Lege auf das Glas c des eingestellten Polarisationsapparates ein durchstochenes Kartenblatt, betrachte es durch die Fläche eines Kalkspath- rhomboeders, so wird im Allgemeinen der Punkt zwar doppelt erscheinen, allein in vier Lagen einfach, und zwar so oft die Ebene der langen und kurzen Diagonalen des Kalkspaths senkrecht gegen die Glasplatte g steht.
c) Der polarisirte Strahl ist unfähig, in einer bestimmten Lage durch eine Turmalinplatte oder ein Nicol'sches Prisma zu gehen.
Schleift man nämlich aus grünem oder braunem Turmalin eine Platte längs der Säulenaxe c, und sieht damit nach jenem Punkte polarisirten Lichtes im Kartenblatt, so wird der Punkt dunkel, so bald die Axe der Turma- linplatte in der Längsrichtung der Glasplatte g, d. h. in der Median- ebene a a des Apparats, liegt, drehe ich dagegen Turmalinaxe c in die Queraxe b b des Apparats, so ist der Punkt am hellsten. Zwei solcher gegen einander verdrehbarer Platten bilden die bekannte Turmalin- zange. Mit parallelen Axen c gegen einander gelegt sind sie durch- sichtig, mit senkrecht gekreuzten Axen dagegen undurchsichtig, vorausgesetzt daß die Platten die gehörige Dicke haben.
Nicol'sches Prisma. Nimm einen länglichen Isländischen Dop-
[Abbildung]
pelspath, woran c die gleichkantige Endecke, durch welche die Hauptaxe geht, bezeichnet, B und b sind die stumpfen Kanten von 105° 5' der beiden ausgedehnten Blätterbrüche, bringt man sie durch Spaltung ins Gleichgewicht, so bildet davon der dritte Bruch P eine auf die stumpfe Kante B aufgesetzte Schiefendfläche. Dann ist Fläche l c B E c b ein Hauptschnitt des Rhomboeders mit dem stumpfen Winkel P/B = l c g = 109° 4' und dem scharfen P/b = 70° 56'. Statt P muß eine neue Schiefend- fläche in der Richtung lg und E g geschliffen werden, welche senkrecht gegen den Hauptschnitt gelegen mit b 68° folglich mit B 112° macht, also von dem Blätterbruch P um nicht ganz 3° abweicht. Jetzt durchsäge den Krystall so, daß die Schnittfläche senkrecht auf dem Hauptschnitt und zugleich senkrecht auf der Linie lg steht, soll dieß mittelst eines Schnittes gg geschehen, so muß der Krystall so weit gespalten werden, daß lg: lg = 1 : 2,67. Man kittet beide Stücke wieder mit canadischem Balsam zusammen, wie nebenstehender Hauptschnitt zeigt. Kommt nun ein Strahl s, so wird derselbe in zwei Strahlen o und e zerlegt. So lange s die ungefähre Richtung der Rhomboederkanten b und B hat ist der Winkel sog kleiner als 22°, für die Parallelität beträgt er sogar 141/2°, und in diesem Falle wird der ordentliche Strahl mit 1,654 Brechungsquotient von der Balsamschicht mit 1,536 Brechungsquotient total nach s' reflectirt und von der schwarzen Firnißdecke, womit man die Seitenflächen überzieht, ver- schluckt. Der außerordentliche Strahl e dagegen, der 1,483 Brechungsquotient haben kann, geht durch die Balsamschicht durch, und mit diesem beobachtet man. Durch seine Farblosigkeit hat das Prisma Vorzug vor den Tur- malinplatten.
Polariſationsapparat.
Lege auf das Glas c des eingeſtellten Polariſationsapparates ein durchſtochenes Kartenblatt, betrachte es durch die Fläche eines Kalkſpath- rhomboeders, ſo wird im Allgemeinen der Punkt zwar doppelt erſcheinen, allein in vier Lagen einfach, und zwar ſo oft die Ebene der langen und kurzen Diagonalen des Kalkſpaths ſenkrecht gegen die Glasplatte g ſteht.
c) Der polariſirte Strahl iſt unfähig, in einer beſtimmten Lage durch eine Turmalinplatte oder ein Nicol’ſches Prisma zu gehen.
Schleift man nämlich aus grünem oder braunem Turmalin eine Platte längs der Säulenaxe c, und ſieht damit nach jenem Punkte polariſirten Lichtes im Kartenblatt, ſo wird der Punkt dunkel, ſo bald die Axe der Turma- linplatte in der Längsrichtung der Glasplatte g, d. h. in der Median- ebene a a des Apparats, liegt, drehe ich dagegen Turmalinaxe c in die Queraxe b b des Apparats, ſo iſt der Punkt am hellſten. Zwei ſolcher gegen einander verdrehbarer Platten bilden die bekannte Turmalin- zange. Mit parallelen Axen c gegen einander gelegt ſind ſie durch- ſichtig, mit ſenkrecht gekreuzten Axen dagegen undurchſichtig, vorausgeſetzt daß die Platten die gehörige Dicke haben.
