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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 1ste Fam.: Quarz, Zwillinge, Bildung.
die Dihexaederflächen P P, P' P' und P'' P'' einspiegel-
ten, und zwar hatten sich in rhomboedrischer Ordnung
drei Nebenindividuen an ein viertes Centralindividuum
P P' P'' gelegt, außer der Spiegelung einer P würde noch
eine Fläche der zweiten sechsseitigen Säule einspiegeln,
wenn sie vorhanden wäre. Die Axen c müssen sich
unter 103° 34' schneiden.

[Abbildung]

Optisch einaxig, attraktiv + d. h. der ordentliche Strahl wird
schwächer gebrochen als der außerordentliche, o = 1,5484 und e = 1,5582.
Circularpolarisation pag. 108, nur ganz dünne Platten geben ein
Kreuz, dickere blos farbige Platten, die bei der Drehung die Farben des
Spectrums durchlaufen. Die Folge der Farbe bei einer Drehung der
Platten im Azimuth (ob von Roth nach Violett oder umgekehrt von Violett
nach Roth) hängt von der Lage der Trapezflächen ab, wie Herschel zuerst
bemerkte. Die höchst seltenen Krystalle mit linken und rechten Trapez-
flächen derselben Art zeigen an einzelnen Stellen die Airyschen Spiralen
(Dove Pogg. Ann. 40. 614), was den Beweis liefert, daß sie Zwillinge
von links und rechts gedrehten Individuen sind. Die fortificationsartig
gestreiften Quarze zeigen wie die Amethyste unregelmäßig concentrische
Platten, welche abwechselnd zu den links und rechts drehenden gehören.
Brewster Treatise on Optik pag. 286. Klare Bergkrystalle finden in der
Optik mehrfache Anwendung.

Härte 7, Gew. 2,65, aber bei fremdartiger Beimischung darüber oder
auch darunter gehend. Viele schöne Farben und besondere Klarheit zeich-
nen ihn aus. Reibt man Bergkrystalle leicht an einander, so geben sie
in der Finsterniß leuchtende Funken. Gerieben zeigen sie Glaselektricität.

Vor dem Löthrohr unschmelzbar, allein im Knallgebläse kann man
ihn leicht zu Tropfen schmelzen, die ins Wasser fallend nicht zerspringen,
durchsichtig bleiben, dem Hammer großen Widerstand leisten, und ihre op-
tischen Eigenschaften verlieren. Man hat sie zu mikroskopischen Linsen
vorgeschlagen (Gaudin Compt. rend. 1839. 711). Mit Soda (Na C) auf
Kohle unter Brausen eine klare Glasperle, wenn man genug Quarz hin-
zusetzte (Ti verhält sich zwar ähnlich, gibt aber eine unklare Perle). Setzt
man nicht genug hinzu, so wird die Kohlensäure nicht vollständig ausge-
trieben und die Perle deßhalb nicht klar. Kieselerde im Ueberschuß wird
dagegen gelöst, falls man die Masse nur noch schmelzen kann. Das
Glas ist in Wasser löslich, erst wenn man noch eine andere Basis Ca,
Pb etc. hinzusetzt, wird es unlöslich. Von Phosphorsalz wird Kieselerde
nicht angegriffen, diese schwimmt unverändert in der Phosphorsalzperle.

Si = 277 Si + 300 O = 48 Si + 52 O.

Bildung findet auf dreierlei Weise Statt: 1) auf organischem
Wege
. Die Asche von Fahnen der Vogelfedern besteht mehr als 1/3 aus
Kieselerde (Pogg. Ann. 70. 336), in den Seeschwämmen findet man oft
große Mengen eigenthümlicher Kieselnadeln, die sich im Gebirge vortreff-
lich erhalten haben (Handbuch der Petrefaktenk. pag. 667). Unter den
Pflanzen erzeugen besonders die Gräser Mengen, die sich in den Knoten
einiger Bambusrohre in porösen krystallinischen Klumpen ansammeln (Ta-
basheer Poggendorf Ann. 13. 522). Besondere Bedeutung haben jedoch
die kleinen Kieselpanzer, welche Ehrenberg zu den Thieren, Andere aber

I. Cl. 1ſte Fam.: Quarz, Zwillinge, Bildung.
die Dihexaederflächen P P, P' P' und P'' P'' einſpiegel-
ten, und zwar hatten ſich in rhomboedriſcher Ordnung
drei Nebenindividuen an ein viertes Centralindividuum
P P' P'' gelegt, außer der Spiegelung einer P würde noch
eine Fläche der zweiten ſechsſeitigen Säule einſpiegeln,
wenn ſie vorhanden wäre. Die Axen c müſſen ſich
unter 103° 34′ ſchneiden.

