Nachahmungen, so aus laufenden oder melodiösen Gängen beste- hen, thun eine bessere Wirkung, wenn sie mit der rechten Hand in der höhern Octave mitgespielet werden, als wenn man sie vollstimmig ac- compagniret. Auf gleiche Art kann man auch mit dem Unison ver- fahren.
27. §.
Wenn der Baß seine ordentliche Lage verläßt, und in der Lage vom Tenor etwas zu spielen hat, welches öfters in der Singmusik vorzukom- men pfleget; so muß die rechte Hand mit wenig Stimmen, und ganz nahe bey der linken Hand accompagniren: damit das folgende, in der Baßlage, mit desto mehrerer Pracht ausgedrückt werden könne.
28. §.
Wofern, in einem ganz langsamen Stücke, im Basse Bindungen, welche mehrentheis mit Secunde Quarte und Sexte beziffert sind, vor- kommen; und der Accompagnist keinen Violoncell oder ander Baßinstru- ment neben sich hat; kann derselbe, ohne Nachtheil der Generalbaßregel, die gebundenen Noten, mit den dazu gehörigen Dissonanzen anschlagen: weil der Ton des Clavicymbals sich bald verliert; die Dissonanzen aber, ohne den Grundton, dem Gehöre nach, sich in Consonanzen verwan- deln; und folglich die darunter gesuchte Wirkung verlohren geht. Wenn etliche ganze Tacte auf einem Tone gebunden sind; kann gleichfalls ein jeder besonders angeschlagen werden.
29. §.
Hat der Solospieler das Zeitmaaß, beym Anfange, nicht so wie er sollte gefasset: so muß der Accompagnist ihm nicht hinderlich seyn, sol- ches nach seinem Gefallen zu ändern.
30. §.
Um das Zeitmaaß, besonders in ganz langsamen Sätzen, nicht zu verrücken, muß sich der Clavierspieler hüten, daß er beyde Hände nicht zu hoch oder ungleich aufhebe; und daß er die accompagnirenden Noten, als: Viertheile oder Achttheile nicht zu kurz anschlage, und die Hände zu geschwind vom Claviere abziehe. Denn wenn er die Hände länger in der Höhe, als auf dem Claviere hält; so verliert er den Vortheil, die Zeit bey einer jeden Note richtig abmessen zu können. Macht er aber mit den Händen eine gleiche Bewegung, so daß er dieselben eben so lange in der Höhe hält, als er sie auf dem Claviere liegen läßt; so theilen sich
bey
DesXVII.Hauptſtuͤcks.VI.Abſchnitt.
26. §.
Nachahmungen, ſo aus laufenden oder melodioͤſen Gaͤngen beſte- hen, thun eine beſſere Wirkung, wenn ſie mit der rechten Hand in der hoͤhern Octave mitgeſpielet werden, als wenn man ſie vollſtimmig ac- compagniret. Auf gleiche Art kann man auch mit dem Uniſon ver- fahren.
27. §.
Wenn der Baß ſeine ordentliche Lage verlaͤßt, und in der Lage vom Tenor etwas zu ſpielen hat, welches oͤfters in der Singmuſik vorzukom- men pfleget; ſo muß die rechte Hand mit wenig Stimmen, und ganz nahe bey der linken Hand accompagniren: damit das folgende, in der Baßlage, mit deſto mehrerer Pracht ausgedruͤckt werden koͤnne.
28. §.
Wofern, in einem ganz langſamen Stuͤcke, im Baſſe Bindungen, welche mehrentheis mit Secunde Quarte und Sexte beziffert ſind, vor- kommen; und der Accompagniſt keinen Violoncell oder ander Baßinſtru- ment neben ſich hat; kann derſelbe, ohne Nachtheil der Generalbaßregel, die gebundenen Noten, mit den dazu gehoͤrigen Diſſonanzen anſchlagen: weil der Ton des Clavicymbals ſich bald verliert; die Diſſonanzen aber, ohne den Grundton, dem Gehoͤre nach, ſich in Conſonanzen verwan- deln; und folglich die darunter geſuchte Wirkung verlohren geht. Wenn etliche ganze Tacte auf einem Tone gebunden ſind; kann gleichfalls ein jeder beſonders angeſchlagen werden.