Nicol’ſches Prisma. Nimm einen länglichen Isländiſchen Dop-
[Abbildung]
pelſpath, woran c die gleichkantige Endecke, durch welche die Hauptaxe geht, bezeichnet, B und b ſind die ſtumpfen Kanten von 105° 5′ der beiden ausgedehnten Blätterbrüche, bringt man ſie durch Spaltung ins Gleichgewicht, ſo bildet davon der dritte Bruch P eine auf die ſtumpfe Kante B aufgeſetzte Schiefendfläche. Dann iſt Fläche l c B E c b ein Hauptſchnitt des Rhomboeders mit dem ſtumpfen Winkel P/B = l c γ = 109° 4′ und dem ſcharfen P/b = 70° 56′. Statt P muß eine neue Schiefend- fläche in der Richtung lγ und E g geſchliffen werden, welche ſenkrecht gegen den Hauptſchnitt gelegen mit b 68° folglich mit B 112° macht, alſo von dem Blätterbruch P um nicht ganz 3° abweicht. Jetzt durchſäge den Kryſtall ſo, daß die Schnittfläche ſenkrecht auf dem Hauptſchnitt und zugleich ſenkrecht auf der Linie lγ ſteht, ſoll dieß mittelſt eines Schnittes γg geſchehen, ſo muß der Kryſtall ſo weit geſpalten werden, daß lγ: lg = 1 : 2,67. Man kittet beide Stücke wieder mit canadiſchem Balſam zuſammen, wie nebenſtehender Hauptſchnitt zeigt. Kommt nun ein Strahl s, ſo wird derſelbe in zwei Strahlen o und e zerlegt. So lange s die ungefähre Richtung der Rhomboederkanten b und B hat iſt der Winkel soγ kleiner als 22°, für die Parallelität beträgt er ſogar 14½°, und in dieſem Falle wird der ordentliche Strahl mit 1,654 Brechungsquotient von der Balſamſchicht mit 1,536 Brechungsquotient total nach s' reflectirt und von der ſchwarzen Firnißdecke, womit man die Seitenflächen überzieht, ver- ſchluckt. Der außerordentliche Strahl e dagegen, der 1,483 Brechungsquotient haben kann, geht durch die Balſamſchicht durch, und mit dieſem beobachtet man. Durch ſeine Farbloſigkeit hat das Prisma Vorzug vor den Tur- malinplatten.
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[106/0118]
Polariſationsapparat.
Lege auf das Glas c des eingeſtellten Polariſationsapparates ein
durchſtochenes Kartenblatt, betrachte es durch die Fläche eines Kalkſpath-
rhomboeders, ſo wird im Allgemeinen der Punkt zwar doppelt erſcheinen,
allein in vier Lagen einfach, und zwar ſo oft die Ebene der langen und
kurzen Diagonalen des Kalkſpaths ſenkrecht gegen die Glasplatte g ſteht.
c) Der polariſirte Strahl iſt unfähig, in einer beſtimmten Lage durch
eine Turmalinplatte oder ein Nicol’ſches Prisma zu gehen.
Schleift man nämlich aus grünem oder braunem Turmalin eine Platte
längs der Säulenaxe c, und ſieht damit nach jenem Punkte polariſirten Lichtes
im Kartenblatt, ſo wird der Punkt dunkel, ſo bald die Axe der Turma-
linplatte in der Längsrichtung der Glasplatte g, d. h. in der Median-
ebene a a des Apparats, liegt, drehe ich dagegen Turmalinaxe c in die
Queraxe b b des Apparats, ſo iſt der Punkt am hellſten. Zwei ſolcher
gegen einander verdrehbarer Platten bilden die bekannte Turmalin-
zange. Mit parallelen Axen c gegen einander gelegt ſind ſie durch-
ſichtig, mit ſenkrecht gekreuzten Axen dagegen undurchſichtig, vorausgeſetzt
daß die Platten die gehörige Dicke haben.
Nicol’ſches Prisma. Nimm einen länglichen Isländiſchen Dop-
[Abbildung]
pelſpath, woran c die gleichkantige Endecke,
durch welche die Hauptaxe geht, bezeichnet, B
und b ſind die ſtumpfen Kanten von 105° 5′
der beiden ausgedehnten Blätterbrüche, bringt
man ſie durch Spaltung ins Gleichgewicht, ſo
bildet davon der dritte Bruch P eine auf die
ſtumpfe Kante B aufgeſetzte Schiefendfläche.
Dann iſt Fläche l c B E c b ein Hauptſchnitt
des Rhomboeders mit dem ſtumpfen Winkel
P/B = l c γ = 109° 4′ und dem ſcharfen P/b =
70° 56′. Statt P muß eine neue Schiefend-
fläche in der Richtung lγ und E g geſchliffen
werden, welche ſenkrecht gegen den Hauptſchnitt
gelegen mit b 68° folglich mit B 112° macht,
alſo von dem Blätterbruch P um nicht ganz 3° abweicht. Jetzt durchſäge
den Kryſtall ſo, daß die Schnittfläche ſenkrecht auf dem Hauptſchnitt und
zugleich ſenkrecht auf der Linie lγ ſteht, ſoll dieß mittelſt eines Schnittes
γg geſchehen, ſo muß der Kryſtall ſo weit geſpalten werden, daß lγ:
lg = 1 : 2,67. Man kittet beide Stücke wieder mit canadiſchem Balſam
zuſammen, wie nebenſtehender Hauptſchnitt zeigt. Kommt nun ein Strahl
s, ſo wird derſelbe in zwei Strahlen o und e zerlegt. So lange s die
ungefähre Richtung der Rhomboederkanten b und B hat iſt der Winkel
soγ kleiner als 22°, für die Parallelität beträgt er ſogar 14½°, und
in dieſem Falle wird der ordentliche Strahl mit 1,654 Brechungsquotient
von der Balſamſchicht mit 1,536 Brechungsquotient total nach s' reflectirt und
von der ſchwarzen Firnißdecke, womit man die Seitenflächen überzieht, ver-
ſchluckt. Der außerordentliche Strahl e dagegen, der 1,483 Brechungsquotient
haben kann, geht durch die Balſamſchicht durch, und mit dieſem beobachtet
man. Durch ſeine Farbloſigkeit hat das Prisma Vorzug vor den Tur-
malinplatten.
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/118>, abgerufen am 26.11.2024.
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