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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 1ste Fam.: Kieselschiefer, Opale.
genau angehöre. Besonders sind die Erzgänge reich an Beispielen, doch
finden wir auch in den Kieselconcretionen, sie sind hier noch am schwer-
sten zu deuten: so findet man in dem rothen Kugeljaspis von Auggen
sehr deutliche hohle Würfel (Würfeleindrücke); im Feuerstein des Mu-
schelkalkes auf dem Aischfelde zwischen Alpirsbach und Dornhan finden
sich theils Eindrücke theils wirkliche Würfel von Feuerstein im Feuerstein,
was war das? ob Kalkspath?

Kieselschiefer heißen die dichten gemeinen Quarze, welche ganze
Lager im obern Thonschiefergebirge und untern Kohlenkalksteine machen.
Der gemeine graue ist ganz hornsteinartig, aber plattet sich gut nach
der Schichtung. Der edlere durch Kohle schwarz gefärbte, gern mit weißen
Quarzadern durchzogene, soll der coticula (Probierstein) oder Lapis
Lydius
sein, weil er nach Theophrast (Cap. 78--80) im Fluß Tmolus
in Lydien als Geschiebe gefunden wurde, auch lapis Heraclius genannnt.
Plinius hist. nat. 33. 43. Die Probiersteine waren früher wichtiger als
heute, wo die chemische Kunst sie theilweis ersetzt: sie müssen hart und
dunkelfarbig sein, durch den Schliff zubereitet sich sammtartig anfühlen, und
von Säuren nicht angegriffen werden: his coticulis periti, cum e vena
ut lima rapuerunt experimentum, protinus dicunt quantum auri sit in ea,
quantum argenti vel aeris, scripulari differentia mirabili ratione non fal-
lente.
Freilich liefen hier auch viele Verwechselungen unter, namentlich
mit Basalt (basanos), den Agricola bei Stolpe in Sachsen wiederfand,
und den Kentmann duritie adamantina beschreibt!

Mühlstein (Meuliere) hat man vorzugsweise in Frankreich die
unregelmäßigen Quarzlager im Süßwasserkalk des Tertiärgebirges bei
Ferte-sous-Jouarre und Montmirail genannt, sie sind porös, die Poren
öfter mit Quarz erfüllt, und es soll keinen besseren Mühlstein als diesen
geben.

C. Opale (von ops Auge).

Ganz unkrystallinisch, der vollkommen muschelige Bruch glänzt wie
Gallerte oder Harz, daher Quarz resinite von Hauy genannt. Spröde, trübe
Farben, und alle Grade der Durchscheinenheit, mit einem zwischen 3--
12 Proc. schwankenden Wassergehalt, daher ein wenig weicher (Feldspath-
härte) und leichter (2,1 Gew.) als Quarz. In Kalilauge löslich. Sind
besonders in Vulkanischen Gesteinen zu finden, man sieht sie als eine
erstarrte Kieselgallerte an, die zufällig mehr oder weniger Wasser beibehielt.

1) Edler Opal Plinius 37. 21 India sola et horum mater ...
est enim in his carbunculi tenuior ignis, est amethysti fulgens purpura,
est zmaragdi virens mare, cuncta pariter incredibili mixtura lucentia.

Möglich, daß auch der Name Jaspis Off. Johann. 4, 3 auf diesen man
möchte sagen schönsten aller Steine zu deuten ist.

Die Farbe ist milchblau, aber aus der trüb durchscheinenden Masse leuchten
spielend die brennendsten Regenbogenfarben, worunter sich besonders Grün,
Roth und Blau auszeichnen. Nach Klaproth 10 Proc. H. Die milchige Trübe
und das Farbenspiel ist offenbar erst Folge von Veränderung, denn es gibt
Stücke von großer Klarheit, die sich dann allmählig trüben und zuletzt undurch-
sichtig (gemeiner Opal) werden. Hauy suchte den Farbenreflex durch kleine
Sprünge, Brewster durch Zwischenräume von regelmäßigerer Gestalt zu

I. Cl. 1ſte Fam.: Kieſelſchiefer, Opale.
genau angehöre. Beſonders ſind die Erzgänge reich an Beiſpielen, doch
finden wir auch in den Kieſelconcretionen, ſie ſind hier noch am ſchwer-
ſten zu deuten: ſo findet man in dem rothen Kugeljaſpis von Auggen
ſehr deutliche hohle Würfel (Würfeleindrücke); im Feuerſtein des Mu-
ſchelkalkes auf dem Aiſchfelde zwiſchen Alpirsbach und Dornhan finden
ſich theils Eindrücke theils wirkliche Würfel von Feuerſtein im Feuerſtein,
was war das? ob Kalkſpath?