29. §.
Hat der Soloſpieler das Zeitmaaß, beym Anfange, nicht ſo wie er ſollte gefaſſet: ſo muß der Accompagniſt ihm nicht hinderlich ſeyn, ſol- ches nach ſeinem Gefallen zu aͤndern.
30. §.
Um das Zeitmaaß, beſonders in ganz langſamen Saͤtzen, nicht zu verruͤcken, muß ſich der Clavierſpieler huͤten, daß er beyde Haͤnde nicht zu hoch oder ungleich aufhebe; und daß er die accompagnirenden Noten, als: Viertheile oder Achttheile nicht zu kurz anſchlage, und die Haͤnde zu geſchwind vom Claviere abziehe. Denn wenn er die Haͤnde laͤnger in der Hoͤhe, als auf dem Claviere haͤlt; ſo verliert er den Vortheil, die Zeit bey einer jeden Note richtig abmeſſen zu koͤnnen. Macht er aber mit den Haͤnden eine gleiche Bewegung, ſo daß er dieſelben eben ſo lange in der Hoͤhe haͤlt, als er ſie auf dem Claviere liegen laͤßt; ſo theilen ſich
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Des XVII. Hauptſtuͤcks. VI. Abſchnitt.
26. §.
Nachahmungen, ſo aus laufenden oder melodioͤſen Gaͤngen beſte-
hen, thun eine beſſere Wirkung, wenn ſie mit der rechten Hand in der
hoͤhern Octave mitgeſpielet werden, als wenn man ſie vollſtimmig ac-
compagniret. Auf gleiche Art kann man auch mit dem Uniſon ver-
fahren.
27. §.
Wenn der Baß ſeine ordentliche Lage verlaͤßt, und in der Lage vom
Tenor etwas zu ſpielen hat, welches oͤfters in der Singmuſik vorzukom-
men pfleget; ſo muß die rechte Hand mit wenig Stimmen, und ganz
nahe bey der linken Hand accompagniren: damit das folgende, in der
Baßlage, mit deſto mehrerer Pracht ausgedruͤckt werden koͤnne.
28. §.
Wofern, in einem ganz langſamen Stuͤcke, im Baſſe Bindungen,
welche mehrentheis mit Secunde Quarte und Sexte beziffert ſind, vor-
kommen; und der Accompagniſt keinen Violoncell oder ander Baßinſtru-
ment neben ſich hat; kann derſelbe, ohne Nachtheil der Generalbaßregel,
die gebundenen Noten, mit den dazu gehoͤrigen Diſſonanzen anſchlagen:
weil der Ton des Clavicymbals ſich bald verliert; die Diſſonanzen aber,
ohne den Grundton, dem Gehoͤre nach, ſich in Conſonanzen verwan-
deln; und folglich die darunter geſuchte Wirkung verlohren geht. Wenn
etliche ganze Tacte auf einem Tone gebunden ſind; kann gleichfalls ein
jeder beſonders angeſchlagen werden.
29. §.
Hat der Soloſpieler das Zeitmaaß, beym Anfange, nicht ſo wie
er ſollte gefaſſet: ſo muß der Accompagniſt ihm nicht hinderlich ſeyn, ſol-
ches nach ſeinem Gefallen zu aͤndern.
30. §.
Um das Zeitmaaß, beſonders in ganz langſamen Saͤtzen, nicht zu
verruͤcken, muß ſich der Clavierſpieler huͤten, daß er beyde Haͤnde nicht
zu hoch oder ungleich aufhebe; und daß er die accompagnirenden Noten,
als: Viertheile oder Achttheile nicht zu kurz anſchlage, und die Haͤnde
zu geſchwind vom Claviere abziehe. Denn wenn er die Haͤnde laͤnger in
der Hoͤhe, als auf dem Claviere haͤlt; ſo verliert er den Vortheil, die
Zeit bey einer jeden Note richtig abmeſſen zu koͤnnen. Macht er aber
mit den Haͤnden eine gleiche Bewegung, ſo daß er dieſelben eben ſo lange
in der Hoͤhe haͤlt, als er ſie auf dem Claviere liegen laͤßt; ſo theilen ſich
bey
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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/254>, abgerufen am 17.06.2024.
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