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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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Maler Franz Ralff erzählte. -- Ist das Lied vorbei?
-- Eine junge fröhlichere Weise nahm den letzten Ton
auf und "Gustav und Elise Berg" wird die neue Me-
lodie lauten! -- -- --

Wie die Letzte aus dem stolzen Hause der Grafen
Seeburg das Zusammenhängen ihres Schicksals mit dem
kleinen Mädchen an meiner Seite erfuhr? -- Ihre Ge-
schichte?

Ich fürchte mich fast, die Decke, die über soviel kaum
vergessenem und begrabenem Unheil liegt, wieder auf-
zuritzen. --

"Sieh welch' ein schöner Ring!" sagte einmal Elise,
der Frau Helene, die bei uns saß, jenen Reif zeigend,
den vor langen langen Jahren der alte Burchhard am
Hungerteiche im Ulfeldener Walde der todten Louise aus
der erstarrten Hand gezogen hatte, der so lange Jahre
unter jenem bekreuzten Stein gelegen hatte und der das
Wappen des Grafen von Seeburg trug! -- Ich habe
nicht nöthig aufzuschreiben, was folgte! -- -- -- --
Wir trennten uns damals so bald nicht. Den gan-
zen Abend ließ die weinende Helene die kleine Elise
nicht aus den Armen, und Gustav, -- Gustav der Tauge-
nichts der Gasse begrüßte jubelnd seine Cousine auf
seine Weise. -- -- --

Nachdem er lange unstät sich umhergetrieben hatte,

Maler Franz Ralff erzählte. — Iſt das Lied vorbei?
— Eine junge fröhlichere Weiſe nahm den letzten Ton
auf und „Guſtav und Eliſe Berg“ wird die neue Me-
lodie lauten! — — —

Wie die Letzte aus dem ſtolzen Hauſe der Grafen
Seeburg das Zuſammenhängen ihres Schickſals mit dem
kleinen Mädchen an meiner Seite erfuhr? — Ihre Ge-
ſchichte?

Ich fürchte mich faſt, die Decke, die über ſoviel kaum
vergeſſenem und begrabenem Unheil liegt, wieder auf-
zuritzen. —

„Sieh welch’ ein ſchöner Ring!“ ſagte einmal Eliſe,
der Frau Helene, die bei uns ſaß, jenen Reif zeigend,
den vor langen langen Jahren der alte Burchhard am
Hungerteiche im Ulfeldener Walde der todten Louiſe aus
der erſtarrten Hand gezogen hatte, der ſo lange Jahre
unter jenem bekreuzten Stein gelegen hatte und der das
Wappen des Grafen von Seeburg trug! — Ich habe
nicht nöthig aufzuſchreiben, was folgte! — — — —
Wir trennten uns damals ſo bald nicht. Den gan-
zen Abend ließ die weinende Helene die kleine Eliſe
nicht aus den Armen, und Guſtav, — Guſtav der Tauge-
nichts der Gaſſe begrüßte jubelnd ſeine Couſine auf
ſeine Weiſe. — — —

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[157/0167] Maler Franz Ralff erzählte. — Iſt das Lied vorbei? — Eine junge fröhlichere Weiſe nahm den letzten Ton auf und „Guſtav und Eliſe Berg“ wird die neue Me- lodie lauten! — — — Wie die Letzte aus dem ſtolzen Hauſe der Grafen Seeburg das Zuſammenhängen ihres Schickſals mit dem kleinen Mädchen an meiner Seite erfuhr? — Ihre Ge- ſchichte? Ich fürchte mich faſt, die Decke, die über ſoviel kaum vergeſſenem und begrabenem Unheil liegt, wieder auf- zuritzen. — „Sieh welch’ ein ſchöner Ring!“ ſagte einmal Eliſe, der Frau Helene, die bei uns ſaß, jenen Reif zeigend, den vor langen langen Jahren der alte Burchhard am Hungerteiche im Ulfeldener Walde der todten Louiſe aus der erſtarrten Hand gezogen hatte, der ſo lange Jahre unter jenem bekreuzten Stein gelegen hatte und der das Wappen des Grafen von Seeburg trug! — Ich habe nicht nöthig aufzuſchreiben, was folgte! — — — — Wir trennten uns damals ſo bald nicht. Den gan- zen Abend ließ die weinende Helene die kleine Eliſe nicht aus den Armen, und Guſtav, — Guſtav der Tauge- nichts der Gaſſe begrüßte jubelnd ſeine Couſine auf ſeine Weiſe. — — — Nachdem er lange unſtät ſich umhergetrieben hatte,

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/167>, abgerufen am 25.11.2024.