Stelle seines Winkels von 128° am symetrique base ein drittes Indivi- duum einflickte. Auch hier hat die Natur es freier und schöner zu Stande gebracht, wie obiger Herrengrunder Drilling beweist. Endlich noch die prachtvollen dicken mit 6 gleichen Winkeln von 116°, die folglich 2 nach innen geknickte Flächen haben müssen. Es sind dreierlei Fälle möglich, je nachdem die geknickten Flächen einander an-, gegenüber oder zwischenliegend vor- kommen. Im ersten Fall (emergent base) flickte Hauy im symmetrique base statt der 128° zwei Rhomben ein, er bekam dann, da die geknickte Fläche von ihm stets durch einen Drilling erklärt wird, scheinbar einen Achtling, der
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aber, wie die eingeschriebenen Zahlen zeigen, sich auf einen Fünfling zurückführen läßt. Fünf ist zugleich das Maximum von Säulen, welche um einen Punkt möglich sind, und es mag daher nicht zu- fällig sein, daß man gerade mit dieser Zahl die schwierigsten Formen er- klären kann. Nur zeigen die Krystalle selbst, daß mehr eine strahlige Anordnung vom Mittelpunkt aus Statt findet: so ist das
mesotome base mit gegenüberliegenden geknick- ten Seiten ein einfacher Drilling von Individuen, die sich durchwachsen haben. Daß die Flächen h eine Rolle mitspielen, sieht man an den Streifungen auf der Grad- endfläche. Das
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meiogene base mit zwischenliegenden geknickten Flächen können wir nur mit 4 Individuen hinstellen. So läßt sich z. B. im Herrengrunder Drilling der Winkel von 128° durch ein viertes Individuum wegschaffen, und dann liegen die geknickten Flächen meiogene. Aber wir können auch die Sache so machen, daß wir noch die Individuen 1 und 2 durchwachsen lassen, dagegen müssen wir den drei gegenüber ein viertes einschieben, weil wir sonst den Winkel von 128° nicht wegbringen. Endlich beim
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emergent base bleibt nur noch ein Hauptindi- viduum 1, während auch der 2 noch ein fünftes gegen- übertritt. Diese Beispiele werden zur Genüge zeigen, bis zu welchen Complicationen ein einfaches Gesetz führen kann. Senarmont (Ann. Chim. Phys. 3 ser. 41. 62. Tab. I. Fig. 2--13) führt nach optischen Untersuchungen sämmtliche spanische Zwillinge (von Molina und Ba- stennes) auf 6 Individuen zurück, wie im obenstehenden
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Herrengrunder Drilling: 1 und 6 gehen parallel und liegen sich gegen- über wie 1 und 1; zwischen beide legen sich dann 2 und 3 als Zwilling an die Seiten von 1 und 4 und 5 an die Seiten von 6. Durch ver- schiedene Ausdehnung von 2 3 4 5 oder durch Verschwinden mehrerer der- selben lassen sich dann alle ableiten. Und alles das bringt Senarmont durch Bestimmung von der Lage der Axe zu Stande. Die Krystalle von Bastennes zeigen eine innere fasrige Struktur, welche von dem Centrum nach den Seiten strahlt.
II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.
Stelle ſeines Winkels von 128° am symétrique basé ein drittes Indivi- duum einflickte. Auch hier hat die Natur es freier und ſchöner zu Stande gebracht, wie obiger Herrengrunder Drilling beweist. Endlich noch die prachtvollen dicken mit 6 gleichen Winkeln von 116°, die folglich 2 nach innen geknickte Flächen haben müſſen. Es ſind dreierlei Fälle möglich, je nachdem die geknickten Flächen einander an-, gegenüber oder zwiſchenliegend vor- kommen. Im erſten Fall (émergent basé) flickte Hauy im symmétrique basé ſtatt der 128° zwei Rhomben ein, er bekam dann, da die geknickte Fläche von ihm ſtets durch einen Drilling erklärt wird, ſcheinbar einen Achtling, der
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aber, wie die eingeſchriebenen Zahlen zeigen, ſich auf einen Fünfling zurückführen läßt. Fünf iſt zugleich das Maximum von Säulen, welche um einen Punkt möglich ſind, und es mag daher nicht zu- fällig ſein, daß man gerade mit dieſer Zahl die ſchwierigſten Formen er- klären kann. Nur zeigen die Kryſtalle ſelbſt, daß mehr eine ſtrahlige Anordnung vom Mittelpunkt aus Statt findet: ſo iſt das
mésotome basé mit gegenüberliegenden geknick- ten Seiten ein einfacher Drilling von Individuen, die ſich durchwachſen haben. Daß die Flächen h eine Rolle mitſpielen, ſieht man an den Streifungen auf der Grad- endfläche. Das
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meïogene basé mit zwiſchenliegenden geknickten Flächen können wir nur mit 4 Individuen hinſtellen. So läßt ſich z. B. im Herrengrunder Drilling der Winkel von 128° durch ein viertes Individuum wegſchaffen, und dann liegen die geknickten Flächen meïogene. Aber wir können auch die Sache ſo machen, daß wir noch die Individuen 1 und 2 durchwachſen laſſen, dagegen müſſen wir den drei gegenüber ein viertes einſchieben, weil wir ſonſt den Winkel von 128° nicht wegbringen. Endlich beim
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émergent basé bleibt nur noch ein Hauptindi- viduum 1, während auch der 2 noch ein fünftes gegen- übertritt. Dieſe Beiſpiele werden zur Genüge zeigen, bis zu welchen Complicationen ein einfaches Geſetz führen kann. Senarmont (Ann. Chim. Phys. 3 sér. 41. 62. Tab. I. Fig. 2—13) führt nach optiſchen Unterſuchungen ſämmtliche ſpaniſche Zwillinge (von Molina und Ba- ſtennes) auf 6 Individuen zurück, wie im obenſtehenden
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Herrengrunder Drilling: 1 und 6 gehen parallel und liegen ſich gegen- über wie 1 und 1; zwiſchen beide legen ſich dann 2 und 3 als Zwilling an die Seiten von 1 und 4 und 5 an die Seiten von 6. Durch ver- ſchiedene Ausdehnung von 2 3 4 5 oder durch Verſchwinden mehrerer der- ſelben laſſen ſich dann alle ableiten. Und alles das bringt Senarmont durch Beſtimmung von der Lage der Axe zu Stande. Die Kryſtalle von Baſtennes zeigen eine innere faſrige Struktur, welche von dem Centrum nach den Seiten ſtrahlt.
