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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Erze: Weißbleierz.
flächen zu finden, weil der Einknick durch Verkümmern
einer Fläche genau in die Endkante des Diheraeder ge-
rückt sein kann. Durchwachsen die Individuen sich nicht,
so hat bei der Ausfüllung der Querschnitt der Säule
4mal 1170 und 2mal 126 Grad. Die beiden Indivi-
duen 2 und 3 sind in den Krystallen von Mies öfter
schwach gegen 1, da sich nun der Winkel von 90 aus-
[Abbildung] füllt, so scheinen die quergestreiften Flächen h sich unter 1260, statt unter
1170 zu schneiden.

Kaum härter als Kalkspath 3--4; Gew. 6,4--6,7. Farblos bis
weiß, nur zufällig schwarz oder lasurblau. Diamantglanz oft in
ausgezeichnetem Grade. Starke Strahlenbrechung 2. Optische Axen liegen
(dem Arragonit nicht entsprechend) in der Axenebene a c und machen mit
c einen Winkel von 20 37', unter sich also 50.

Vor dem Löthrohr decrepitirt es sehr stark, wenn man sich aber auf
Kohle aus großer Entfernung nähert, so wird es anfangs roth (Mennige),
etwas stärker erhitzt bleibt zwar die Masse auch roth, wird aber beim Er-
kalten gelb (Pb), erst dann fängt es an zu schmelzen und reducirt sich
gleich zu Blei, das verflüchtigt die Kohle mit gelber Bleiglätte beschlägt.
Pb C mit 83,5 Pb, 16,5 C.
Ein kleiner Gehalt an kohlensaurem Silberoxyd bis 0,1 p. C. rührt ohne
Zweifel vom Bleiglanz. Interessant ist ein Gehalt von 7 p. C. kohlen-
saurem Zinkoxyd (Zinkbleispath) (Pb, Zn) C vom Berge Pori bei Igle-
sias auf Sardinien. In kalter Salpetersäure wirft es nur wenige Blasen,
löst sich aber vollkommen.

Weißbleierz ist ohne Zweifel ein Zersetzungsprodukt von Blei-
glanz. Die Krystalle sitzen daher nicht blos auf angefressenem Bleiglanz
auf, sind durch Bleimulm noch schwarz gefärbt (sogenanntes Schwarz-
bleierz), sondern die ganze Gangmasse zeigt ein zerfressenes Ansehen, ist
durch Mangan- und Brauneisenocker dunkel gefärbt, wo diese Färbung
fehlt, liegt häufig ein strohgelber Ocker (zerreibliche Bleierde), es ist Blei-
oxyd, das zur Salzbildung nicht Kohlensäure genug fand. Nur der Quarz
leistete der Zersetzung Widerstand, so zerfressen er auch aussehen mag.
Einige meinen, die C rührte von zersetztem Kalkspath her, doch sind gewiß
auch kohlensäurehaltige Wasser nicht ohne Einfluß gewesen.

Krystalle finden sich besonders schön auf ockerfarbigem Quarz bei
Freiberg (Isaak, Komm Sieg mit Freuden), früher auf der Grube Haus-
baden bei Badenweiler, Friedrich Christian in der Schappach, Mies und
Przibram in Böhmen auf Bleiglanz sitzend.

Stangenförmiges Weißbleierz ist besonders auf dem Ober-
Harze bei Clausthal und Zellerfeld zu Hause: cylinderförmige Säulen
mit kleinmuscheligem Querbruch und fasriger Längsstruktur, die Faser hat
oft Seidenglanz und entspricht der Hauptaxe c der Krystalle. Auf der
Grube Glücksrad im Schulenburger Zug bei Zellerfeld kamen sie vormals
mit Malachit überzogen vor, doch dringt die Smaragdgrüne Farbe nicht ein.

