Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.Des ersten Buchs hen/ unterdessen aber doch den Ge-brauch der Vernunfft nicht wenig perturbiren. Wir verstehen hiedurch die Trunckenheit/ so von gewis- sen Säften und Rauche herkömmet/ und/ indeme sie das Geblüte und die Lebens-Geister durch eine gewaltfa- me Bewegung antreibet/ und in Unordnung bringet/ die Leute son- derlich zur Geilheit/ Zorn/ Verwe- genheit/ und zur einer ungemässeten Lust geneiget machet/ dergestalt/ daß ihrer viele durch die Trunckenheit gleichsam ausser sich selbst/ und gantz einer andern Gemüths-Art zu seyn scheinen/ als sie sich sonst bey nichter- nen Muthe anzustellen gewohnet gewesen. Gleichwie aber diese nicht allezeit so starck ist/ daß sie die Ver- nunfft eben gantz und gar hinweg treiben solte; also pfleget sie (in so- fern sich ein Mensch derselben zumal vorsetzlich ergeben/) denen hierüber vor-
Des erſten Buchs hen/ unterdeſſen aber doch den Ge-brauch der Vernunfft nicht wenig perturbiren. Wir verſtehẽ hiedurch die Trunckenheit/ ſo von gewiſ- ſen Saͤften und Rauche herkoͤmmet/ und/ indeme ſie das Gebluͤte und die Lebens-Geiſter durch eine gewaltfa- me Bewegung antreibet/ und in Unordnung bringet/ die Leute ſon- derlich zur Geilheit/ Zorn/ Verwe- genheit/ und zur einer ungemaͤſſeten Luſt geneiget machet/ dergeſtalt/ daß ihrer viele durch die Trunckenheit gleichſam auſſer ſich ſelbſt/ und gantz einer andern Gemuͤths-Art zu ſeyn ſcheinen/ als ſie ſich ſonſt bey nichter- nen Muthe anzuſtellen gewohnet geweſen. Gleichwie aber dieſe nicht allezeit ſo ſtarck iſt/ daß ſie die Ver- nunfft eben gantz und gar hinweg treiben ſolte; alſo pfleget ſie (in ſo- fern ſich ein Menſch derſelben zumal vorſetzlich ergeben/) denen hieruͤber vor-
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Des erſten Buchs
hen/ unterdeſſen aber doch den Ge-
brauch der Vernunfft nicht wenig
perturbiren. Wir verſtehẽ hiedurch
die Trunckenheit/ ſo von gewiſ-
ſen Saͤften und Rauche herkoͤmmet/
und/ indeme ſie das Gebluͤte und die
Lebens-Geiſter durch eine gewaltfa-
me Bewegung antreibet/ und in
Unordnung bringet/ die Leute ſon-
derlich zur Geilheit/ Zorn/ Verwe-
genheit/ und zur einer ungemaͤſſeten
Luſt geneiget machet/ dergeſtalt/ daß
ihrer viele durch die Trunckenheit
gleichſam auſſer ſich ſelbſt/ und gantz
einer andern Gemuͤths-Art zu ſeyn
ſcheinen/ als ſie ſich ſonſt bey nichter-
nen Muthe anzuſtellen gewohnet
geweſen. Gleichwie aber dieſe nicht
allezeit ſo ſtarck iſt/ daß ſie die Ver-
nunfft eben gantz und gar hinweg
treiben ſolte; alſo pfleget ſie (in ſo-
fern ſich ein Menſch derſelben zumal
vorſetzlich ergeben/) denen hieruͤber
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