Stierens ins Blaue, und ich soll Dich von ihr grüßen. -- Mir selber liegt ja leider weniger dran, mich nicht noch mal zu blamiren; aber der alten Frau möchte ich doch den Verdruß, und Deinem würdigen Erzeuger sein melancholisches Behagen an meiner Schande nicht zum zweiten Mal zum vollen Auskosten anbieten. Ich büffle. Und Du Ochse treibst Dich fessellos in der süßen Freiheit herum; und theure Angehörige, sowie Staat und Kirche halten Dir schon die volle Krippe und den warmen Stall bereit, wenn Du heimkehrst von der blumigen Wiese Deiner jungen Ungebunden¬ heit. Mir blühte bis jetzt hier im Vogelsang bloß die Eselswiese, und wäre ich nicht ich und meine Alte sie, so wäre die Geschichte einfach nicht zum Aushalten gewesen, der faulen Redensarten wegen ob meiner bodenlosen Faulheit. Na ja! Hätte mich nicht auch unser allerhöchst Regierender, das heißt eigentlich mehr unsere allergnädigste Landes¬ mutter kommen lassen, um mich persönlich kennen zu lernen und mir ins Gewissen zu reden, so hätte allgemach meine Mutter Jedem, der sich sonst nach mir erkundigte, nur sagen können: ,Unterm Sofa steckt er. Locken Sie ihn mal! Ich kriege ihn weder durch Güte noch durch Gewalt mehr drunter weg.' -- Cäsar und sein Glück!
Stierens ins Blaue, und ich ſoll Dich von ihr grüßen. — Mir ſelber liegt ja leider weniger dran, mich nicht noch mal zu blamiren; aber der alten Frau möchte ich doch den Verdruß, und Deinem würdigen Erzeuger ſein melancholiſches Behagen an meiner Schande nicht zum zweiten Mal zum vollen Auskoſten anbieten. Ich büffle. Und Du Ochſe treibſt Dich feſſellos in der ſüßen Freiheit herum; und theure Angehörige, ſowie Staat und Kirche halten Dir ſchon die volle Krippe und den warmen Stall bereit, wenn Du heimkehrſt von der blumigen Wieſe Deiner jungen Ungebunden¬ heit. Mir blühte bis jetzt hier im Vogelſang bloß die Eſelswieſe, und wäre ich nicht ich und meine Alte ſie, ſo wäre die Geſchichte einfach nicht zum Aushalten geweſen, der faulen Redensarten wegen ob meiner bodenloſen Faulheit. Na ja! Hätte mich nicht auch unſer allerhöchſt Regierender, das heißt eigentlich mehr unſere allergnädigſte Landes¬ mutter kommen laſſen, um mich perſönlich kennen zu lernen und mir ins Gewiſſen zu reden, ſo hätte allgemach meine Mutter Jedem, der ſich ſonſt nach mir erkundigte, nur ſagen können: ‚Unterm Sofa ſteckt er. Locken Sie ihn mal! Ich kriege ihn weder durch Güte noch durch Gewalt mehr drunter weg.‘ — Cäſar und ſein Glück!
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Stierens ins Blaue, und ich ſoll Dich von ihr
grüßen. — Mir ſelber liegt ja leider weniger dran,
mich nicht noch mal zu blamiren; aber der alten
Frau möchte ich doch den Verdruß, und Deinem
würdigen Erzeuger ſein melancholiſches Behagen
an meiner Schande nicht zum zweiten Mal zum
vollen Auskoſten anbieten. Ich büffle. Und Du
Ochſe treibſt Dich feſſellos in der ſüßen Freiheit
herum; und theure Angehörige, ſowie Staat und
Kirche halten Dir ſchon die volle Krippe und den
warmen Stall bereit, wenn Du heimkehrſt von
der blumigen Wieſe Deiner jungen Ungebunden¬
heit. Mir blühte bis jetzt hier im Vogelſang
bloß die Eſelswieſe, und wäre ich nicht ich und meine
Alte ſie, ſo wäre die Geſchichte einfach nicht zum
Aushalten geweſen, der faulen Redensarten wegen
ob meiner bodenloſen Faulheit. Na ja! Hätte
mich nicht auch unſer allerhöchſt Regierender, das
heißt eigentlich mehr unſere allergnädigſte Landes¬
mutter kommen laſſen, um mich perſönlich kennen
zu lernen und mir ins Gewiſſen zu reden, ſo
hätte allgemach meine Mutter Jedem, der ſich
ſonſt nach mir erkundigte, nur ſagen können:
‚Unterm Sofa ſteckt er. Locken Sie ihn mal!
Ich kriege ihn weder durch Güte noch durch Gewalt
mehr drunter weg.‘ — Cäſar und ſein Glück!
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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/94>, abgerufen am 23.11.2024.
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