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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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Da ich wirklich etwas Aehnliches in mir spüre, nehme
ich den Vorschlag mit Freuden an, und wir wandeln
durch die Gänge mit den bunten Lampen und Laub-
gewinden dem Tanz-Platz zu. Da ist ein lustiges
Treiben.

"Welche prächtigen Reflexe!" ruft der alte Maler
ganz enthusiasmirt. "Sehen Sie Wachholder, da kommt
der Berg, aus dem ich Ihnen trotz seiner sporadischen
Bummelei und Liederlichkeit doch noch einen ächten
Künstler mache." "Nun sanello," wendet er sich an
den Herbeieilenden, "ich hoffe, Ihr werdet meine Mäd-
chen nicht "dörren" lassen -- wie sie sagen!"

Der denkende Künstler grinst auf eine unbeschreibliche
Weise:

"Wir thun unser Möglichstes, Herr Professor. Se-
hen Sie nur den Peter Laar! Segelt er nicht wie
ein wahrer Fapresto mit Fräulein Julie dahin? Hier
können Sie sich doch wahrlich nicht beklagen, daß er
keine Fortschritte mache. Sehen Sie nur, wie er weiter
kommt. -- Sehen Sie, wie -- buff! Dacht ich's doch!
Da bohrt er den Auscultator Krippenstapel mit seiner
Donna zu Grund! Alle Wetter! das giebt Scandal! --
Da muß ich retten! -- -- --

"Herr!" schreit der Königliche Auscultator wüthend
aufspringend und seine Tänzerin trostlos-lächerlich auf

Da ich wirklich etwas Aehnliches in mir ſpüre, nehme
ich den Vorſchlag mit Freuden an, und wir wandeln
durch die Gänge mit den bunten Lampen und Laub-
gewinden dem Tanz-Platz zu. Da iſt ein luſtiges
Treiben.

„Welche prächtigen Reflexe!“ ruft der alte Maler
ganz enthuſiasmirt. „Sehen Sie Wachholder, da kommt
der Berg, aus dem ich Ihnen trotz ſeiner ſporadiſchen
Bummelei und Liederlichkeit doch noch einen ächten
Künſtler mache.“ „Nun ſanello,“ wendet er ſich an
den Herbeieilenden, „ich hoffe, Ihr werdet meine Mäd-
chen nicht „dörren“ laſſen — wie ſie ſagen!“

Der denkende Künſtler grinſt auf eine unbeſchreibliche
Weiſe:

„Wir thun unſer Möglichſtes, Herr Profeſſor. Se-
hen Sie nur den Peter Laar! Segelt er nicht wie
ein wahrer Fapreſto mit Fräulein Julie dahin? Hier
können Sie ſich doch wahrlich nicht beklagen, daß er
keine Fortſchritte mache. Sehen Sie nur, wie er weiter
kommt. — Sehen Sie, wie — buff! Dacht ich’s doch!
Da bohrt er den Auscultator Krippenſtapel mit ſeiner
Donna zu Grund! Alle Wetter! das giebt Scandal! —
Da muß ich retten! — — —

„Herr!“ ſchreit der Königliche Auscultator wüthend
aufſpringend und ſeine Tänzerin troſtlos-lächerlich auf

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[204/0214] Da ich wirklich etwas Aehnliches in mir ſpüre, nehme ich den Vorſchlag mit Freuden an, und wir wandeln durch die Gänge mit den bunten Lampen und Laub- gewinden dem Tanz-Platz zu. Da iſt ein luſtiges Treiben. „Welche prächtigen Reflexe!“ ruft der alte Maler ganz enthuſiasmirt. „Sehen Sie Wachholder, da kommt der Berg, aus dem ich Ihnen trotz ſeiner ſporadiſchen Bummelei und Liederlichkeit doch noch einen ächten Künſtler mache.“ „Nun ſanello,“ wendet er ſich an den Herbeieilenden, „ich hoffe, Ihr werdet meine Mäd- chen nicht „dörren“ laſſen — wie ſie ſagen!“ Der denkende Künſtler grinſt auf eine unbeſchreibliche Weiſe: „Wir thun unſer Möglichſtes, Herr Profeſſor. Se- hen Sie nur den Peter Laar! Segelt er nicht wie ein wahrer Fapreſto mit Fräulein Julie dahin? Hier können Sie ſich doch wahrlich nicht beklagen, daß er keine Fortſchritte mache. Sehen Sie nur, wie er weiter kommt. — Sehen Sie, wie — buff! Dacht ich’s doch! Da bohrt er den Auscultator Krippenſtapel mit ſeiner Donna zu Grund! Alle Wetter! das giebt Scandal! — Da muß ich retten! — — — „Herr!“ ſchreit der Königliche Auscultator wüthend aufſpringend und ſeine Tänzerin troſtlos-lächerlich auf

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/214>, abgerufen am 24.11.2024.