Bleierde ist nichts weiter, als eine von Weißbleierz durchdrungene
Thon- oder andere Gebirgsart: solche wird im rothen Letten und Sand-

II. Cl. Saliniſche Erze: Weißbleierz.
flächen zu finden, weil der Einknick durch Verkümmern
einer Fläche genau in die Endkante des Diheraeder ge-
rückt ſein kann. Durchwachſen die Individuen ſich nicht,
ſo hat bei der Ausfüllung der Querſchnitt der Säule
4mal 1170 und 2mal 126 Grad. Die beiden Indivi-
duen 2 und 3 ſind in den Kryſtallen von Mies öfter
ſchwach gegen 1, da ſich nun der Winkel von 90 aus-
[Abbildung] füllt, ſo ſcheinen die quergeſtreiften Flächen h ſich unter 1260, ſtatt unter
1170 zu ſchneiden.

Kaum härter als Kalkſpath 3—4; Gew. 6,4—6,7. Farblos bis
weiß, nur zufällig ſchwarz oder laſurblau. Diamantglanz oft in
ausgezeichnetem Grade. Starke Strahlenbrechung 2. Optiſche Axen liegen
(dem Arragonit nicht entſprechend) in der Axenebene a c und machen mit
c einen Winkel von 20 37′, unter ſich alſo 50.

Vor dem Löthrohr decrepitirt es ſehr ſtark, wenn man ſich aber auf
Kohle aus großer Entfernung nähert, ſo wird es anfangs roth (Mennige),
etwas ſtärker erhitzt bleibt zwar die Maſſe auch roth, wird aber beim Er-
kalten gelb (Ṗb), erſt dann fängt es an zu ſchmelzen und reducirt ſich
gleich zu Blei, das verflüchtigt die Kohle mit gelber Bleiglätte beſchlägt.
Ṗb C̈ mit 83,5 Ṗb, 16,5 C̈.
Ein kleiner Gehalt an kohlenſaurem Silberoxyd bis 0,1 p. C. rührt ohne
Zweifel vom Bleiglanz. Intereſſant iſt ein Gehalt von 7 p. C. kohlen-
ſaurem Zinkoxyd (Zinkbleiſpath) (Ṗb, Żn) C̈ vom Berge Pori bei Igle-
ſias auf Sardinien. In kalter Salpeterſäure wirft es nur wenige Blaſen,
löst ſich aber vollkommen.

Weißbleierz iſt ohne Zweifel ein Zerſetzungsprodukt von Blei-
glanz. Die Kryſtalle ſitzen daher nicht blos auf angefreſſenem Bleiglanz
auf, ſind durch Bleimulm noch ſchwarz gefärbt (ſogenanntes Schwarz-
bleierz), ſondern die ganze Gangmaſſe zeigt ein zerfreſſenes Anſehen, iſt
durch Mangan- und Brauneiſenocker dunkel gefärbt, wo dieſe Färbung
fehlt, liegt häufig ein ſtrohgelber Ocker (zerreibliche Bleierde), es iſt Blei-
oxyd, das zur Salzbildung nicht Kohlenſäure genug fand. Nur der Quarz
leiſtete der Zerſetzung Widerſtand, ſo zerfreſſen er auch ausſehen mag.
Einige meinen, die rührte von zerſetztem Kalkſpath her, doch ſind gewiß
auch kohlenſäurehaltige Waſſer nicht ohne Einfluß geweſen.

Kryſtalle finden ſich beſonders ſchön auf ockerfarbigem Quarz bei
Freiberg (Iſaak, Komm Sieg mit Freuden), früher auf der Grube Haus-
baden bei Badenweiler, Friedrich Chriſtian in der Schappach, Mies und
Przibram in Böhmen auf Bleiglanz ſitzend.

Stangenförmiges Weißbleierz iſt beſonders auf dem Ober-
Harze bei Clausthal und Zellerfeld zu Hauſe: cylinderförmige Säulen
mit kleinmuſcheligem Querbruch und faſriger Längsſtruktur, die Faſer hat
oft Seidenglanz und entſpricht der Hauptaxe c der Kryſtalle. Auf der
Grube Glücksrad im Schulenburger Zug bei Zellerfeld kamen ſie vormals
mit Malachit überzogen vor, doch dringt die Smaragdgrüne Farbe nicht ein.

