des Magister Buchius letzten Zufluchtsort im Lebens-, Schul- und Kriegsdrangsal.
"Es fällt, weiß Gott, auch noch Licht von Oben herein," rief Thedel Münchhausen. "O nur noch einen Moment länger, Mamsell Selinde, in den Sack gekuckt: nachher weiß Kater und Katze hier eben so gut Haus¬ gelegenheit wie -- anderswo in der Welt!"
Es fiel wirklich hier und da durch die übereinan¬ der geschichteten Blöcke ein Glimmer vom grauen Morgen in die wenn auch kühle, so doch jedenfalls behaglich trockne Höhle. Und was das Licht anbetraf, so sollte es damit noch viel besser kommen. Es klang in der Tiefe Stahl auf Stein, die Funken spritzten, es fingen Zunder und Schwefelsticken und nun: "Salvete, hospites!" sprach Magister Buchius mit einer kleinen Blechlaterne der allerechtesten Lucerna Epictetiseine Gäste und Schützlinge in seinem bis zu diesem heutigen Schreckens¬ morgen und furchtbaren Schlachtentage des guten Her¬ zogs Ferdinand ihm unbestrittenen letzten Erdenasyl beleuchtend, und ihnen auch es -- zur Verfügung stellend.
"O Herr, Herr Magister, und ich habe Sie, mit den Anderen habe ich den Herrn Magister zum Narren haben wollen!" stotterte jetzo in Wirklichkeit und Wahr¬ haftigkeit weinerlich Junker Thedel von Münchhausen. "O, vivat, vivat Amelungsborn! In saecula saeculo¬ rum die große Schule von Amelungsborn!"
des Magiſter Buchius letzten Zufluchtsort im Lebens-, Schul- und Kriegsdrangſal.
„Es fällt, weiß Gott, auch noch Licht von Oben herein,“ rief Thedel Münchhauſen. „O nur noch einen Moment länger, Mamſell Selinde, in den Sack gekuckt: nachher weiß Kater und Katze hier eben ſo gut Haus¬ gelegenheit wie — anderswo in der Welt!“
Es fiel wirklich hier und da durch die übereinan¬ der geſchichteten Blöcke ein Glimmer vom grauen Morgen in die wenn auch kühle, ſo doch jedenfalls behaglich trockne Höhle. Und was das Licht anbetraf, ſo ſollte es damit noch viel beſſer kommen. Es klang in der Tiefe Stahl auf Stein, die Funken ſpritzten, es fingen Zunder und Schwefelſticken und nun: „Salvete, hospites!“ ſprach Magiſter Buchius mit einer kleinen Blechlaterne der allerechteſten Lucerna Epictetiſeine Gäſte und Schützlinge in ſeinem bis zu dieſem heutigen Schreckens¬ morgen und furchtbaren Schlachtentage des guten Her¬ zogs Ferdinand ihm unbeſtrittenen letzten Erdenaſyl beleuchtend, und ihnen auch es — zur Verfügung ſtellend.
„O Herr, Herr Magiſter, und ich habe Sie, mit den Anderen habe ich den Herrn Magiſter zum Narren haben wollen!“ ſtotterte jetzo in Wirklichkeit und Wahr¬ haftigkeit weinerlich Junker Thedel von Münchhauſen. „O, vivat, vivat Amelungsborn! In saecula saeculo¬ rum die große Schule von Amelungsborn!“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0208"n="200"/>
des Magiſter Buchius letzten Zufluchtsort im Lebens-,<lb/>
Schul- und Kriegsdrangſal.</p><lb/><p>„Es fällt, weiß Gott, auch noch Licht von Oben<lb/>
herein,“ rief Thedel Münchhauſen. „O nur noch einen<lb/>
Moment länger, Mamſell Selinde, in den Sack gekuckt:<lb/>
nachher weiß Kater und Katze hier eben ſo gut Haus¬<lb/>
gelegenheit wie — anderswo in der Welt!“</p><lb/><p>Es fiel wirklich hier und da durch die übereinan¬<lb/>
der geſchichteten Blöcke ein Glimmer vom grauen Morgen<lb/>
in die wenn auch kühle, ſo doch jedenfalls behaglich<lb/>
trockne Höhle. Und was das Licht anbetraf, ſo ſollte<lb/>
es damit noch viel beſſer kommen. Es klang in der<lb/>
Tiefe Stahl auf Stein, die Funken ſpritzten, es fingen<lb/>
Zunder und Schwefelſticken und nun:<lb/><hirendition="#aq">„Salvete, hospites!“</hi><lb/>ſprach Magiſter Buchius mit einer kleinen Blechlaterne<lb/>
der allerechteſten <hirendition="#aq">Lucerna Epicteti</hi><hirendition="#g">ſeine</hi> Gäſte und<lb/>
Schützlinge in ſeinem bis zu dieſem heutigen Schreckens¬<lb/>
morgen und furchtbaren Schlachtentage des guten Her¬<lb/>
zogs Ferdinand ihm unbeſtrittenen letzten Erdenaſyl<lb/>
beleuchtend, und ihnen auch es — zur Verfügung<lb/>ſtellend.</p><lb/><p>„O Herr, Herr Magiſter, und ich habe Sie, mit<lb/>
den Anderen habe ich den Herrn Magiſter zum Narren<lb/>
haben wollen!“ſtotterte jetzo in Wirklichkeit und Wahr¬<lb/>
haftigkeit weinerlich Junker Thedel von Münchhauſen.<lb/>„<hirendition="#aq">O, vivat, vivat</hi> Amelungsborn! <hirendition="#aq">In saecula saeculo¬<lb/>
rum</hi> die große Schule von Amelungsborn!“<lb/></p></div></body></text></TEI>
[200/0208]
des Magiſter Buchius letzten Zufluchtsort im Lebens-,
Schul- und Kriegsdrangſal.
„Es fällt, weiß Gott, auch noch Licht von Oben
herein,“ rief Thedel Münchhauſen. „O nur noch einen
Moment länger, Mamſell Selinde, in den Sack gekuckt:
nachher weiß Kater und Katze hier eben ſo gut Haus¬
gelegenheit wie — anderswo in der Welt!“
Es fiel wirklich hier und da durch die übereinan¬
der geſchichteten Blöcke ein Glimmer vom grauen Morgen
in die wenn auch kühle, ſo doch jedenfalls behaglich
trockne Höhle. Und was das Licht anbetraf, ſo ſollte
es damit noch viel beſſer kommen. Es klang in der
Tiefe Stahl auf Stein, die Funken ſpritzten, es fingen
Zunder und Schwefelſticken und nun:
„Salvete, hospites!“
ſprach Magiſter Buchius mit einer kleinen Blechlaterne
der allerechteſten Lucerna Epicteti ſeine Gäſte und
Schützlinge in ſeinem bis zu dieſem heutigen Schreckens¬
morgen und furchtbaren Schlachtentage des guten Her¬
zogs Ferdinand ihm unbeſtrittenen letzten Erdenaſyl
beleuchtend, und ihnen auch es — zur Verfügung
ſtellend.
„O Herr, Herr Magiſter, und ich habe Sie, mit
den Anderen habe ich den Herrn Magiſter zum Narren
haben wollen!“ ſtotterte jetzo in Wirklichkeit und Wahr¬
haftigkeit weinerlich Junker Thedel von Münchhauſen.
„O, vivat, vivat Amelungsborn! In saecula saeculo¬
rum die große Schule von Amelungsborn!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/208>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.