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Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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barkeit, wir haben seine Lage schon angedeutet. Auf der Bank vor der Thür sitzend, hatte man unter sich die Straßen, Thürme, Mauern, Plätze der Stadt, gegenüber Berge und Wälder und zur Seite einen fast unbeschränkten Blick weit hinaus ins freie Land, über manch eine Kirchthurmspitze, manch einen Höhenrücken, manch ein aufblitzendes Gewässer bis in die blaueste Ferne. Das war eine Aussicht, schön im Sommer, wie im Winter, schön bei Mondenlicht, wie bei Sonnenschein, und außerdem auch sehr interessant; denn ehe die Schlacht bei Höchstedt geschlagen war, ging fast kein Tag vorüber, an welchem man nicht von der Ebene her dumpfes Rollen und Sturmgeläut bald näher, bald ferner vernahm und Rauchwolken aufsteigen sah, zum Zeichen, daß Kaiserliche und Franzosen unausgesetzt in voller Arbeit gegeneinander sich befanden. Nach der großen Schlacht wurde es freilich stiller über der Ebene.

In aller philosophischen Ruhe konnte Wolf Scheffer, der Henker, vor seiner Thür seine Pfeife rauchen und Idylle und Epos zu gleicher Zeit im Auge behalten. Unsere Altvordern gaben wenig oder gar nichts auf schöne Aussichten, so hatten sie auch hier bei Erbauung der Scharfrichterei weniger sich daran, als an den Bergwind gehalten, der sehr scharf und schneidend grade über den Vorsprung strich, wo sie errichtet war. Da Niemand sonst auf dem Herrenberge wohnen wollte, so setzte man den Scharfrichter dahin.

Bald hatte sich der Meister Scheffer aufs Beste in

barkeit, wir haben seine Lage schon angedeutet. Auf der Bank vor der Thür sitzend, hatte man unter sich die Straßen, Thürme, Mauern, Plätze der Stadt, gegenüber Berge und Wälder und zur Seite einen fast unbeschränkten Blick weit hinaus ins freie Land, über manch eine Kirchthurmspitze, manch einen Höhenrücken, manch ein aufblitzendes Gewässer bis in die blaueste Ferne. Das war eine Aussicht, schön im Sommer, wie im Winter, schön bei Mondenlicht, wie bei Sonnenschein, und außerdem auch sehr interessant; denn ehe die Schlacht bei Höchstedt geschlagen war, ging fast kein Tag vorüber, an welchem man nicht von der Ebene her dumpfes Rollen und Sturmgeläut bald näher, bald ferner vernahm und Rauchwolken aufsteigen sah, zum Zeichen, daß Kaiserliche und Franzosen unausgesetzt in voller Arbeit gegeneinander sich befanden. Nach der großen Schlacht wurde es freilich stiller über der Ebene.

In aller philosophischen Ruhe konnte Wolf Scheffer, der Henker, vor seiner Thür seine Pfeife rauchen und Idylle und Epos zu gleicher Zeit im Auge behalten. Unsere Altvordern gaben wenig oder gar nichts auf schöne Aussichten, so hatten sie auch hier bei Erbauung der Scharfrichterei weniger sich daran, als an den Bergwind gehalten, der sehr scharf und schneidend grade über den Vorsprung strich, wo sie errichtet war. Da Niemand sonst auf dem Herrenberge wohnen wollte, so setzte man den Scharfrichter dahin.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T09:56:25Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T09:56:25Z)

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_recht_1910/16>, abgerufen am 24.11.2024.