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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Specifisches Gewicht.
gestreift, marmorirt sind von selbst verständlich. Höchst eigenthümlich sind die
dendritischen Zeichnungen in Achaten und Kalksteinen, deren schwarze
Mangansuperoxydfärbung sich wie Bäumchen verzweigt, welche namentlich in
den Solnhofer Schiefern den alten Petrefactologen viel zu schaffen machten.
Die Färbung vertheilt sich darin nach dem Gesetz der Haarröhrchen. Aber
auch in Krystallen sind öfter ungleiche Färbungen am Diopsid, Turmalin
von Elba etc. sehr auffallend, sie verschwimmen gegenseitig in unregel-
mäßigen Gränzen, beim Smaragd scheiden sie sich dagegen zuweilen genau
nach der Gradendfläche der sechsseitigen Säule.

Strich. Die Farbe des Pulvers ist namentlich bei Erzen nicht
selten auffallend anders als die des unverletzten Minerals. Man nimmt das
schon wahr, wenn man das Mineral einfach mit dem Messer ritzt. Deut-
licher wird die Sache, sobald man über die rauhe Fläche einer Porzellan-
Biscuit-Platte hinfährt, wozu man die Hinterseite einer porzellanenen
Abdampfschüssel benützen kann.

Specifisches Gewicht.

Darunter versteht man das Verhältniß des Gewichts zum Volumen.
Als Einheit nimmt man das Wasser an, dann ist ein Cubikzoll Quarz
2,65mal schwerer als ein Cubikzoll Wasser.

Das absolute Gewicht g durch das Gewicht eines gleichen Volu-
mens Wassers g-- g dividirt gibt das specifische Gewicht. Man bedient
sich dabei der gewöhnlichen Wage der Chemiker, die bei 100 Gramm
Belastung noch 0,5 Milligramm, also Theil, angibt. Zu Löthrohr-
proben hat man feine Hebelwagen, die bei 2 Decigrammen Belastung
0,1 Milligramm noch deutlich anzeigen. 1 Quentchen = 3,6 Gramm.
Beispiel. Ein Topas wog in der Luft 8,75 Grm. = g; jetzt befestige
man ihn an einem Coconfaden oder einem andern feinen Haar und wiege ihn
unter Wasser, er wird dann um so viel leichter sein, als er Wasser ver-
drängt, also 6,25 Grm. = g wiegen. Das Gewicht des gleichen Volu-
men Wasser muß daher g-- g = 2,5 Grm. betragen, folglich das specifi-
sche Gewicht [Formel 2] = 3,5.

Klaproth wog auch in einem Fläschchen mit eingeriebenem Stöpsel,
der oben ein Loch hat: zuerst bringe das mit Wasser gefüllte Fläschchen
auf der Wage ins Gleichgewicht, wirf das Mineralstück in die Flasche,
so wird es gerade so viel Wasser verdrängen als es groß ist, also g wie-
gen. In der Luft gewogen war es aber g, woraus das Resultat erwächst.

Ist das Mineral im Wasser löslich, so wiegt man z. B. Steinsalz in
Terpentinöl (0,872), Gyps in Alkohol. Man muß dann aber die gefundene
Zahl mit dem specifischen Gewicht der Flüssigkeit, in welcher man gewo-
gen hat, multipliciren.

So einfach das Verfahren auch sein mag, so stellen sich der genauen
Ausführung doch Hindernisse aller Art entgegen. Namentlich spielt die
Adhäsion des Wassers eine Rolle, sie macht fein vertheilte Niederschläge
bald schwerer bald leichter als derbe Stücke (Osann Pogg. Ann. 73. 605).
Wenn Minerale ein sehr hohes specifisches Gewicht zeigen, so muß man