Kieſelſchiefer heißen die dichten gemeinen Quarze, welche ganze
Lager im obern Thonſchiefergebirge und untern Kohlenkalkſteine machen.
Der gemeine graue iſt ganz hornſteinartig, aber plattet ſich gut nach
der Schichtung. Der edlere durch Kohle ſchwarz gefärbte, gern mit weißen
Quarzadern durchzogene, ſoll der coticula (Probierſtein) oder Lapis
Lydius
ſein, weil er nach Theophraſt (Cap. 78—80) im Fluß Tmolus
in Lydien als Geſchiebe gefunden wurde, auch lapis Heraclius genannnt.
Plinius hist. nat. 33. 43. Die Probierſteine waren früher wichtiger als
heute, wo die chemiſche Kunſt ſie theilweis erſetzt: ſie müſſen hart und
dunkelfarbig ſein, durch den Schliff zubereitet ſich ſammtartig anfühlen, und
von Säuren nicht angegriffen werden: his coticulis periti, cum e vena
ut lima rapuerunt experimentum, protinus dicunt quantum auri sit in ea,
quantum argenti vel aeris, scripulari differentia mirabili ratione non fal-
lente.
Freilich liefen hier auch viele Verwechſelungen unter, namentlich
mit Basalt (βάσανος), den Agricola bei Stolpe in Sachſen wiederfand,
und den Kentmann duritie adamantina beſchreibt!

Mühlſtein (Meulière) hat man vorzugsweiſe in Frankreich die
unregelmäßigen Quarzlager im Süßwaſſerkalk des Tertiärgebirges bei
Ferté-sous-Jouarre und Montmirail genannt, ſie ſind porös, die Poren
öfter mit Quarz erfüllt, und es ſoll keinen beſſeren Mühlſtein als dieſen
geben.

C. Opale (von ὄψ Auge).

Ganz unkryſtalliniſch, der vollkommen muſchelige Bruch glänzt wie
Gallerte oder Harz, daher Quarz résinite von Hauy genannt. Spröde, trübe
Farben, und alle Grade der Durchſcheinenheit, mit einem zwiſchen 3—
12 Proc. ſchwankenden Waſſergehalt, daher ein wenig weicher (Feldſpath-
härte) und leichter (2,1 Gew.) als Quarz. In Kalilauge löslich. Sind
beſonders in Vulkaniſchen Geſteinen zu finden, man ſieht ſie als eine
erſtarrte Kieſelgallerte an, die zufällig mehr oder weniger Waſſer beibehielt.

1) Edler Opal Plinius 37. 21 India sola et horum mater …
est enim in his carbunculi tenuior ignis, est amethysti fulgens purpura,
est zmaragdi virens mare, cuncta pariter incredibili mixtura lucentia.

Möglich, daß auch der Name Jaſpis Off. Johann. 4, 3 auf dieſen man
möchte ſagen ſchönſten aller Steine zu deuten iſt.

Die Farbe iſt milchblau, aber aus der trüb durchſcheinenden Maſſe leuchten
ſpielend die brennendſten Regenbogenfarben, worunter ſich beſonders Grün,
Roth und Blau auszeichnen. Nach Klaproth 10 Proc. Ḣ̶. Die milchige Trübe
und das Farbenſpiel iſt offenbar erſt Folge von Veränderung, denn es gibt
Stücke von großer Klarheit, die ſich dann allmählig trüben und zuletzt undurch-
ſichtig (gemeiner Opal) werden. Hauy ſuchte den Farbenreflex durch kleine
Sprünge, Brewſter durch Zwiſchenräume von regelmäßigerer Geſtalt zu

