Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.Ich lege die Feder nieder und wiederhole leise diese Am 5. December. -- Meinem Versprechen gemäß hatte ich der Redaction Die dicke Madame Pimpernell hat es aufgegeben, 3*
Ich lege die Feder nieder und wiederhole leiſe dieſe Am 5. December. — Meinem Verſprechen gemäß hatte ich der Redaction Die dicke Madame Pimpernell hat es aufgegeben, 3*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0045" n="35"/> <p>Ich lege die Feder nieder und wiederhole leiſe dieſe<lb/> Zeilen. — Ich kann heute nicht weiter ſchreiben. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <dateline> <hi rendition="#right">Am 5. December. —</hi> </dateline><lb/> <p>Meinem Verſprechen gemäß hatte ich der Redaction<lb/> der <hi rendition="#g">welken Blätter</hi> — Wimmerianiſchen Angeden-<lb/> kens — einige der Federzeichnungen meines Nachbars<lb/> Strobel vorgelegt und konnte heute ſchon ihm ſeine Auf-<lb/> nahme unter die Zeichner jenes witzigen Journals mit-<lb/> theilen. Da ich ſeine Naſe hinter den Scheiben ſeiner<lb/> Fenſter einige Male hatte hervorlugen ſehen, ſo machte<lb/> ich mich auf den Weg hinüber zu meiner alten Woh-<lb/> nung, in die ich, ſeit ich ſie verlaſſen, ſo Viele ein- und<lb/> ausziehen geſehen habe.</p><lb/> <p>Die dicke Madame Pimpernell hat es aufgegeben,<lb/> in eigener, gewichtiger Perſon über den Vorräthen des<lb/> Viktualienladens zu thronen, ſie hat ſich in einen ge-<lb/> waltigen, ausgepolſterten Lehnſtuhl hinter dem Ofen<lb/> zurückgezogen, von wo aus ſie oft genug Dorette —<lb/> auch Rettchen genannt — ihre hagere Tochter und Nach-<lb/> folgerin im Reich der Käſe, der Butter und der Milch<lb/> zur Verzweiflung zu bringen vermag.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">3*</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
Ich lege die Feder nieder und wiederhole leiſe dieſe
Zeilen. — Ich kann heute nicht weiter ſchreiben. —
Am 5. December. —
Meinem Verſprechen gemäß hatte ich der Redaction
der welken Blätter — Wimmerianiſchen Angeden-
kens — einige der Federzeichnungen meines Nachbars
Strobel vorgelegt und konnte heute ſchon ihm ſeine Auf-
nahme unter die Zeichner jenes witzigen Journals mit-
theilen. Da ich ſeine Naſe hinter den Scheiben ſeiner
Fenſter einige Male hatte hervorlugen ſehen, ſo machte
ich mich auf den Weg hinüber zu meiner alten Woh-
nung, in die ich, ſeit ich ſie verlaſſen, ſo Viele ein- und
ausziehen geſehen habe.
Die dicke Madame Pimpernell hat es aufgegeben,
in eigener, gewichtiger Perſon über den Vorräthen des
Viktualienladens zu thronen, ſie hat ſich in einen ge-
waltigen, ausgepolſterten Lehnſtuhl hinter dem Ofen
zurückgezogen, von wo aus ſie oft genug Dorette —
auch Rettchen genannt — ihre hagere Tochter und Nach-
folgerin im Reich der Käſe, der Butter und der Milch
zur Verzweiflung zu bringen vermag.
3*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/45 |
Zitationshilfe: | Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/45>, abgerufen am 16.02.2025. |