vernimmst Du denn dieses und gehst nicht in Dich? gehst noch immer nicht in Dich! O Herr Magister, Magister, das Aas, das Aas! das Vieh, das Vieh! wie es uns ansieht! Gleich möchte es uns nach den Augen hacken! O lieber doch hier im Kloster in den Teich, als auf dem freien Felde dem schwarzen Greuel da anbefohlen."
Das Mädchen fuhr in die fernste Ecke der Zelle zurück, als grade jetzt der schwarze Vogel auf es zu hüpfte; aber auch der Knecht Schelze wich rückwärts, als das Thier sich von seinem Schatz zu ihm selber wandte.
Er ließ die Pudelmütze aus den tapfern Händen fallen und brummte:
"Gottssakrament, das Beest, das Aas!"
Er sah beinahe zum Lachen aus mit seinem plötz¬ lichen Grauen und Schauder, und plötzlich griff er seine Kappe mit einem schnellen, scheuen Griff unter dem Schnabel des Raben weg und auf und stotterte:
"Nu, denn nichts für ungut, Herr Magister, von wegen der Störung. Wann Sie dann meinen, Herre, so kann man sich's ja auch wohl noch eine Zeit lang überlegen. Und wenn das Wieschen meint, sie hält's noch aus mit ihrer Frauen, nu, so will ich auch meinen Buckel für dießmal noch dem Herrn Kloster¬ amtmann zu seinem Belieben hinhalten. Also will ich weiter nichts gesagt haben und der Strich da auf'm Tische soll meinetwegen noch nichts gelten. Aber der
vernimmſt Du denn dieſes und gehſt nicht in Dich? gehſt noch immer nicht in Dich! O Herr Magiſter, Magiſter, das Aas, das Aas! das Vieh, das Vieh! wie es uns anſieht! Gleich möchte es uns nach den Augen hacken! O lieber doch hier im Kloſter in den Teich, als auf dem freien Felde dem ſchwarzen Greuel da anbefohlen.“
Das Mädchen fuhr in die fernſte Ecke der Zelle zurück, als grade jetzt der ſchwarze Vogel auf es zu hüpfte; aber auch der Knecht Schelze wich rückwärts, als das Thier ſich von ſeinem Schatz zu ihm ſelber wandte.
Er ließ die Pudelmütze aus den tapfern Händen fallen und brummte:
„Gottsſakrament, das Beeſt, das Aas!“
Er ſah beinahe zum Lachen aus mit ſeinem plötz¬ lichen Grauen und Schauder, und plötzlich griff er ſeine Kappe mit einem ſchnellen, ſcheuen Griff unter dem Schnabel des Raben weg und auf und ſtotterte:
„Nu, denn nichts für ungut, Herr Magiſter, von wegen der Störung. Wann Sie dann meinen, Herre, ſo kann man ſich's ja auch wohl noch eine Zeit lang überlegen. Und wenn das Wieſchen meint, ſie hält's noch aus mit ihrer Frauen, nu, ſo will ich auch meinen Buckel für dießmal noch dem Herrn Kloſter¬ amtmann zu ſeinem Belieben hinhalten. Alſo will ich weiter nichts geſagt haben und der Strich da auf'm Tiſche ſoll meinetwegen noch nichts gelten. Aber der
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vernimmſt Du denn dieſes und gehſt nicht in Dich?
gehſt noch immer nicht in Dich! O Herr Magiſter,
Magiſter, das Aas, das Aas! das Vieh, das Vieh!
wie es uns anſieht! Gleich möchte es uns nach den
Augen hacken! O lieber doch hier im Kloſter in den
Teich, als auf dem freien Felde dem ſchwarzen Greuel
da anbefohlen.“
Das Mädchen fuhr in die fernſte Ecke der Zelle
zurück, als grade jetzt der ſchwarze Vogel auf es zu
hüpfte; aber auch der Knecht Schelze wich rückwärts,
als das Thier ſich von ſeinem Schatz zu ihm ſelber
wandte.
Er ließ die Pudelmütze aus den tapfern Händen
fallen und brummte:
„Gottsſakrament, das Beeſt, das Aas!“
Er ſah beinahe zum Lachen aus mit ſeinem plötz¬
lichen Grauen und Schauder, und plötzlich griff er ſeine
Kappe mit einem ſchnellen, ſcheuen Griff unter dem
Schnabel des Raben weg und auf und ſtotterte:
„Nu, denn nichts für ungut, Herr Magiſter, von
wegen der Störung. Wann Sie dann meinen, Herre,
ſo kann man ſich's ja auch wohl noch eine Zeit lang
überlegen. Und wenn das Wieſchen meint, ſie hält's
noch aus mit ihrer Frauen, nu, ſo will ich auch
meinen Buckel für dießmal noch dem Herrn Kloſter¬
amtmann zu ſeinem Belieben hinhalten. Alſo will ich
weiter nichts geſagt haben und der Strich da auf'm
Tiſche ſoll meinetwegen noch nichts gelten. Aber der
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/81>, abgerufen am 05.07.2024.
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