die marschirenden Truppen wieder rücksichtsloser zu¬ drängten, fand er ein Wort zwischen den Ellenbogen¬ stößen, Fußtritten, den Hufen und Rädern für die Höf¬ lichkeiten des Herrn von Meding.
Dem Herrn Hauptmann von Meding erschien sein empfangener Auftrag zum mindesten sonderbar an einem Tage wie der heutige. Verdrießlich schnarrte er:
"Herr Cantor, wenn Er mir nun rasch sagen will, wie grade ich Ihm und Seiner Compagnie bequem nach Hause helfen kann, so soll's mir lieb sein. Aber zum Teufel, beeile Er sich nach Möglichkeit. Er sieht, wie es uns auf den Nägeln brennt."
Magister Buchius verrichtete, selbst zwischen den Gamaschenschuhen, den Ellenbogen, Rädern und Pferde¬ hufen, seine Courtoisie gegen den Herrn Kapitän mit merklich klarerer Besinnlichkeit als wie gegen Seine Durchlaucht den Herzog Ferdinand den Guten. Er machte sein untadelhaft Compliment, indem er sprach:
"Euer Gnaden sollen sich doch nicht bei uns auf¬ halten. Wenn der Herr Kapitän die große Gütigkeit haben werden, uns aus dem Heereszug der hohen Alliirten --"
"Herr, halte Er mich nicht durch langes Gesalbader auf. Sage Er brevement, in welchem warmen Ofen¬ winkel ich Ihn mit Seiner -- Seiner Weibsbagage abzusetzen habe. Amelungsborn! Was ist das? Kloster Amelungsborn? Nun, Seine Durchlaucht haben befohlen -- he, Kerl, Er da, Korporal Baars, gehe er doch mal
die marſchirenden Truppen wieder rückſichtsloſer zu¬ drängten, fand er ein Wort zwiſchen den Ellenbogen¬ ſtößen, Fußtritten, den Hufen und Rädern für die Höf¬ lichkeiten des Herrn von Meding.
Dem Herrn Hauptmann von Meding erſchien ſein empfangener Auftrag zum mindeſten ſonderbar an einem Tage wie der heutige. Verdrießlich ſchnarrte er:
„Herr Cantor, wenn Er mir nun raſch ſagen will, wie grade ich Ihm und Seiner Compagnie bequem nach Hauſe helfen kann, ſo ſoll's mir lieb ſein. Aber zum Teufel, beeile Er ſich nach Möglichkeit. Er ſieht, wie es uns auf den Nägeln brennt.“
Magiſter Buchius verrichtete, ſelbſt zwiſchen den Gamaſchenſchuhen, den Ellenbogen, Rädern und Pferde¬ hufen, ſeine Courtoiſie gegen den Herrn Kapitän mit merklich klarerer Beſinnlichkeit als wie gegen Seine Durchlaucht den Herzog Ferdinand den Guten. Er machte ſein untadelhaft Compliment, indem er ſprach:
„Euer Gnaden ſollen ſich doch nicht bei uns auf¬ halten. Wenn der Herr Kapitän die große Gütigkeit haben werden, uns aus dem Heereszug der hohen Alliirten —“
„Herr, halte Er mich nicht durch langes Geſalbader auf. Sage Er brevement, in welchem warmen Ofen¬ winkel ich Ihn mit Seiner — Seiner Weibsbagage abzuſetzen habe. Amelungsborn! Was iſt das? Kloſter Amelungsborn? Nun, Seine Durchlaucht haben befohlen — he, Kerl, Er da, Korporal Baars, gehe er doch mal
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0264"n="256"/>
die marſchirenden Truppen wieder rückſichtsloſer zu¬<lb/>
drängten, fand er ein Wort zwiſchen den Ellenbogen¬<lb/>ſtößen, Fußtritten, den Hufen und Rädern für die Höf¬<lb/>
