Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.meier hat Fräulein Julie Frey geheirathet und steht, -- Und Gustav und Elise? -- -- -- Ich werde Am 14. März. -- "Hören Sie, Wachholder," sagte heute Strobel, 14*
meier hat Fräulein Julie Frey geheirathet und ſteht, — Und Guſtav und Eliſe? — — — Ich werde Am 14. März. — „Hören Sie, Wachholder,“ ſagte heute Strobel, 14*
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meier hat Fräulein Julie Frey geheirathet und ſteht, —
„mit dem Gürtel, mit dem Schleier reißt der ſchöne
Wahn entzwei,“ — fürchterlich unter dem Pantoffel.
Die Frau Rector Dippelmann knüpft noch wie immer
alle Morgen ihrem Gemahl die Halsbinde um, ſteckt
ihm das Butterbrod, in die geſtrige Zeitung ge-
wickelt, in die Rocktaſche und ſieht ihm ſtolz nach aus
dem Fenſter, wie er über die Friedensbrücke nach dem
Schimmelſtädtiſchen Gymnaſium wandelt.
Und Guſtav und Eliſe? — — — Ich werde
nachher dieſes Blatt der Chronik herübertragen zu jener
ſchönen ältlichen Frau — in No. 12 der Sperlingsgaſſe,
deren Fortepianoklänge ſich ſchon den ganzen Nachmittag
über in meine Gedanken verwoben haben. — Dann
werden wir von Guſtav und Eliſe ſprechen! —
Am 14. März. —
„Hören Sie, Wachholder,“ ſagte heute Strobel,
mit den zuſammengehefteten Bogen der Chronik auf’s
Knie ſchlagend, „wenn Ihnen einmal Freund Hain das
Lebenslicht ausgeblaſen hat; irgend Jemand unter ihrem
Nachlaß dieſe Blätter aufwühlt, und er ſich die Mühe
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