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II. Cl. Saliniſche Steine: Arragonit.
Stelle ſeines Winkels von 128° am symétrique basé ein drittes Indivi-
duum einflickte. Auch hier hat die Natur es freier und ſchöner zu Stande
gebracht, wie obiger Herrengrunder Drilling beweist. Endlich noch
die prachtvollen dicken mit 6 gleichen Winkeln von 116°,
die folglich 2 nach innen geknickte Flächen haben müſſen.
Es ſind dreierlei Fälle möglich, je nachdem die geknickten
Flächen einander an-, gegenüber oder zwiſchenliegend vor-
kommen. Im erſten Fall (émergent basé) flickte Hauy
im symmétrique basé ſtatt der 128° zwei Rhomben ein, er
bekam dann, da die geknickte Fläche von ihm ſtets durch
einen Drilling erklärt wird, ſcheinbar einen Achtling, der
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aber, wie die eingeſchriebenen Zahlen zeigen, ſich auf einen
Fünfling zurückführen läßt. Fünf iſt zugleich das Maximum von Säulen,
welche um einen Punkt möglich ſind, und es mag daher nicht zu-
fällig ſein, daß man gerade mit dieſer Zahl die ſchwierigſten Formen er-
klären kann. Nur zeigen die Kryſtalle ſelbſt, daß mehr eine ſtrahlige
Anordnung vom Mittelpunkt aus Statt findet: ſo iſt das
mésotome basé mit gegenüberliegenden geknick-
ten Seiten ein einfacher Drilling von Individuen, die
ſich durchwachſen haben. Daß die Flächen h eine Rolle
mitſpielen, ſieht man an den Streifungen auf der Grad-
endfläche. Das
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meïogene basé mit zwiſchenliegenden geknickten
Flächen können wir nur mit 4 Individuen hinſtellen.
So läßt ſich z. B. im Herrengrunder Drilling der Winkel
von 128° durch ein viertes Individuum wegſchaffen, und
dann liegen die geknickten Flächen meïogene. Aber
wir können auch die Sache ſo machen, daß wir noch
die Individuen 1 und 2 durchwachſen laſſen, dagegen
müſſen wir den drei gegenüber ein viertes einſchieben,
weil wir ſonſt den Winkel von 128° nicht wegbringen.
Endlich beim
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émergent basé bleibt nur noch ein Hauptindi-
viduum 1, während auch der 2 noch ein fünftes gegen-
übertritt. Dieſe Beiſpiele werden zur Genüge zeigen,
bis zu welchen Complicationen ein einfaches Geſetz führen
kann. Senarmont (Ann. Chim. Phys. 3 sér. 41. 62.
Tab. I. Fig. 2—13) führt nach optiſchen Unterſuchungen
ſämmtliche ſpaniſche Zwillinge (von Molina und Ba-
ſtennes) auf 6 Individuen zurück, wie im obenſtehenden
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Herrengrunder Drilling: 1 und 6 gehen parallel und liegen ſich gegen-
über wie 1 und 1; zwiſchen beide legen ſich dann 2 und 3 als Zwilling
an die Seiten von 1 und 4 und 5 an die Seiten von 6. Durch ver-
ſchiedene Ausdehnung von 2 3 4 5 oder durch Verſchwinden mehrerer der-
ſelben laſſen ſich dann alle ableiten. Und alles das bringt Senarmont
durch Beſtimmung von der Lage der Axe zu Stande. Die Kryſtalle von
Baſtennes zeigen eine innere faſrige Struktur, welche von dem Centrum
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/363>, abgerufen am 16.02.2025.
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