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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

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Von der Art das Adagio zu spielen.
schmeichelnde Art, mit abwechselndem Piano und Forte vorzutragen su-
chen. Finden sich springende Achttheile mit darunter, wodurch der Ge-
sang trocken, und nicht unterhalten wird: so können die Terzensprünge
mit Vorschlägen oder Triolen ausgefüllet werden. Bleibt aber der Baß
bisweilen, mit einerley Noten, Tactweise, auf einerley Tone und Har-
monie: so bekömmt die Oberstimme die Freyheit, mehrere Manieren zu
machen; doch müssen solche niemals von der Art, in welcher man zu spie-
len hat, abweichen.

21. §.

Ein Andante oder Larghetto im Dreyviertheiltacte, in wel-
chem der Gesang aus springenden Viertheilen besteht, und von dem Basse,
mit Achttheilen, deren mehrentheils sechs auf einerley Tone oder Harmo-
nie bleiben, begleitet wird, kann man etwas ernsthafter, und mit meh-
rern Manieren spielen als ein Arioso. Geht aber der Baß stufenweise hin
und her; so muß man sich schon mehr mit den Manieren in Acht nehmen:
um nicht verbothene Quinten und Octaven gegen die Grundstimme zu
machen.

22. §.

Ein alla Siciliana im Zwölfachttheiltacte, mit punctirten No-
ten untermischet, muß sehr simpel und fast ohne Triller, auch nicht gar
zu langsam gespielet werden. Es lassen sich hierbey wenig Manieren, aus-
genommen einige schleifende Sechzehntheile und Vorschläge anbringen:
weil es eine Nachahmung eines sicilianischen Hirtentanzes ist. Diese Re-
gel kann auch bey den französischen Müsetten und Bergerieen statt finden.

23. §.

Sollte diese Beschreibung nicht einem jeden genug seyn, um daraus
begreifen zu können, auf was Art ein Adagio mit Manieren könne aus-
gezieret werden: so kann das in der XVII, XVIII, und XIX Tabelle be-
findliche Exempel diese Beschreibung noch mehr erläutern. Jch habe aus
den Tabellen, von IX. bis XVI. diejenigen Veränderungen heraus ge-
nommen, die sich zu dem hier befindlichen simpeln Gesange am besten schi-
cketen; und daraus eine an einander hangende ausgezierte Melodie verfer-
tiget. Man kann daran ein Beyspiel nehmen, wie diese einzelnen Ver-
änderungen zusammen gesetzet werden können. Der simple Gesang steht
auf der ersten, und der mit den Veränderungen auf der zweyten Zeile.
Die Ziffern so unten stehen, zeigen die Numern oder Figuren der Exem-
pel aus den vorhergehenden Tabellen; und die darüber befindlichen Buch-

staben,

Von der Art das Adagio zu ſpielen.
ſchmeichelnde Art, mit abwechſelndem Piano und Forte vorzutragen ſu-
chen. Finden ſich ſpringende Achttheile mit darunter, wodurch der Ge-
ſang trocken, und nicht unterhalten wird: ſo koͤnnen die Terzenſpruͤnge
mit Vorſchlaͤgen oder Triolen ausgefuͤllet werden. Bleibt aber der Baß
bisweilen, mit einerley Noten, Tactweiſe, auf einerley Tone und Har-
monie: ſo bekoͤmmt die Oberſtimme die Freyheit, mehrere Manieren zu
machen; doch muͤſſen ſolche niemals von der Art, in welcher man zu ſpie-
len hat, abweichen.

21. §.

Ein Andante oder Larghetto im Dreyviertheiltacte, in wel-
chem der Geſang aus ſpringenden Viertheilen beſteht, und von dem Baſſe,
mit Achttheilen, deren mehrentheils ſechs auf einerley Tone oder Harmo-
nie bleiben, begleitet wird, kann man etwas ernſthafter, und mit meh-
rern Manieren ſpielen als ein Arioſo. Geht aber der Baß ſtufenweiſe hin
und her; ſo muß man ſich ſchon mehr mit den Manieren in Acht nehmen:
um nicht verbothene Quinten und Octaven gegen die Grundſtimme zu
machen.

22. §.

Ein alla Siciliana im Zwoͤlfachttheiltacte, mit punctirten No-
ten untermiſchet, muß ſehr ſimpel und faſt ohne Triller, auch nicht gar
zu langſam geſpielet werden. Es laſſen ſich hierbey wenig Manieren, aus-
genommen einige ſchleifende Sechzehntheile und Vorſchlaͤge anbringen:
weil es eine Nachahmung eines ſicilianiſchen Hirtentanzes iſt. Dieſe Re-
gel kann auch bey den franzoͤſiſchen Muͤſetten und Bergerieen ſtatt finden.