Bleierde iſt nichts weiter, als eine von Weißbleierz durchdrungene
Thon- oder andere Gebirgsart: ſolche wird im rothen Letten und Sand-

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[359/0371] II. Cl. Saliniſche Erze: Weißbleierz. flächen zu finden, weil der Einknick durch Verkümmern einer Fläche genau in die Endkante des Diheraeder ge- rückt ſein kann. Durchwachſen die Individuen ſich nicht, ſo hat bei der Ausfüllung der Querſchnitt der Säule 4mal 1170 und 2mal 126 Grad. Die beiden Indivi- duen 2 und 3 ſind in den Kryſtallen von Mies öfter ſchwach gegen 1, da ſich nun der Winkel von 90 aus- [Abbildung] füllt, ſo ſcheinen die quergeſtreiften Flächen h ſich unter 1260, ſtatt unter 1170 zu ſchneiden. Kaum härter als Kalkſpath 3—4; Gew. 6,4—6,7. Farblos bis weiß, nur zufällig ſchwarz oder laſurblau. Diamantglanz oft in ausgezeichnetem Grade. Starke Strahlenbrechung 2. Optiſche Axen liegen (dem Arragonit nicht entſprechend) in der Axenebene a c und machen mit c einen Winkel von 20 37′, unter ſich alſo 5[FORMEL]0. Vor dem Löthrohr decrepitirt es ſehr ſtark, wenn man ſich aber auf Kohle aus großer Entfernung nähert, ſo wird es anfangs roth (Mennige), etwas ſtärker erhitzt bleibt zwar die Maſſe auch roth, wird aber beim Er- kalten gelb (Ṗb), erſt dann fängt es an zu ſchmelzen und reducirt ſich gleich zu Blei, das verflüchtigt die Kohle mit gelber Bleiglätte beſchlägt. Ṗb C̈ mit 83,5 Ṗb, 16,5 C̈. Ein kleiner Gehalt an kohlenſaurem Silberoxyd bis 0,1 p. C. rührt ohne Zweifel vom Bleiglanz. Intereſſant iſt ein Gehalt von 7 p. C. kohlen- ſaurem Zinkoxyd (Zinkbleiſpath) (Ṗb, Żn) C̈ vom Berge Pori bei Igle- ſias auf Sardinien. In kalter Salpeterſäure wirft es nur wenige Blaſen, löst ſich aber vollkommen. Weißbleierz iſt ohne Zweifel ein Zerſetzungsprodukt von Blei- glanz. Die Kryſtalle ſitzen daher nicht blos auf angefreſſenem Bleiglanz auf, ſind durch Bleimulm noch ſchwarz gefärbt (ſogenanntes Schwarz- bleierz), ſondern die ganze Gangmaſſe zeigt ein zerfreſſenes Anſehen, iſt durch Mangan- und Brauneiſenocker dunkel gefärbt, wo dieſe Färbung fehlt, liegt häufig ein ſtrohgelber Ocker (zerreibliche Bleierde), es iſt Blei- oxyd, das zur Salzbildung nicht Kohlenſäure genug fand. Nur der Quarz leiſtete der Zerſetzung Widerſtand, ſo zerfreſſen er auch ausſehen mag. Einige meinen, die C̈ rührte von zerſetztem Kalkſpath her, doch ſind gewiß auch kohlenſäurehaltige Waſſer nicht ohne Einfluß geweſen. Kryſtalle finden ſich beſonders ſchön auf ockerfarbigem Quarz bei Freiberg (Iſaak, Komm Sieg mit Freuden), früher auf der Grube Haus- baden bei Badenweiler, Friedrich Chriſtian in der Schappach, Mies und Przibram in Böhmen auf Bleiglanz ſitzend. Stangenförmiges Weißbleierz iſt beſonders auf dem Ober- Harze bei Clausthal und Zellerfeld zu Hauſe: cylinderförmige Säulen mit kleinmuſcheligem Querbruch und faſriger Längsſtruktur, die Faſer hat oft Seidenglanz und entſpricht der Hauptaxe c der Kryſtalle. Auf der Grube Glücksrad im Schulenburger Zug bei Zellerfeld kamen ſie vormals mit Malachit überzogen vor, doch dringt die Smaragdgrüne Farbe nicht ein. Bleierde iſt nichts weiter, als eine von Weißbleierz durchdrungene Thon- oder andere Gebirgsart: ſolche wird im rothen Letten und Sand-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/371>, abgerufen am 23.11.2024.