[Abbildung]

Optiſch einaxig, attraktiv + d. h. der ordentliche Strahl wird
ſchwächer gebrochen als der außerordentliche, o = 1,5484 und e = 1,5582.
Circularpolariſation pag. 108, nur ganz dünne Platten geben ein
Kreuz, dickere blos farbige Platten, die bei der Drehung die Farben des
Spectrums durchlaufen. Die Folge der Farbe bei einer Drehung der
Platten im Azimuth (ob von Roth nach Violett oder umgekehrt von Violett
nach Roth) hängt von der Lage der Trapezflächen ab, wie Herſchel zuerſt
bemerkte. Die höchſt ſeltenen Kryſtalle mit linken und rechten Trapez-
flächen derſelben Art zeigen an einzelnen Stellen die Airyſchen Spiralen
(Dove Pogg. Ann. 40. 614), was den Beweis liefert, daß ſie Zwillinge
von links und rechts gedrehten Individuen ſind. Die fortificationsartig
geſtreiften Quarze zeigen wie die Amethyſte unregelmäßig concentriſche
Platten, welche abwechſelnd zu den links und rechts drehenden gehören.
Brewster Treatise on Optik pag. 286. Klare Bergkryſtalle finden in der
Optik mehrfache Anwendung.

Härte 7, Gew. 2,65, aber bei fremdartiger Beimiſchung darüber oder
auch darunter gehend. Viele ſchöne Farben und beſondere Klarheit zeich-
nen ihn aus. Reibt man Bergkryſtalle leicht an einander, ſo geben ſie
in der Finſterniß leuchtende Funken. Gerieben zeigen ſie Glaselektricität.

Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, allein im Knallgebläſe kann man
ihn leicht zu Tropfen ſchmelzen, die ins Waſſer fallend nicht zerſpringen,
durchſichtig bleiben, dem Hammer großen Widerſtand leiſten, und ihre op-
tiſchen Eigenſchaften verlieren. Man hat ſie zu mikroſkopiſchen Linſen
vorgeſchlagen (Gaudin Compt. rend. 1839. 711). Mit Soda (Ṅa C̈) auf
Kohle unter Brauſen eine klare Glasperle, wenn man genug Quarz hin-
zuſetzte (T̈i verhält ſich zwar ähnlich, gibt aber eine unklare Perle). Setzt
man nicht genug hinzu, ſo wird die Kohlenſäure nicht vollſtändig ausge-
trieben und die Perle deßhalb nicht klar. Kieſelerde im Ueberſchuß wird
dagegen gelöst, falls man die Maſſe nur noch ſchmelzen kann. Das
Glas iſt in Waſſer löslich, erſt wenn man noch eine andere Baſis Ċa,
Ṗb ꝛc. hinzuſetzt, wird es unlöslich. Von Phosphorſalz wird Kieſelerde
nicht angegriffen, dieſe ſchwimmt unverändert in der Phosphorſalzperle.

S⃛i = 277 Si + 300 O = 48 Si + 52 O.

Bildung findet auf dreierlei Weiſe Statt: 1) auf organiſchem
Wege
. Die Aſche von Fahnen der Vogelfedern beſteht mehr als ⅓ aus
Kieſelerde (Pogg. Ann. 70. 336), in den Seeſchwämmen findet man oft
große Mengen eigenthümlicher Kieſelnadeln, die ſich im Gebirge vortreff-
lich erhalten haben (Handbuch der Petrefaktenk. pag. 667). Unter den
Pflanzen erzeugen beſonders die Gräſer Mengen, die ſich in den Knoten
einiger Bambusrohre in poröſen kryſtalliniſchen Klumpen anſammeln (Ta-
baſheer Poggendorf Ann. 13. 522). Beſondere Bedeutung haben jedoch
die kleinen Kieſelpanzer, welche Ehrenberg zu den Thieren, Andere aber