23. §.

Sollte dieſe Beſchreibung nicht einem jeden genug ſeyn, um daraus
begreifen zu koͤnnen, auf was Art ein Adagio mit Manieren koͤnne aus-
gezieret werden: ſo kann das in der XVII, XVIII, und XIX Tabelle be-
findliche Exempel dieſe Beſchreibung noch mehr erlaͤutern. Jch habe aus
den Tabellen, von IX. bis XVI. diejenigen Veraͤnderungen heraus ge-
nommen, die ſich zu dem hier befindlichen ſimpeln Geſange am beſten ſchi-
cketen; und daraus eine an einander hangende ausgezierte Melodie verfer-
tiget. Man kann daran ein Beyſpiel nehmen, wie dieſe einzelnen Ver-
aͤnderungen zuſammen geſetzet werden koͤnnen. Der ſimple Geſang ſteht
auf der erſten, und der mit den Veraͤnderungen auf der zweyten Zeile.
Die Ziffern ſo unten ſtehen, zeigen die Numern oder Figuren der Exem-
pel aus den vorhergehenden Tabellen; und die daruͤber befindlichen Buch-

ſtaben,
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[143/0161] Von der Art das Adagio zu ſpielen. ſchmeichelnde Art, mit abwechſelndem Piano und Forte vorzutragen ſu- chen. Finden ſich ſpringende Achttheile mit darunter, wodurch der Ge- ſang trocken, und nicht unterhalten wird: ſo koͤnnen die Terzenſpruͤnge mit Vorſchlaͤgen oder Triolen ausgefuͤllet werden. Bleibt aber der Baß bisweilen, mit einerley Noten, Tactweiſe, auf einerley Tone und Har- monie: ſo bekoͤmmt die Oberſtimme die Freyheit, mehrere Manieren zu machen; doch muͤſſen ſolche niemals von der Art, in welcher man zu ſpie- len hat, abweichen. 21. §. Ein Andante oder Larghetto im Dreyviertheiltacte, in wel- chem der Geſang aus ſpringenden Viertheilen beſteht, und von dem Baſſe, mit Achttheilen, deren mehrentheils ſechs auf einerley Tone oder Harmo- nie bleiben, begleitet wird, kann man etwas ernſthafter, und mit meh- rern Manieren ſpielen als ein Arioſo. Geht aber der Baß ſtufenweiſe hin und her; ſo muß man ſich ſchon mehr mit den Manieren in Acht nehmen: um nicht verbothene Quinten und Octaven gegen die Grundſtimme zu machen. 22. §. Ein alla Siciliana im Zwoͤlfachttheiltacte, mit punctirten No- ten untermiſchet, muß ſehr ſimpel und faſt ohne Triller, auch nicht gar zu langſam geſpielet werden. Es laſſen ſich hierbey wenig Manieren, aus- genommen einige ſchleifende Sechzehntheile und Vorſchlaͤge anbringen: weil es eine Nachahmung eines ſicilianiſchen Hirtentanzes iſt. Dieſe Re- gel kann auch bey den franzoͤſiſchen Muͤſetten und Bergerieen ſtatt finden. 23. §. Sollte dieſe Beſchreibung nicht einem jeden genug ſeyn, um daraus begreifen zu koͤnnen, auf was Art ein Adagio mit Manieren koͤnne aus- gezieret werden: ſo kann das in der XVII, XVIII, und XIX Tabelle be- findliche Exempel dieſe Beſchreibung noch mehr erlaͤutern. Jch habe aus den Tabellen, von IX. bis XVI. diejenigen Veraͤnderungen heraus ge- nommen, die ſich zu dem hier befindlichen ſimpeln Geſange am beſten ſchi- cketen; und daraus eine an einander hangende ausgezierte Melodie verfer- tiget. Man kann daran ein Beyſpiel nehmen, wie dieſe einzelnen Ver- aͤnderungen zuſammen geſetzet werden koͤnnen. Der ſimple Geſang ſteht auf der erſten, und der mit den Veraͤnderungen auf der zweyten Zeile. Die Ziffern ſo unten ſtehen, zeigen die Numern oder Figuren der Exem- pel aus den vorhergehenden Tabellen; und die daruͤber befindlichen Buch- ſtaben,

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Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/161>, abgerufen am 21.11.2024.