"the fatherland" Kat exokhen. Das wird zwar mit einem gewissen "sneer" gesagt, aber es ist eine Ehre für unsere Nation und wir können stolz darauf sein.
O ihr Dichter und Schriftsteller Deutschlands, sagt und schreibt nichts, Euer Volk zu entmuthigen, wie es leider von Euch, die Ihr die stolzesten Namen in Poesie und Wissenschaften führt, so oft geschieht! Scheltet, spottet, geißelt, aber hütet Euch, jene schwächliche Resig- nation, von welcher der nächste Schritt zur Gleichgül- tigkeit führt, zu befördern, oder gar sie hervorrufen zu wollen. --
Als die Juden an den Wassern zu Babel saßen und ihre Harfen an die Weiden hingen, weinten sie, aber sie riefen: "Vergesse ich Dein, Jerusalem, so werde meiner "Rechten vergessen!"
Die Worte waren kräftig genug, selbst die zucken- den Glieder eines Volkes durch die Jahrtausende zu er- halten. --
Ihr habt die Gewohnheit, ihr Prediger und Vor- münder des Volks, den Wegziehenden einen Bibelvers in das Gesangbuch des Heimathsdorfs zu schreiben; schreibt: "Vergesse ich Dein, Deutschland großes Vater- "land: so werde meiner Rechten vergessen!" --
„the fatherland“ Κατ̕ ἐξοχήν. Das wird zwar mit einem gewiſſen „sneer“ geſagt, aber es iſt eine Ehre für unſere Nation und wir können ſtolz darauf ſein.
O ihr Dichter und Schriftſteller Deutſchlands, ſagt und ſchreibt nichts, Euer Volk zu entmuthigen, wie es leider von Euch, die Ihr die ſtolzeſten Namen in Poeſie und Wiſſenſchaften führt, ſo oft geſchieht! Scheltet, ſpottet, geißelt, aber hütet Euch, jene ſchwächliche Reſig- nation, von welcher der nächſte Schritt zur Gleichgül- tigkeit führt, zu befördern, oder gar ſie hervorrufen zu wollen. —
Als die Juden an den Waſſern zu Babel ſaßen und ihre Harfen an die Weiden hingen, weinten ſie, aber ſie riefen: „Vergeſſe ich Dein, Jeruſalem, ſo werde meiner „Rechten vergeſſen!“
Die Worte waren kräftig genug, ſelbſt die zucken- den Glieder eines Volkes durch die Jahrtauſende zu er- halten. —
Ihr habt die Gewohnheit, ihr Prediger und Vor- münder des Volks, den Wegziehenden einen Bibelvers in das Geſangbuch des Heimathsdorfs zu ſchreiben; ſchreibt: „Vergeſſe ich Dein, Deutſchland großes Vater- „land: ſo werde meiner Rechten vergeſſen!“ —
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0264"n="254"/><hirendition="#aq">„the fatherland“</hi>Κατ̕ἐξοχήν. Das wird zwar mit<lb/>
einem gewiſſen „<hirendition="#aq">sneer</hi>“ geſagt, aber es iſt eine Ehre für<lb/>
unſere Nation und wir können ſtolz darauf ſein.</p><lb/><p>O ihr Dichter und Schriftſteller Deutſchlands, ſagt<lb/>
und ſchreibt nichts, Euer Volk zu entmuthigen, wie es<lb/>
leider von Euch, die Ihr die ſtolzeſten Namen in Poeſie<lb/>
und Wiſſenſchaften führt, ſo oft geſchieht! Scheltet,<lb/>ſpottet, geißelt, aber hütet Euch, jene ſchwächliche Reſig-<lb/>
nation, von welcher der nächſte Schritt zur Gleichgül-<lb/>
tigkeit führt, zu befördern, oder gar ſie hervorrufen zu<lb/>
wollen. —</p><lb/><p>Als die Juden an den Waſſern zu Babel ſaßen und<lb/>
ihre Harfen an die Weiden hingen, weinten ſie, aber ſie<lb/>
riefen:<lb/><hirendition="#et">„Vergeſſe ich Dein, Jeruſalem, ſo werde meiner<lb/>„Rechten vergeſſen!“</hi></p><lb/><p><hirendition="#g">Die</hi> Worte waren kräftig genug, ſelbſt die zucken-<lb/>
den Glieder eines Volkes durch die Jahrtauſende zu er-<lb/>
halten. —</p><lb/><p>Ihr habt die Gewohnheit, ihr Prediger und Vor-<lb/>
münder des Volks, den Wegziehenden einen Bibelvers<lb/>
in das Geſangbuch des Heimathsdorfs zu ſchreiben;<lb/>ſchreibt:<lb/><hirendition="#et">„Vergeſſe ich Dein, Deutſchland großes Vater-<lb/>„land: ſo werde meiner Rechten vergeſſen!“—</hi></p><lb/></div></body></text></TEI>
[254/0264]
„the fatherland“ Κατ̕ ἐξοχήν. Das wird zwar mit
einem gewiſſen „sneer“ geſagt, aber es iſt eine Ehre für
unſere Nation und wir können ſtolz darauf ſein.
O ihr Dichter und Schriftſteller Deutſchlands, ſagt
und ſchreibt nichts, Euer Volk zu entmuthigen, wie es
leider von Euch, die Ihr die ſtolzeſten Namen in Poeſie
und Wiſſenſchaften führt, ſo oft geſchieht! Scheltet,
ſpottet, geißelt, aber hütet Euch, jene ſchwächliche Reſig-
nation, von welcher der nächſte Schritt zur Gleichgül-
tigkeit führt, zu befördern, oder gar ſie hervorrufen zu
wollen. —
Als die Juden an den Waſſern zu Babel ſaßen und
ihre Harfen an die Weiden hingen, weinten ſie, aber ſie
riefen:
„Vergeſſe ich Dein, Jeruſalem, ſo werde meiner
„Rechten vergeſſen!“
Die Worte waren kräftig genug, ſelbſt die zucken-
den Glieder eines Volkes durch die Jahrtauſende zu er-
halten. —
Ihr habt die Gewohnheit, ihr Prediger und Vor-
münder des Volks, den Wegziehenden einen Bibelvers
in das Geſangbuch des Heimathsdorfs zu ſchreiben;
ſchreibt:
„Vergeſſe ich Dein, Deutſchland großes Vater-
„land: ſo werde meiner Rechten vergeſſen!“ —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/264>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.