So tauche denn auf aus dem Dunkel du Idyll, bringe mit dir deine Märchenwelt, dein Lächeln durch Thränen! Komm mein kleines Herz; -- aus den schweins- ledernen Folianten lassen sich so hübsche Puppenstuben bauen; schau' einmal her, was für ein prächtiges Bett giebt mein Papierkorb ab für die Jungfern Anna, Laura, Josephine und wie die Kleiegefüllten Donnen sonst heißen! Einen niedlichen, goldigen Canarienvogel schenke ich Dir, wenn Du nicht weinen willst und hübsch herzhaft den Löffel voll brauner Medizin herunterschluckst! -- Weine nicht Liebchen, sieh wie das Epheu aus Deiner Mutter Heimathswalde Blättchen an Blättchen ansetzt und im- mer höher an der Fensterwand sich emporrankt. Schau, wie der Sonnenschein hindurchzittert und auf dem Fuß- boden tanzt und flimmert; -- es ist wie im grünen Wald -- Sonnenschein und blauer Himmel! Du mußt aber auch lächeln! --
Und wie das Epheu höher und höher emporsteigt, so wächst auch Du, mein kleines Lieb; schon umgeben eben so feine, lichtbraune Locken, wie die auf jenem Bilde, Dein Köpfchen. Wer hat Dich gelehrt, das Köpf- chen so hinüber hängen zu lassen nach der linken Seite, wie sie es that?
Schüttle die Locken nicht so und gucke mich nicht so schelmisch an aus Deinen großen, glänzenden Augen! Soll
So tauche denn auf aus dem Dunkel du Idyll, bringe mit dir deine Märchenwelt, dein Lächeln durch Thränen! Komm mein kleines Herz; — aus den ſchweins- ledernen Folianten laſſen ſich ſo hübſche Puppenſtuben bauen; ſchau’ einmal her, was für ein prächtiges Bett giebt mein Papierkorb ab für die Jungfern Anna, Laura, Joſephine und wie die Kleiegefüllten Donnen ſonſt heißen! Einen niedlichen, goldigen Canarienvogel ſchenke ich Dir, wenn Du nicht weinen willſt und hübſch herzhaft den Löffel voll brauner Medizin herunterſchluckſt! — Weine nicht Liebchen, ſieh wie das Epheu aus Deiner Mutter Heimathswalde Blättchen an Blättchen anſetzt und im- mer höher an der Fenſterwand ſich emporrankt. Schau, wie der Sonnenſchein hindurchzittert und auf dem Fuß- boden tanzt und flimmert; — es iſt wie im grünen Wald — Sonnenſchein und blauer Himmel! Du mußt aber auch lächeln! —
Und wie das Epheu höher und höher emporſteigt, ſo wächſt auch Du, mein kleines Lieb; ſchon umgeben eben ſo feine, lichtbraune Locken, wie die auf jenem Bilde, Dein Köpfchen. Wer hat Dich gelehrt, das Köpf- chen ſo hinüber hängen zu laſſen nach der linken Seite, wie ſie es that?
Schüttle die Locken nicht ſo und gucke mich nicht ſo ſchelmiſch an aus Deinen großen, glänzenden Augen! Soll
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So tauche denn auf aus dem Dunkel du Idyll,
bringe mit dir deine Märchenwelt, dein Lächeln durch
Thränen! Komm mein kleines Herz; — aus den ſchweins-
ledernen Folianten laſſen ſich ſo hübſche Puppenſtuben
bauen; ſchau’ einmal her, was für ein prächtiges Bett
giebt mein Papierkorb ab für die Jungfern Anna, Laura,
Joſephine und wie die Kleiegefüllten Donnen ſonſt heißen!
Einen niedlichen, goldigen Canarienvogel ſchenke ich Dir,
wenn Du nicht weinen willſt und hübſch herzhaft den
Löffel voll brauner Medizin herunterſchluckſt! — Weine
nicht Liebchen, ſieh wie das Epheu aus Deiner Mutter
Heimathswalde Blättchen an Blättchen anſetzt und im-
mer höher an der Fenſterwand ſich emporrankt. Schau,
wie der Sonnenſchein hindurchzittert und auf dem Fuß-
boden tanzt und flimmert; — es iſt wie im grünen
Wald — Sonnenſchein und blauer Himmel! Du mußt
aber auch lächeln! —
Und wie das Epheu höher und höher emporſteigt,
ſo wächſt auch Du, mein kleines Lieb; ſchon umgeben
eben ſo feine, lichtbraune Locken, wie die auf jenem
Bilde, Dein Köpfchen. Wer hat Dich gelehrt, das Köpf-
chen ſo hinüber hängen zu laſſen nach der linken Seite,
wie ſie es that?
Schüttle die Locken nicht ſo und gucke mich nicht ſo
ſchelmiſch an aus Deinen großen, glänzenden Augen! Soll
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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/85>, abgerufen am 05.07.2024.
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