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[178/0190] I. Cl. 1ſte Fam.: Kieſelſchiefer, Opale. genau angehöre. Beſonders ſind die Erzgänge reich an Beiſpielen, doch finden wir auch in den Kieſelconcretionen, ſie ſind hier noch am ſchwer- ſten zu deuten: ſo findet man in dem rothen Kugeljaſpis von Auggen ſehr deutliche hohle Würfel (Würfeleindrücke); im Feuerſtein des Mu- ſchelkalkes auf dem Aiſchfelde zwiſchen Alpirsbach und Dornhan finden ſich theils Eindrücke theils wirkliche Würfel von Feuerſtein im Feuerſtein, was war das? ob Kalkſpath? Kieſelſchiefer heißen die dichten gemeinen Quarze, welche ganze Lager im obern Thonſchiefergebirge und untern Kohlenkalkſteine machen. Der gemeine graue iſt ganz hornſteinartig, aber plattet ſich gut nach der Schichtung. Der edlere durch Kohle ſchwarz gefärbte, gern mit weißen Quarzadern durchzogene, ſoll der coticula (Probierſtein) oder Lapis Lydius ſein, weil er nach Theophraſt (Cap. 78—80) im Fluß Tmolus in Lydien als Geſchiebe gefunden wurde, auch lapis Heraclius genannnt. Plinius hist. nat. 33. 43. Die Probierſteine waren früher wichtiger als heute, wo die chemiſche Kunſt ſie theilweis erſetzt: ſie müſſen hart und dunkelfarbig ſein, durch den Schliff zubereitet ſich ſammtartig anfühlen, und von Säuren nicht angegriffen werden: his coticulis periti, cum e vena ut lima rapuerunt experimentum, protinus dicunt quantum auri sit in ea, quantum argenti vel aeris, scripulari differentia mirabili ratione non fal- lente. Freilich liefen hier auch viele Verwechſelungen unter, namentlich mit Basalt (βάσανος), den Agricola bei Stolpe in Sachſen wiederfand, und den Kentmann duritie adamantina beſchreibt! Mühlſtein (Meulière) hat man vorzugsweiſe in Frankreich die unregelmäßigen Quarzlager im Süßwaſſerkalk des Tertiärgebirges bei Ferté-sous-Jouarre und Montmirail genannt, ſie ſind porös, die Poren öfter mit Quarz erfüllt, und es ſoll keinen beſſeren Mühlſtein als dieſen geben. C. Opale (von ὄψ Auge). Ganz unkryſtalliniſch, der vollkommen muſchelige Bruch glänzt wie Gallerte oder Harz, daher Quarz résinite von Hauy genannt. Spröde, trübe Farben, und alle Grade der Durchſcheinenheit, mit einem zwiſchen 3— 12 Proc. ſchwankenden Waſſergehalt, daher ein wenig weicher (Feldſpath- härte) und leichter (2,1 Gew.) als Quarz. In Kalilauge löslich. Sind beſonders in Vulkaniſchen Geſteinen zu finden, man ſieht ſie als eine erſtarrte Kieſelgallerte an, die zufällig mehr oder weniger Waſſer beibehielt. 1) Edler Opal Plinius 37. 21 India sola et horum mater … est enim in his carbunculi tenuior ignis, est amethysti fulgens purpura, est zmaragdi virens mare, cuncta pariter incredibili mixtura lucentia. Möglich, daß auch der Name Jaſpis Off. Johann. 4, 3 auf dieſen man möchte ſagen ſchönſten aller Steine zu deuten iſt. Die Farbe iſt milchblau, aber aus der trüb durchſcheinenden Maſſe leuchten ſpielend die brennendſten Regenbogenfarben, worunter ſich beſonders Grün, Roth und Blau auszeichnen. Nach Klaproth 10 Proc. Ḣ̶. Die milchige Trübe und das Farbenſpiel iſt offenbar erſt Folge von Veränderung, denn es gibt Stücke von großer Klarheit, die ſich dann allmählig trüben und zuletzt undurch- ſichtig (gemeiner Opal) werden. Hauy ſuchte den Farbenreflex durch kleine Sprünge, Brewſter durch Zwiſchenräume von regelmäßigerer Geſtalt zu

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/190>, abgerufen am 23.11.2024.