uns,<lb/> ſondern auch nicht nur für den Dummſten unter<lb/> uns, ſondern auch überhaupt für einen Dummkopf<lb/> gehalten, o wir Eſel!</p><lb/> <p>Und wer ihn auch jetzt wieder, nicht etwa von<lb/> ſeinem Gedankengange abbrachte, ſondern ihn darin<lb/> im bedachtſamen, ruhigen Schritt beſtärkte, das war<lb/> nicht der feine, wohlgeſittete, mit dem beſten Schul-<lb/> Abgangs-Zeugniß verſehene Eduard aus dem Poſt-<lb/> hauſe, ſondern das war Tinchen Quakatz von der<lb/> rothen Schanze, deren Vater man es leider nur nicht<lb/> hatte beweiſen können, daß er Kienbaum todtgeſchlagen<lb/> habe, und der darum im Bann, wenn nicht der<lb/> Welt, ſo doch ſeiner nächſten Umgebung, was daſſelbe<lb/> iſt, ging, und ſein Kind natürlich mit.</p><lb/> <p>Valentine Quakatz hatte auch von der Schanze<lb/> des <choice><sic>Prinzem</sic><corr>Prinzen</corr></choice> Xaver, von ihrem vervehmten Wall<lb/> aus auf die Stadt und die in der Sonne blitzenden<lb/> Fenſter derſelben hinabgeſehen, nun wendete ſie ſich<lb/> ab und wiſchte ſich mit der Hand und dem Schürzen-<lb/> zipfel die Augen.</p><lb/> <p>„Mir iſt ein Thier hineingekommen, oder der<lb/> Glanz beißt mich, daß ſie thränen; und ihr — Du<lb/> denkſt wieder, ich heule.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [57/0067]
Deinen greuligen Alten, ſo wie ich den meinigen,
und vorzüglich um die Zeit der Verſetzung in eine
höhere Klaſſe edelſter deutſcher Menſchenbildung, dort
hinter einem jener Gitter unſchädlich gemacht, in
Sicherheit ſitzend zu wiſſen?“
Und dieſen Menſchen hatten wir nicht nur für
den Dickſten, Faulſten und Gefräßigſten unter uns,
ſondern auch nicht nur für den Dummſten unter
uns, ſondern auch überhaupt für einen Dummkopf
gehalten, o wir Eſel!
Und wer ihn auch jetzt wieder, nicht etwa von
ſeinem Gedankengange abbrachte, ſondern ihn darin
im bedachtſamen, ruhigen Schritt beſtärkte, das war
nicht der feine, wohlgeſittete, mit dem beſten Schul-
Abgangs-Zeugniß verſehene Eduard aus dem Poſt-
hauſe, ſondern das war Tinchen Quakatz von der
rothen Schanze, deren Vater man es leider nur nicht
hatte beweiſen können, daß er Kienbaum todtgeſchlagen
habe, und der darum im Bann, wenn nicht der
Welt, ſo doch ſeiner nächſten Umgebung, was daſſelbe
iſt, ging, und ſein Kind natürlich mit.
Valentine Quakatz hatte auch von der Schanze
des Prinzen Xaver, von ihrem vervehmten Wall
aus auf die Stadt und die in der Sonne blitzenden
Fenſter derſelben hinabgeſehen, nun wendete ſie ſich
ab und wiſchte ſich mit der Hand und dem Schürzen-
zipfel die Augen.
„Mir iſt ein Thier hineingekommen, oder der
Glanz beißt mich, daß ſie thränen; und ihr — Du
denkſt wieder, ich heule.“
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