"Und da wollt' ich im Vorbeigehn doch von Allen hier zum allerletztenmal Abschied nehmen. Was macht Jungfer Fegebank, und wie geht's dem Herrn Magister? Jetzt aber sage Er gar nichts mehr, Schelze, sondern bringe Er die Hunde und den Klosteramtmann zur Ruhe. Meine Wege hier weiß ich ja wohl noch, das weißt Du ja, Kamerad. Gute Nacht; ich krieche wohl schon irgendwo unter und am liebsten beim Magister Buchius. Also bis morgen früh, Heinrich!" ...
"Es war ein Baummarder, Herr Klosteramtmann, den unser Erdmann an der Hoopthalsmauer gestellt hatte," rief's fünf Minuten später zu dem Fenster des Gestrengen empor. "Die Franschen kommen erst morgen früh. Es ist wohl erst Ahrholzen, was jetzt brennt -- oder Schorborn! wir haben wohl noch Zeit bis morgen mit ihnen. Wünsche eine recht wohlzuschlafende Nacht, Herr Amtmann."
Als der arme Herr sein Fenster hastig wieder ge¬ schlossen hatte, hob der Bösewicht darunter noch einmal die Faust zu ihm empor, schüttelte sie und grinste:
"Lasse Er sich auch was recht Schönes träumen, Herr Klosteramtmann." Nachher setzte er aber noch kopfschüttelnd hinzu: "Na, das soll mich doch nun wun¬ dern, ob der Herr Magister Dem da, unsern Junker, sein Verlangen nach Seiner Durchlaucht auch aus¬ treiben werden." --
„Auch der!“ murmelte der Knecht.
„Und da wollt' ich im Vorbeigehn doch von Allen hier zum allerletztenmal Abſchied nehmen. Was macht Jungfer Fegebank, und wie geht's dem Herrn Magiſter? Jetzt aber ſage Er gar nichts mehr, Schelze, ſondern bringe Er die Hunde und den Kloſteramtmann zur Ruhe. Meine Wege hier weiß ich ja wohl noch, das weißt Du ja, Kamerad. Gute Nacht; ich krieche wohl ſchon irgendwo unter und am liebſten beim Magiſter Buchius. Alſo bis morgen früh, Heinrich!“ ...
„Es war ein Baummarder, Herr Kloſteramtmann, den unſer Erdmann an der Hoopthalsmauer geſtellt hatte,“ rief's fünf Minuten ſpäter zu dem Fenſter des Geſtrengen empor. „Die Franſchen kommen erſt morgen früh. Es iſt wohl erſt Ahrholzen, was jetzt brennt — oder Schorborn! wir haben wohl noch Zeit bis morgen mit ihnen. Wünſche eine recht wohlzuſchlafende Nacht, Herr Amtmann.“
Als der arme Herr ſein Fenſter haſtig wieder ge¬ ſchloſſen hatte, hob der Böſewicht darunter noch einmal die Fauſt zu ihm empor, ſchüttelte ſie und grinſte:
„Laſſe Er ſich auch was recht Schönes träumen, Herr Kloſteramtmann.“ Nachher ſetzte er aber noch kopfſchüttelnd hinzu: „Na, das ſoll mich doch nun wun¬ dern, ob der Herr Magiſter Dem da, unſern Junker, ſein Verlangen nach Seiner Durchlaucht auch aus¬ treiben werden.“ —
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„Auch der!“ murmelte der Knecht.
„Und da wollt' ich im Vorbeigehn doch von Allen
hier zum allerletztenmal Abſchied nehmen. Was macht
Jungfer Fegebank, und wie geht's dem Herrn Magiſter?
Jetzt aber ſage Er gar nichts mehr, Schelze, ſondern
bringe Er die Hunde und den Kloſteramtmann zur
Ruhe. Meine Wege hier weiß ich ja wohl noch, das
weißt Du ja, Kamerad. Gute Nacht; ich krieche wohl
ſchon irgendwo unter und am liebſten beim Magiſter
Buchius. Alſo bis morgen früh, Heinrich!“ ...
„Es war ein Baummarder, Herr Kloſteramtmann,
den unſer Erdmann an der Hoopthalsmauer geſtellt
hatte,“ rief's fünf Minuten ſpäter zu dem Fenſter des
Geſtrengen empor. „Die Franſchen kommen erſt morgen
früh. Es iſt wohl erſt Ahrholzen, was jetzt brennt
— oder Schorborn! wir haben wohl noch Zeit bis
morgen mit ihnen. Wünſche eine recht wohlzuſchlafende
Nacht, Herr Amtmann.“
Als der arme Herr ſein Fenſter haſtig wieder ge¬
ſchloſſen hatte, hob der Böſewicht darunter noch einmal
die Fauſt zu ihm empor, ſchüttelte ſie und grinſte:
„Laſſe Er ſich auch was recht Schönes träumen,
Herr Kloſteramtmann.“ Nachher ſetzte er aber noch
kopfſchüttelnd hinzu: „Na, das ſoll mich doch nun wun¬
dern, ob der Herr Magiſter Dem da, unſern Junker,
ſein Verlangen nach Seiner Durchlaucht auch aus¬
treiben werden.“ —
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/99>, abgerufen am 05.07.2024.
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