Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.Eine andere Gestalt kommt um die Ecke; -- ein leiser "Du hast mich lange warten lassen, Riekchen!" "Ich konnte nicht eher, die Mutter ist erst eben ein- Ein in der Ferne rollender Wagen macht das Uebrige Sie verschwinden um die Ecke und ich schließe das So endet das erste Blatt der Chronik, die wie die Am 2. December. -- Es ist heute für mich der Jahrestag eines großen "Lache, lache, Johannes, Du bist alt und hast keine Jener sonderbare lange Mensch von drüben, im ab- Eine andere Geſtalt kommt um die Ecke; — ein leiſer „Du haſt mich lange warten laſſen, Riekchen!“ „Ich konnte nicht eher, die Mutter iſt erſt eben ein- Ein in der Ferne rollender Wagen macht das Uebrige Sie verſchwinden um die Ecke und ich ſchließe das So endet das erſte Blatt der Chronik, die wie die Am 2. December. — Es iſt heute für mich der Jahrestag eines großen „Lache, lache, Johannes, Du biſt alt und haſt keine Jener ſonderbare lange Menſch von drüben, im ab- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="21"/> Eine andere Geſtalt kommt um die Ecke; — ein leiſer<lb/> Pfiff, —</p><lb/> <p>„Du haſt mich lange warten laſſen, Riekchen!“</p><lb/> <p>„Ich konnte nicht eher, die Mutter iſt erſt eben ein-<lb/> geſchlafen,“ ....</p><lb/> <p>Ein in der Ferne rollender Wagen macht das Uebrige<lb/> unhörbar. Die Figuren treten aus dem Schatten; ich<lb/> ſehe Ballputz unter den dunkelen Mänteln. —</p><lb/> <p>Sie verſchwinden um die Ecke und ich ſchließe das<lb/> Fenſter.</p><lb/> <p>So endet das erſte Blatt der Chronik, die wie die<lb/> Geſchichte der Menſchheit, wie die Geſchichte des Einzel-<lb/> nen beginnt mit — einem <hi rendition="#g">Traume</hi>. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <dateline> <hi rendition="#right">Am 2. December. —</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt heute für mich der Jahrestag eines großen<lb/> Schmerzes und doch trat heute Morgen der Humor auf<lb/> meine Schwelle, ſchüttelte ſeine Schellen, ſchwang ſeine<lb/> Pritſche und ſagte:</p><lb/> <p>„Lache, lache, Johannes, Du biſt alt und haſt keine<lb/> Zeit mehr zu verlieren.“ —</p><lb/> <p>Jener ſonderbare lange Menſch von drüben, im ab-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0031]
Eine andere Geſtalt kommt um die Ecke; — ein leiſer
Pfiff, —
„Du haſt mich lange warten laſſen, Riekchen!“
„Ich konnte nicht eher, die Mutter iſt erſt eben ein-
geſchlafen,“ ....
Ein in der Ferne rollender Wagen macht das Uebrige
unhörbar. Die Figuren treten aus dem Schatten; ich
ſehe Ballputz unter den dunkelen Mänteln. —
Sie verſchwinden um die Ecke und ich ſchließe das
Fenſter.
So endet das erſte Blatt der Chronik, die wie die
Geſchichte der Menſchheit, wie die Geſchichte des Einzel-
nen beginnt mit — einem Traume. —
Am 2. December. —
Es iſt heute für mich der Jahrestag eines großen
Schmerzes und doch trat heute Morgen der Humor auf
meine Schwelle, ſchüttelte ſeine Schellen, ſchwang ſeine
Pritſche und ſagte:
„Lache, lache, Johannes, Du biſt alt und haſt keine
Zeit mehr zu verlieren.“ —
Jener ſonderbare lange Menſch von drüben, im ab-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |