Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.war, obgleich es ihr im Grunde ganz gleichgültig sein konnte, wer als König zu Madrid saß, jagte alle Verdienste weg; -- es kam nicht darauf an, ob es einen wüsten Fleck mehr in Rothenburg gab. So wuchsen Gras und Brennnesseln auf der Stelle der Silberburg, und bis in die neueste Zeit hieß die Stelle: das letzte Recht. Heute hat ein Speculant eine Strumpffabrik dasebst gebaut, und der Name ist verschwunden. Zu merken ist, daß alle Menschen und alle Sachen in dieser Welt einen Augenblick haben, in welchen ihnen das letzte Recht gegeben wird. war, obgleich es ihr im Grunde ganz gleichgültig sein konnte, wer als König zu Madrid saß, jagte alle Verdienste weg; — es kam nicht darauf an, ob es einen wüsten Fleck mehr in Rothenburg gab. So wuchsen Gras und Brennnesseln auf der Stelle der Silberburg, und bis in die neueste Zeit hieß die Stelle: das letzte Recht. Heute hat ein Speculant eine Strumpffabrik dasebst gebaut, und der Name ist verschwunden. Zu merken ist, daß alle Menschen und alle Sachen in dieser Welt einen Augenblick haben, in welchen ihnen das letzte Recht gegeben wird. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="8"> <p><pb facs="#f0078"/> war, obgleich es ihr im Grunde ganz gleichgültig sein konnte, wer als König zu Madrid saß, jagte alle Verdienste weg; — es kam nicht darauf an, ob es einen wüsten Fleck mehr in Rothenburg gab.</p><lb/> <p>So wuchsen Gras und Brennnesseln auf der Stelle der Silberburg, und bis in die neueste Zeit hieß die Stelle: das letzte Recht. Heute hat ein Speculant eine Strumpffabrik dasebst gebaut, und der Name ist verschwunden.</p><lb/> <p>Zu merken ist, daß alle Menschen und alle Sachen in dieser Welt einen Augenblick haben, in welchen ihnen das letzte Recht gegeben wird.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
war, obgleich es ihr im Grunde ganz gleichgültig sein konnte, wer als König zu Madrid saß, jagte alle Verdienste weg; — es kam nicht darauf an, ob es einen wüsten Fleck mehr in Rothenburg gab.
So wuchsen Gras und Brennnesseln auf der Stelle der Silberburg, und bis in die neueste Zeit hieß die Stelle: das letzte Recht. Heute hat ein Speculant eine Strumpffabrik dasebst gebaut, und der Name ist verschwunden.
Zu merken ist, daß alle Menschen und alle Sachen in dieser Welt einen Augenblick haben, in welchen ihnen das letzte Recht gegeben wird.
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Zitationshilfe: | Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_recht_1910/78>, abgerufen am 15.08.2024. |