Heulen, Eulen- und Leichhüner-Schreyen, Lichter-Sehen, und andern Anzeigungen des Todes zu halten. Aus Anlaß einer sonderbaren Begebenheit angestellet und ans Licht gegeben von Theodoro Kampf, Schloß-Pre¬ digern zu Iburg."
Magister Buchius hat auf dem Schmutzblatt bemerkt:
"Mir wohl aus angenehmer Satura zum freund¬ schaftlichen Hechelscherz von Holzminden aus dediciret von meinen hochgeehrtesten Mitarbeiter am hiesigen Schulwerk, Herrn Collega, Kollaborator Magister Zinser¬ ling. In den Iden des Märzen 1761. Habe dem Herrn Satirikus seinen Scherz weiter nicht nachgetragen, ihm jedoch auch nicht zu seinem gewünschten Kitzel ob der Sache verholfen."
Wie aber nun auch Magister Buchius sich im Früh¬ jahre 1761 zu dem absonderlichen Buche gestellt haben mochte; am Morgen des vierten Novembers in dem¬ selben Jahre 1761 hatte er es doch aus seinem Vor¬ rath von gelehrtem Rüstzeug herabgelangt und mancherlei Beachtenswerthes darin gefunden; ja sogar hier und da eine kleine Aufrichtung in der Angst, Unruhe und Sorge des Daseins. Letzteres vielleicht ein wenig gegen die erste Meinung des wohlgesinnten Gebers und mit gen Holzminden verzogenen jocosen Collegen M. Zinserling. Und für Einen, der eben aus der Rabenschlacht auf dem Odfelde heimkehrte, ist es auch wahrlich eine Schrift, die man auf dem Tisch nur zurückschiebt, um der Abendsuppe Raum zu machen.
Heulen, Eulen- und Leichhüner-Schreyen, Lichter-Sehen, und andern Anzeigungen des Todes zu halten. Aus Anlaß einer ſonderbaren Begebenheit angeſtellet und ans Licht gegeben von Theodoro Kampf, Schloß-Pre¬ digern zu Iburg.“
Magiſter Buchius hat auf dem Schmutzblatt bemerkt:
„Mir wohl aus angenehmer Satura zum freund¬ ſchaftlichen Hechelſcherz von Holzminden aus dediciret von meinen hochgeehrteſten Mitarbeiter am hieſigen Schulwerk, Herrn Collega, Kollaborator Magister Zinſer¬ ling. In den Iden des Märzen 1761. Habe dem Herrn Satirikus ſeinen Scherz weiter nicht nachgetragen, ihm jedoch auch nicht zu ſeinem gewünſchten Kitzel ob der Sache verholfen.“
Wie aber nun auch Magiſter Buchius ſich im Früh¬ jahre 1761 zu dem abſonderlichen Buche geſtellt haben mochte; am Morgen des vierten Novembers in dem¬ ſelben Jahre 1761 hatte er es doch aus ſeinem Vor¬ rath von gelehrtem Rüſtzeug herabgelangt und mancherlei Beachtenswerthes darin gefunden; ja ſogar hier und da eine kleine Aufrichtung in der Angſt, Unruhe und Sorge des Daſeins. Letzteres vielleicht ein wenig gegen die erſte Meinung des wohlgeſinnten Gebers und mit gen Holzminden verzogenen jocoſen Collegen M. Zinſerling. Und für Einen, der eben aus der Rabenſchlacht auf dem Odfelde heimkehrte, iſt es auch wahrlich eine Schrift, die man auf dem Tiſch nur zurückſchiebt, um der Abendſuppe Raum zu machen.
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Heulen, Eulen- und Leichhüner-Schreyen, Lichter-Sehen,
und andern Anzeigungen des Todes zu halten. Aus
Anlaß einer ſonderbaren Begebenheit angeſtellet und
ans Licht gegeben von Theodoro Kampf, Schloß-Pre¬
digern zu Iburg.“
Magiſter Buchius hat auf dem Schmutzblatt bemerkt:
„Mir wohl aus angenehmer Satura zum freund¬
ſchaftlichen Hechelſcherz von Holzminden aus dediciret
von meinen hochgeehrteſten Mitarbeiter am hieſigen
Schulwerk, Herrn Collega, Kollaborator Magister Zinſer¬
ling. In den Iden des Märzen 1761. Habe dem
Herrn Satirikus ſeinen Scherz weiter nicht nachgetragen,
ihm jedoch auch nicht zu ſeinem gewünſchten Kitzel ob
der Sache verholfen.“
Wie aber nun auch Magiſter Buchius ſich im Früh¬
jahre 1761 zu dem abſonderlichen Buche geſtellt haben
mochte; am Morgen des vierten Novembers in dem¬
ſelben Jahre 1761 hatte er es doch aus ſeinem Vor¬
rath von gelehrtem Rüſtzeug herabgelangt und mancherlei
Beachtenswerthes darin gefunden; ja ſogar hier und da
eine kleine Aufrichtung in der Angſt, Unruhe und Sorge
des Daſeins. Letzteres vielleicht ein wenig gegen die
erſte Meinung des wohlgeſinnten Gebers und mit gen
Holzminden verzogenen jocoſen Collegen M. Zinſerling.
Und für Einen, der eben aus der Rabenſchlacht auf
dem Odfelde heimkehrte, iſt es auch wahrlich eine
Schrift, die man auf dem Tiſch nur zurückſchiebt, um
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/64>, abgerufen am 17.02.2025.
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