Specifiſches Gewicht.
geſtreift, marmorirt ſind von ſelbſt verſtändlich. Höchſt eigenthümlich ſind die
dendritiſchen Zeichnungen in Achaten und Kalkſteinen, deren ſchwarze
Manganſuperoxydfärbung ſich wie Bäumchen verzweigt, welche namentlich in
den Solnhofer Schiefern den alten Petrefactologen viel zu ſchaffen machten.
Die Färbung vertheilt ſich darin nach dem Geſetz der Haarröhrchen. Aber
auch in Kryſtallen ſind öfter ungleiche Färbungen am Diopſid, Turmalin
von Elba ꝛc. ſehr auffallend, ſie verſchwimmen gegenſeitig in unregel-
mäßigen Gränzen, beim Smaragd ſcheiden ſie ſich dagegen zuweilen genau
nach der Gradendfläche der ſechsſeitigen Säule.

Strich. Die Farbe des Pulvers iſt namentlich bei Erzen nicht
ſelten auffallend anders als die des unverletzten Minerals. Man nimmt das
ſchon wahr, wenn man das Mineral einfach mit dem Meſſer ritzt. Deut-
licher wird die Sache, ſobald man über die rauhe Fläche einer Porzellan-
Biscuit-Platte hinfährt, wozu man die Hinterſeite einer porzellanenen
Abdampfſchüſſel benützen kann.

Specifiſches Gewicht.

Darunter verſteht man das Verhältniß des Gewichts zum Volumen.
Als Einheit nimmt man das Waſſer an, dann iſt ein Cubikzoll Quarz
2,65mal ſchwerer als ein Cubikzoll Waſſer.

Das abſolute Gewicht g durch das Gewicht eines gleichen Volu-
mens Waſſers g— γ dividirt gibt das ſpecifiſche Gewicht. Man bedient
ſich dabei der gewöhnlichen Wage der Chemiker, die bei 100 Gramm
Belaſtung noch 0,5 Milligramm, alſo Theil, angibt. Zu Löthrohr-
proben hat man feine Hebelwagen, die bei 2 Decigrammen Belaſtung
0,1 Milligramm noch deutlich anzeigen. 1 Quentchen = 3,6 Gramm.
Beiſpiel. Ein Topas wog in der Luft 8,75 Grm. = g; jetzt befeſtige
man ihn an einem Coconfaden oder einem andern feinen Haar und wiege ihn
unter Waſſer, er wird dann um ſo viel leichter ſein, als er Waſſer ver-
drängt, alſo 6,25 Grm. = γ wiegen. Das Gewicht des gleichen Volu-
men Waſſer muß daher g— γ = 2,5 Grm. betragen, folglich das ſpecifi-
ſche Gewicht [Formel 2] = 3,5.

Klaproth wog auch in einem Fläſchchen mit eingeriebenem Stöpſel,
der oben ein Loch hat: zuerſt bringe das mit Waſſer gefüllte Fläſchchen
auf der Wage ins Gleichgewicht, wirf das Mineralſtück in die Flaſche,
ſo wird es gerade ſo viel Waſſer verdrängen als es groß iſt, alſo γ wie-
gen. In der Luft gewogen war es aber g, woraus das Reſultat erwächſt.

Iſt das Mineral im Waſſer löslich, ſo wiegt man z. B. Steinſalz in
Terpentinöl (0,872), Gyps in Alkohol. Man muß dann aber die gefundene
Zahl mit dem ſpecifiſchen Gewicht der Flüſſigkeit, in welcher man gewo-
gen hat, multipliciren.

