Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.gesagt, und der hat's schon von seinem Vater, unserm Ja, so ein richtiger deutscher Spießbürger in Man zieht die Achseln nur deßhalb über ihn, Wie sich freilich die Frau Spießbürgerin zu dem Ich hatte auch an dem Abend, unter dessen geſagt, und der hat's ſchon von ſeinem Vater, unſerm Ja, ſo ein richtiger deutſcher Spießbürger in Man zieht die Achſeln nur deßhalb über ihn, Wie ſich freilich die Frau Spießbürgerin zu dem Ich hatte auch an dem Abend, unter deſſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0019" n="9"/> geſagt, und der hat's ſchon von ſeinem Vater, unſerm<lb/> Großvater in Deutſchland.</p><lb/> <p>Ja, ſo ein richtiger deutſcher Spießbürger in<lb/> in ſeiner Kneipe!</p><lb/> <p>Man zieht die Achſeln nur deßhalb über ihn,<lb/> weil man ſelbſtverſtändlich ſtets den unrichtigen für<lb/> den richtigen nimmt. Wo in aller Welt, als wie ſo im<lb/> Brummerſumm läßt ſich denn der Spieß leichter um-<lb/> drehen, auf daß man die langweilige, die dumme, die<lb/> abgeſchmackte, die boshafte, die neidiſche Welt drauf-<lb/> laufen laſſe? Und wo kann man kräftiger nachſtoßen, um<lb/> das überleidige Unthier völlig zu Boden zu bringen?</p><lb/> <p>Wie ſich freilich die Frau Spießbürgerin zu dem<lb/> Brummerſumm verhält, das ſteht auf einem ganz<lb/> andern Blatte. Auf einem ganz beſondern Blatte<lb/> aber ſteht, wie ſich meine ſelige Mutter zu ihm ver-<lb/> hielt. Erſt in reifern Jahren natürlich habe ich den<lb/> Sachverhalt herausgekriegt durch wehmüthig-fröhliche<lb/> Rückerinnerung, und da iſt der Geſammteindruck ein<lb/> höchſt erfreulicher. Das brave Weib hatte ſich nicht<lb/> nur mit dem Brummerſumm abgefunden, ſondern<lb/> ſie ermahnte dann und wann meinen Vater: „Du,<lb/> es iſt wohl Zeit für Deinen Abendweg!“ Und ſelt-<lb/> ſamerweiſe geſchah dieſes am häufigſten dann, wenn<lb/> Sorge, Kummer und Verdruß unſer Haus in der<lb/> Stadt umkrochen und böſer Lebensdunſt ſich darüber,<lb/> und alſo zumeiſt über ihrem theuren Haupte, zu-<lb/> ſammengezogen hatte. Es gibt wohl nichts, was<lb/> mehr für die Frau und den Brummerſumm ſpricht.</p><lb/> <p>Ich hatte auch an dem Abend, unter deſſen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
geſagt, und der hat's ſchon von ſeinem Vater, unſerm
Großvater in Deutſchland.
Ja, ſo ein richtiger deutſcher Spießbürger in
in ſeiner Kneipe!
Man zieht die Achſeln nur deßhalb über ihn,
weil man ſelbſtverſtändlich ſtets den unrichtigen für
den richtigen nimmt. Wo in aller Welt, als wie ſo im
Brummerſumm läßt ſich denn der Spieß leichter um-
drehen, auf daß man die langweilige, die dumme, die
abgeſchmackte, die boshafte, die neidiſche Welt drauf-
laufen laſſe? Und wo kann man kräftiger nachſtoßen, um
das überleidige Unthier völlig zu Boden zu bringen?
Wie ſich freilich die Frau Spießbürgerin zu dem
Brummerſumm verhält, das ſteht auf einem ganz
andern Blatte. Auf einem ganz beſondern Blatte
aber ſteht, wie ſich meine ſelige Mutter zu ihm ver-
hielt. Erſt in reifern Jahren natürlich habe ich den
Sachverhalt herausgekriegt durch wehmüthig-fröhliche
Rückerinnerung, und da iſt der Geſammteindruck ein
höchſt erfreulicher. Das brave Weib hatte ſich nicht
nur mit dem Brummerſumm abgefunden, ſondern
ſie ermahnte dann und wann meinen Vater: „Du,
es iſt wohl Zeit für Deinen Abendweg!“ Und ſelt-
ſamerweiſe geſchah dieſes am häufigſten dann, wenn
Sorge, Kummer und Verdruß unſer Haus in der
Stadt umkrochen und böſer Lebensdunſt ſich darüber,
und alſo zumeiſt über ihrem theuren Haupte, zu-
ſammengezogen hatte. Es gibt wohl nichts, was
mehr für die Frau und den Brummerſumm ſpricht.
Ich hatte auch an dem Abend, unter deſſen
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