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[165/0177] I. Cl. 1ſte Fam.: Quarz, Zwillinge, Bildung. die Dihexaederflächen P P, P' P' und P'' P'' einſpiegel- ten, und zwar hatten ſich in rhomboedriſcher Ordnung drei Nebenindividuen an ein viertes Centralindividuum P P' P'' gelegt, außer der Spiegelung einer P würde noch eine Fläche der zweiten ſechsſeitigen Säule einſpiegeln, wenn ſie vorhanden wäre. Die Axen c müſſen ſich unter 103° 34′ ſchneiden. [Abbildung] Optiſch einaxig, attraktiv + d. h. der ordentliche Strahl wird ſchwächer gebrochen als der außerordentliche, o = 1,5484 und e = 1,5582. Circularpolariſation pag. 108, nur ganz dünne Platten geben ein Kreuz, dickere blos farbige Platten, die bei der Drehung die Farben des Spectrums durchlaufen. Die Folge der Farbe bei einer Drehung der Platten im Azimuth (ob von Roth nach Violett oder umgekehrt von Violett nach Roth) hängt von der Lage der Trapezflächen ab, wie Herſchel zuerſt bemerkte. Die höchſt ſeltenen Kryſtalle mit linken und rechten Trapez- flächen derſelben Art zeigen an einzelnen Stellen die Airyſchen Spiralen (Dove Pogg. Ann. 40. 614), was den Beweis liefert, daß ſie Zwillinge von links und rechts gedrehten Individuen ſind. Die fortificationsartig geſtreiften Quarze zeigen wie die Amethyſte unregelmäßig concentriſche Platten, welche abwechſelnd zu den links und rechts drehenden gehören. Brewster Treatise on Optik pag. 286. Klare Bergkryſtalle finden in der Optik mehrfache Anwendung. Härte 7, Gew. 2,65, aber bei fremdartiger Beimiſchung darüber oder auch darunter gehend. Viele ſchöne Farben und beſondere Klarheit zeich- nen ihn aus. Reibt man Bergkryſtalle leicht an einander, ſo geben ſie in der Finſterniß leuchtende Funken. Gerieben zeigen ſie Glaselektricität. Vor dem Löthrohr unſchmelzbar, allein im Knallgebläſe kann man ihn leicht zu Tropfen ſchmelzen, die ins Waſſer fallend nicht zerſpringen, durchſichtig bleiben, dem Hammer großen Widerſtand leiſten, und ihre op- tiſchen Eigenſchaften verlieren. Man hat ſie zu mikroſkopiſchen Linſen vorgeſchlagen (Gaudin Compt. rend. 1839. 711). Mit Soda (Ṅa C̈) auf Kohle unter Brauſen eine klare Glasperle, wenn man genug Quarz hin- zuſetzte (T̈i verhält ſich zwar ähnlich, gibt aber eine unklare Perle). Setzt man nicht genug hinzu, ſo wird die Kohlenſäure nicht vollſtändig ausge- trieben und die Perle deßhalb nicht klar. Kieſelerde im Ueberſchuß wird dagegen gelöst, falls man die Maſſe nur noch ſchmelzen kann. Das Glas iſt in Waſſer löslich, erſt wenn man noch eine andere Baſis Ċa, Ṗb ꝛc. hinzuſetzt, wird es unlöslich. Von Phosphorſalz wird Kieſelerde nicht angegriffen, dieſe ſchwimmt unverändert in der Phosphorſalzperle. S⃛i = 277 Si + 300 O = 48 Si + 52 O. Bildung findet auf dreierlei Weiſe Statt: 1) auf organiſchem Wege. Die Aſche von Fahnen der Vogelfedern beſteht mehr als ⅓ aus Kieſelerde (Pogg. Ann. 70. 336), in den Seeſchwämmen findet man oft große Mengen eigenthümlicher Kieſelnadeln, die ſich im Gebirge vortreff- lich erhalten haben (Handbuch der Petrefaktenk. pag. 667). Unter den Pflanzen erzeugen beſonders die Gräſer Mengen, die ſich in den Knoten einiger Bambusrohre in poröſen kryſtalliniſchen Klumpen anſammeln (Ta- baſheer Poggendorf Ann. 13. 522). Beſondere Bedeutung haben jedoch die kleinen Kieſelpanzer, welche Ehrenberg zu den Thieren, Andere aber

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/177>, abgerufen am 23.11.2024.