So einfach das Verfahren auch ſein mag, ſo ſtellen ſich der genauen
Ausführung doch Hinderniſſe aller Art entgegen. Namentlich ſpielt die
Adhäſion des Waſſers eine Rolle, ſie macht fein vertheilte Niederſchläge
bald ſchwerer bald leichter als derbe Stücke (Oſann Pogg. Ann. 73. 605).
Wenn Minerale ein ſehr hohes ſpecifiſches Gewicht zeigen, ſo muß man

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[118/0130] Specifiſches Gewicht. geſtreift, marmorirt ſind von ſelbſt verſtändlich. Höchſt eigenthümlich ſind die dendritiſchen Zeichnungen in Achaten und Kalkſteinen, deren ſchwarze Manganſuperoxydfärbung ſich wie Bäumchen verzweigt, welche namentlich in den Solnhofer Schiefern den alten Petrefactologen viel zu ſchaffen machten. Die Färbung vertheilt ſich darin nach dem Geſetz der Haarröhrchen. Aber auch in Kryſtallen ſind öfter ungleiche Färbungen am Diopſid, Turmalin von Elba ꝛc. ſehr auffallend, ſie verſchwimmen gegenſeitig in unregel- mäßigen Gränzen, beim Smaragd ſcheiden ſie ſich dagegen zuweilen genau nach der Gradendfläche der ſechsſeitigen Säule. Strich. Die Farbe des Pulvers iſt namentlich bei Erzen nicht ſelten auffallend anders als die des unverletzten Minerals. Man nimmt das ſchon wahr, wenn man das Mineral einfach mit dem Meſſer ritzt. Deut- licher wird die Sache, ſobald man über die rauhe Fläche einer Porzellan- Biscuit-Platte hinfährt, wozu man die Hinterſeite einer porzellanenen Abdampfſchüſſel benützen kann. Specifiſches Gewicht. Darunter verſteht man das Verhältniß des Gewichts zum Volumen. Als Einheit nimmt man das Waſſer an, dann iſt ein Cubikzoll Quarz 2,65mal ſchwerer als ein Cubikzoll Waſſer. Das abſolute Gewicht g durch das Gewicht eines gleichen Volu- mens Waſſers g— γ dividirt gibt das ſpecifiſche Gewicht. Man bedient ſich dabei der gewöhnlichen Wage der Chemiker, die bei 100 Gramm Belaſtung noch 0,5 Milligramm, alſo [FORMEL] Theil, angibt. Zu Löthrohr- proben hat man feine Hebelwagen, die bei 2 Decigrammen Belaſtung 0,1 Milligramm noch deutlich anzeigen. 1 Quentchen = 3,6 Gramm. Beiſpiel. Ein Topas wog in der Luft 8,75 Grm. = g; jetzt befeſtige man ihn an einem Coconfaden oder einem andern feinen Haar und wiege ihn unter Waſſer, er wird dann um ſo viel leichter ſein, als er Waſſer ver- drängt, alſo 6,25 Grm. = γ wiegen. Das Gewicht des gleichen Volu- men Waſſer muß daher g— γ = 2,5 Grm. betragen, folglich das ſpecifi- ſche Gewicht [FORMEL] = 3,5. Klaproth wog auch in einem Fläſchchen mit eingeriebenem Stöpſel, der oben ein Loch hat: zuerſt bringe das mit Waſſer gefüllte Fläſchchen auf der Wage ins Gleichgewicht, wirf das Mineralſtück in die Flaſche, ſo wird es gerade ſo viel Waſſer verdrängen als es groß iſt, alſo γ wie- gen. In der Luft gewogen war es aber g, woraus das Reſultat erwächſt. Iſt das Mineral im Waſſer löslich, ſo wiegt man z. B. Steinſalz in Terpentinöl (0,872), Gyps in Alkohol. Man muß dann aber die gefundene Zahl mit dem ſpecifiſchen Gewicht der Flüſſigkeit, in welcher man gewo- gen hat, multipliciren. So einfach das Verfahren auch ſein mag, ſo ſtellen ſich der genauen Ausführung doch Hinderniſſe aller Art entgegen. Namentlich ſpielt die Adhäſion des Waſſers eine Rolle, ſie macht fein vertheilte Niederſchläge bald ſchwerer bald leichter als derbe Stücke (Oſann Pogg. Ann. 73. 605). Wenn Minerale ein ſehr hohes ſpecifiſches Gewicht zeigen, ſo muß man

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/130>, abgerufen am 23.11.2024.