Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Herrn Schwiegervater, dem seligen Herrn Quakatz, Heinrich zuckte die Achseln, sah mich an und "Nun, was ist Deine Meinung, Eduard? Seinen Ich brauchte nicht zu antworten, selbst wenn ich Herrn Schwiegervater, dem ſeligen Herrn Quakatz, Heinrich zuckte die Achſeln, ſah mich an und „Nun, was iſt Deine Meinung, Eduard? Seinen Ich brauchte nicht zu antworten, ſelbſt wenn ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0233" n="223"/> Herrn Schwiegervater, dem ſeligen Herrn Quakatz,<lb/> dem man — nun Sie wiſſen ja und nehmen's wohl<lb/> nicht übel — geredet. Wir mochten ihm zuſprechen,<lb/> wie wir wollten; er iſt immer dabei geblieben, daß<lb/> er nach der rothen Schanze hinaus müße: er hätte da<lb/> noch etwas abzugeben gegen Quittung. Aber dies<lb/> waren auch ſeine unruhigſten Einbildungen, und<lb/> dabei iſt er zuletzt, ohne daß es Einer gemerkt hat,<lb/> ſanft eingeſchlafen.</p><lb/> <p>Heinrich zuckte die Achſeln, ſah mich an und<lb/> nach den Kinder-, Weiber- und Alt-Männergeſichtern,<lb/> die in der Hausthür auf den Sarg gafften. Er<lb/> deutete auch nach dieſen hin und fragte:</p><lb/> <p>„Nun, was iſt Deine Meinung, Eduard? Seinen<lb/> Schlaf ſtöre ich nicht dadurch: ſoll ich jetzt die Welt<lb/> da von der Gaſſe hereinrufen an ſein Kiſſen? Soll<lb/> ich nun ſelber von dieſer Stelle aus <hi rendition="#aq">ore rotundo</hi><lb/> das Geheimnis ihr kundmachen? Oder findet ſich<lb/> doch noch ein paſſenderes Organ der Mittheilung?<lb/> Oder — vielleicht — wünſcheſt Du ſelber —“</p><lb/> <p>Ich brauchte nicht zu antworten, ſelbſt wenn ich<lb/> es gekonnt hätte. Der Mann von der rothen Schanze<lb/> nahm meinen Arm, ſagte der Schwiegertochter des<lb/> Seligen noch einige tröſtende Worte, die ſich auf den<lb/> Gemüſegarten, den Butter- und Eierhandel von<lb/> Quakatzenburg bezogen, täſchelte die Enkel auf die<lb/> Köpfe und ſo traten wir wieder hinaus in die Welt<lb/> vor der Thür, ſchritten durch die Gaffer und brachten<lb/> den Abendhimmel nicht zum Einfallen über dem<lb/> Sankt Matthäusviertel.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [223/0233]
Herrn Schwiegervater, dem ſeligen Herrn Quakatz,
dem man — nun Sie wiſſen ja und nehmen's wohl
nicht übel — geredet. Wir mochten ihm zuſprechen,
wie wir wollten; er iſt immer dabei geblieben, daß
er nach der rothen Schanze hinaus müße: er hätte da
noch etwas abzugeben gegen Quittung. Aber dies
waren auch ſeine unruhigſten Einbildungen, und
dabei iſt er zuletzt, ohne daß es Einer gemerkt hat,
ſanft eingeſchlafen.
Heinrich zuckte die Achſeln, ſah mich an und
nach den Kinder-, Weiber- und Alt-Männergeſichtern,
die in der Hausthür auf den Sarg gafften. Er
deutete auch nach dieſen hin und fragte:
„Nun, was iſt Deine Meinung, Eduard? Seinen
Schlaf ſtöre ich nicht dadurch: ſoll ich jetzt die Welt
da von der Gaſſe hereinrufen an ſein Kiſſen? Soll
ich nun ſelber von dieſer Stelle aus ore rotundo
das Geheimnis ihr kundmachen? Oder findet ſich
doch noch ein paſſenderes Organ der Mittheilung?
Oder — vielleicht — wünſcheſt Du ſelber —“
Ich brauchte nicht zu antworten, ſelbſt wenn ich
es gekonnt hätte. Der Mann von der rothen Schanze
nahm meinen Arm, ſagte der Schwiegertochter des
Seligen noch einige tröſtende Worte, die ſich auf den
Gemüſegarten, den Butter- und Eierhandel von
Quakatzenburg bezogen, täſchelte die Enkel auf die
Köpfe und ſo traten wir wieder hinaus in die Welt
vor der Thür, ſchritten durch die Gaffer und brachten
den Abendhimmel nicht zum Einfallen über dem
Sankt Matthäusviertel.
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