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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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dammten Korb an ihrer Seite, hänge ihn ihr an den
Arm und sinke nun auf den Eckstein neben ihr, um auch
ihn als Sitzmittel zu probiren. -- "Hab' ich Dich aber
gesucht, Gustav!" hohnlächelt die Boshafte. "Gott,
wie siehst Du aus? Wo hast Du denn gesteckt?" --
"Daimonie!" murmele ich dumpf, während es auf der
unirten Kirche Eilf schlägt und die Atelierszeit ihrem
Ende naht; und so ziehen wir nach Haus, Elise immer
kichernd voran, ich hinkend hinter her, meine Rockschöße
vorsichtig zusammenhaltend. Eine derangirte Toilette,
ein leerer Geldbeutel, müde Beine, ein gräßlicher Nach-
geschmack von den fatalen Mohrrüben, und das bodenlose
Gefühl, mich unendlich lächerlich gemacht zu haben, das
waren die Ergebnisse dieses Morgens! Und nun richten
Sie Onkel Johannes!" --

"Onkel, laß das Richten nur sein," sagt Elise.
"Er hat sich schon selbst gerichtet. Hat er nicht?"

"Ich glaube auch," sagt die Tante Berg.

"Ich desgleichen," gebe ich mein Verdikt ab.

"Das dachte ich wohl," brummt der denkende Künst-
ler. "Wann hätte je die Unschuld gesiegt?! Abgemacht.
Wie wird's nun mit unserm Spaziergang?" --

"Ja, wo wollen wir hin!" ruft Elise, und Gustav
meint:

"Ein Vorschlag zur Güte: Wir gehen nach dem

dammten Korb an ihrer Seite, hänge ihn ihr an den
Arm und ſinke nun auf den Eckſtein neben ihr, um auch
ihn als Sitzmittel zu probiren. — „Hab’ ich Dich aber
geſucht, Guſtav!“ hohnlächelt die Boshafte. „Gott,
wie ſiehſt Du aus? Wo haſt Du denn geſteckt?“ —
„Δαιμονίη!“ murmele ich dumpf, während es auf der
unirten Kirche Eilf ſchlägt und die Atelierszeit ihrem
Ende naht; und ſo ziehen wir nach Haus, Eliſe immer
kichernd voran, ich hinkend hinter her, meine Rockſchöße
vorſichtig zuſammenhaltend. Eine derangirte Toilette,
ein leerer Geldbeutel, müde Beine, ein gräßlicher Nach-
geſchmack von den fatalen Mohrrüben, und das bodenloſe
Gefühl, mich unendlich lächerlich gemacht zu haben, das
waren die Ergebniſſe dieſes Morgens! Und nun richten
Sie Onkel Johannes!“ —

„Onkel, laß das Richten nur ſein,“ ſagt Eliſe.
„Er hat ſich ſchon ſelbſt gerichtet. Hat er nicht?“

„Ich glaube auch,“ ſagt die Tante Berg.

„Ich desgleichen,“ gebe ich mein Verdikt ab.

„Das dachte ich wohl,“ brummt der denkende Künſt-
ler. „Wann hätte je die Unſchuld geſiegt?! Abgemacht.
Wie wird’s nun mit unſerm Spaziergang?“ —

„Ja, wo wollen wir hin!“ ruft Eliſe, und Guſtav
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[199/0209] dammten Korb an ihrer Seite, hänge ihn ihr an den Arm und ſinke nun auf den Eckſtein neben ihr, um auch ihn als Sitzmittel zu probiren. — „Hab’ ich Dich aber geſucht, Guſtav!“ hohnlächelt die Boshafte. „Gott, wie ſiehſt Du aus? Wo haſt Du denn geſteckt?“ — „Δαιμονίη!“ murmele ich dumpf, während es auf der unirten Kirche Eilf ſchlägt und die Atelierszeit ihrem Ende naht; und ſo ziehen wir nach Haus, Eliſe immer kichernd voran, ich hinkend hinter her, meine Rockſchöße vorſichtig zuſammenhaltend. Eine derangirte Toilette, ein leerer Geldbeutel, müde Beine, ein gräßlicher Nach- geſchmack von den fatalen Mohrrüben, und das bodenloſe Gefühl, mich unendlich lächerlich gemacht zu haben, das waren die Ergebniſſe dieſes Morgens! Und nun richten Sie Onkel Johannes!“ — „Onkel, laß das Richten nur ſein,“ ſagt Eliſe. „Er hat ſich ſchon ſelbſt gerichtet. Hat er nicht?“ „Ich glaube auch,“ ſagt die Tante Berg. „Ich desgleichen,“ gebe ich mein Verdikt ab. „Das dachte ich wohl,“ brummt der denkende Künſt- ler. „Wann hätte je die Unſchuld geſiegt?! Abgemacht. Wie wird’s nun mit unſerm Spaziergang?“ — „Ja, wo wollen wir hin!“ ruft Eliſe, und Guſtav meint: „Ein Vorſchlag zur Güte: Wir gehen nach dem

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/209>, abgerufen am 25.11.2024.