lichkeiten des Herrn von Meding.</p><lb/><p>Dem Herrn Hauptmann von Meding erſchien ſein<lb/>
empfangener Auftrag zum mindeſten ſonderbar an einem<lb/>
Tage wie der heutige. Verdrießlich ſchnarrte er:</p><lb/><p>„Herr Cantor, wenn Er mir nun raſch ſagen will,<lb/>
wie grade ich Ihm und Seiner Compagnie bequem nach<lb/>
Hauſe helfen kann, ſo ſoll's mir lieb ſein. Aber zum<lb/>
Teufel, beeile Er ſich nach Möglichkeit. Er ſieht, wie<lb/>
es uns auf den Nägeln brennt.“</p><lb/><p>Magiſter Buchius verrichtete, ſelbſt zwiſchen den<lb/>
Gamaſchenſchuhen, den Ellenbogen, Rädern und Pferde¬<lb/>
hufen, ſeine Courtoiſie gegen den Herrn Kapitän mit<lb/>
merklich klarerer Beſinnlichkeit als wie gegen Seine<lb/>
Durchlaucht den Herzog Ferdinand den Guten. Er<lb/>
machte ſein untadelhaft Compliment, indem er ſprach:</p><lb/><p>„Euer Gnaden ſollen ſich doch nicht bei uns auf¬<lb/>
halten. Wenn der Herr Kapitän die große Gütigkeit<lb/>
haben werden, uns aus dem Heereszug der hohen<lb/>
Alliirten —“</p><lb/><p>„Herr, halte Er mich nicht durch langes Geſalbader<lb/>
auf. Sage Er <hirendition="#aq">brevement</hi>, in welchem warmen Ofen¬<lb/>
winkel ich Ihn mit Seiner — Seiner Weibsbagage<lb/>
abzuſetzen habe. Amelungsborn! Was iſt das? Kloſter<lb/>
Amelungsborn? Nun, Seine Durchlaucht haben befohlen<lb/>— he, Kerl, Er da, Korporal Baars, gehe er doch mal<lb/></p></div></body></text></TEI>
[256/0264]
die marſchirenden Truppen wieder rückſichtsloſer zu¬
drängten, fand er ein Wort zwiſchen den Ellenbogen¬
ſtößen, Fußtritten, den Hufen und Rädern für die Höf¬
lichkeiten des Herrn von Meding.
Dem Herrn Hauptmann von Meding erſchien ſein
empfangener Auftrag zum mindeſten ſonderbar an einem
Tage wie der heutige. Verdrießlich ſchnarrte er:
„Herr Cantor, wenn Er mir nun raſch ſagen will,
wie grade ich Ihm und Seiner Compagnie bequem nach
Hauſe helfen kann, ſo ſoll's mir lieb ſein. Aber zum
Teufel, beeile Er ſich nach Möglichkeit. Er ſieht, wie
es uns auf den Nägeln brennt.“
Magiſter Buchius verrichtete, ſelbſt zwiſchen den
Gamaſchenſchuhen, den Ellenbogen, Rädern und Pferde¬
hufen, ſeine Courtoiſie gegen den Herrn Kapitän mit
merklich klarerer Beſinnlichkeit als wie gegen Seine
Durchlaucht den Herzog Ferdinand den Guten. Er
machte ſein untadelhaft Compliment, indem er ſprach:
„Euer Gnaden ſollen ſich doch nicht bei uns auf¬
halten. Wenn der Herr Kapitän die große Gütigkeit
haben werden, uns aus dem Heereszug der hohen
Alliirten —“
„Herr, halte Er mich nicht durch langes Geſalbader
auf. Sage Er brevement, in welchem warmen Ofen¬
winkel ich Ihn mit Seiner — Seiner Weibsbagage
abzuſetzen habe. Amelungsborn! Was iſt das? Kloſter
Amelungsborn? Nun, Seine Durchlaucht haben befohlen
— he, Kerl, Er da, Korporal Baars, gehe er doch mal
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/264>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.